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Nukleus Mainz: Wie geht es mit dem Biotechnologie-Ausbau voran?

Der Biotech-Ausbau in Mainz läuft. Gleichwohl ist die Anzahl der Biotech-Unternehmen im Kernsegment noch klein und die Anzahl der entsprechenden Ausgründungen im Bundesvergleich ausbaufähig. Dennoch: Vor kurzem eröffneten die Dänen „Novo Nordisk“ ihre neue Deutschlandzentrale im Mainzer „Innovationspark Kisselberg“. Der liegt rechts von der Saarstraße und gehört fast komplett Gemünden / Molitor und der Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG). Auch andere Gebäude sind dort zu finden wie der Software-Riese Aareon, die Berufsgenossenschaft Holz & Metall oder auch das neue Flüchtlingsheim der Stadt Mainz. Auch ein Hotel ist geplant – von Gemünden.

Das in der EU fast wertvollste aktiennotierte Biopharma-Unternehmen Novo Nordisk ist mit seinem Deutschland-Hauptsitz auf der Biotech-Achse vertreten (Foto: Axel Gaube)

100 Jahre Jubiläum
Novo Nordisk als führendes Biotech-Unternehmen in Diabetes, Adipositas & Co. feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen und ist seit 1958 in Mainz angesiedelt, zuletzt noch auf dem Lerchenberg. Nun gibt es um die 350 Arbeitsplätze im neuen „Haus Krogh“ am Europakreisel. Der Gebäudename würdigt die Verdienste der Unternehmensgründer. Im Bereich der klinischen Studien spielt Deutschland für Novo Nordisk eine Schlüsselrolle: 2/3 weltweit davon werden mit deutscher Beteiligung entwickelt. Novo Nordisk beschäftigt 59.000 Menschen in 80 Ländern und vermarktet seine Produkte in 170 Ländern. In Deutschland sind 500 Mitarbeiter tätig, mehr als die Hälfte davon am Hauptsitz in Mainz. Novo Nordisk will auch in anderen Forschungsbereichen Fuß fassen. Im November 2021 hatte der Konzern die Übernahme eines RNA-Spezialisten für 3,3 Milliarden Dollar angekündigt – kurze Zeit später meldeten die Dänen Vollzug. Die milliardenschwere Transaktion zahlt sich mit der US-Zulassung für die RNA-Therapie Rivfloza aus. Aktuell steht das Biopharma-Unternehmen vor allem wegen der Nachfrage nach seinem Abnehm-Medikament „Wegovy“ in den Schlagzeilen. Der dänische Insulin-Weltmarktführer kämpft seitdem mit dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH um den Titel als wertvollstes europäisches börsennotiertes Unternehmen.

Das geplante LAB1 auf dem Life Science Campus

Gemünden in aller Munde
Doch der eigentliche Biotech-Ausbau passiert nicht rechts, sondern links der Saarstraße: Sei es beim ersten Spatenstich – auch wieder von Gemünden – zum Bau des LAB1 oder bei der Gründung der städtischen Gesellschaft Biomindz (www.biomindz. com): alle Zeichen stehen auf „Momentum“ und „Nukleus“, so das neue Wording der Landesregierung. Mainz soll der Nukleus der Biotechnologie-Entwicklung in Rheinland-Pfalz sein. Hinter oder neben der Uni sowie Hochschule Mainz will die Stadt bis zu 50 Hektar Fläche entwickeln (das entspricht 70 Fußballfeldern), um sie an Biotechnologie-Unternehmen zu vermieten. Momentan sind um die 10 Hektar in Besitz von Stadt, Land und Gemünden & Co., die dafür ver- oder geplant sind, als sogenannter „Biotech- und Life-Science-Campus“ (zum Vergleich: der Kisselberg fast um die 40 Hektar). Schnell wie die Privaten sind, steht auch schon der Bauantrag für die erste Immobilie, das LAB1 von Gemünden, ein 3.000 qm umfassendes Labor- und Bürogebäude. Als Ankermieter kommen auch hier Skandinavier, dieses Mal aus Norwegen: Das Medizinprodukte- Unternehmen Lifecare AS aus Bergen will seine bestehende Produktion aus Reutlingen und Mainz mit 50 Mitarbeitern vor Ort bündeln. Wie bei Novo Nordisk geht es auch hier um Diabetes – und zwar um nano-Sensoren als Mini-Chips unter der Haut, die in zwei bis drei Jahren zur Marktreife gelangt sein sollen. Damit soll Diabetes nachhaltig bekämpft werden. Lifecare bezieht 1.000 qm im EG, und der nächste Bauantrag für das Labor- und Bürogebäude „LAB2“ mit 6 bis 8.000 qm Fläche ist bereits in Vorbereitung. Ein weiterer Mieter im LAB1 ist Prof. Dr. Frederik Wurm vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung (MPIP), der sich mit seinem Startup „LigniLabs“ auf 470 qm ansiedelt. „Laborflächen für chemische Forschung sind schwer zu finden und die Nähe zu unserem Heimatinstitut MPIP ist ideal“, so Wurm. In den neuen Räumlichkeiten soll die Ausgründung im Bereich des nachhaltigen Pflanzenschutzes an Fahrt aufnehmen. Gemeinsam mit seinem Team hat er ein biotechnologisches Fungizid entwickelt, das für den Weinbau von Bedeutung ist: Sein Wirkstoff bekämpft die Rebstock-Pilzkrankheit Esca. Befällt Esca einen Rebstamm, sowird dieser von innen zerstört. Mit herkömmlichen Fungiziden sei der Pilzkrankheit kaum beizukommen. Im Sommer 2025 wird das LAB1 fertiggestellt sein. Gemünden / Molitor-Geschäftsführer F. Albrecht Graf von Pfeil: „Das LAB1 ist nur der Auftakt. Wir entwickeln mit Hochdruck weitere Laborgebäude, um die Nachfrage zu bedienen.“

Das erste im Bau befindliche Areal zwischen Hochschule und Saarstraße

Größeres Forschungszentrum?
Nach Informationen der Allgemeinen Zeitung sind Gespräche zwischen Stadt / Land und einem Groß-Investor für ein weiteres Bauprojekt fortgeschritten, für das auch das Technologiezentrum Mainz (TZM) dort (Foto li) angesiedelt werden soll. Die AZ spricht vom Unternehmen „Kadans Science Partner“ aus den Niederlanden, das in sechs europäischen Ländern große Gebäude betreibt, die Forschung und Entwicklung gewidmet sind. Dazu gehören die Bereiche Lifesciences, Gesundheit, Ernährung, Energie und Digitalwirtschaft. Mit 13 Standorten befinden sich die meisten Projekte in den Niederlanden. In Deutschland gibt es sich nach Informationen auf der Website erst einen Standort in Aachen, wo bis Ende 2024 ein „Campus“ mit Laboren, Forschungsflächen und Co-Working-Bereichen entsteht. Nach Informationen der AZ umfasst das Gebäude nach den Plänen von Kadans Science Partner in Mainz eine Nutzfläche von etwa zwei Hektar. In Gesprächen mit dem Unternehmen habe jedoch eine Hürde darin bestanden, dass das Verkehrskonzept noch nicht abschließend geklärt und insbesondere die Frage einer Quartiersgarage offen sei. Bürgermeister Günter Beck (Grüne) wurde hier konkreter. Demnach gebe es bei der MAG, die über die PMG fast alle Parkhäuser in Mainz betreibt, Überlegungen, eine Quartiersgarage auf dem Biotech-Campus zu errichten. Platz ist genug, wenn da nicht aufgrund des ungünstigen Zinsumfeldes die momentan zurückhaltende Haltung am Bau wäre. Dennoch: Das städtische Bauamt unter Marianne Grosse (SPD) sitzt an der Auslobung eines Ideenwettbewerbs für das gesamte Areal, in dem auch ökologische Aspekte mit einbezogen sein sollen. Den konkret wahrnehmen Progress bisher jedenfalls machen hauptsächlich die Privaten, wie Gemünden Molitor.

Biontech zieht in die LBBW auf die Große Bleiche … (Foto: Johannes Lahr)
… und plant eine „PilotFacility“ auf dem ehemaligen IBMGelände
in der Hechtsheimer Straße als weltweit erste Produktionsstätte für MRNA-basierte Krebsmedikamente (Foto: BioNTech SE 2023)

Biontech als Zugpferd
Für Biontech war das „Momentum“ fast schon wieder vorbei. Denn nach dem Ende der Pandemie brach der Umsatz bei dem Unternehmen drastisch ein – bis zu 80 Prozent, so stark, dass der laufende Stadthaushalt sogar ins Minus rutschte. Die Prognose bezifferte nach den beiden Milliarden-Jahren für 2023 nur noch Brutto-Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 620 Mio. Euro. Später wurde noch weiter nach unten korrigiert: „Wir werden bei 366 Mio. Euro landen“, so zuletzt Finanzdezernent Günter Beck. „Das ist ein immenser Einbruch, mit dem wir so schnell nicht gerechnet hatten.“ Statt eines Überschusses von 153 Mio. Euro weist der Mainzer Haushalt für das laufende Jahr am Ende ein Minus von 34 Mio. Euro auf, das im kommenden Jahr noch deutlich steigen wird. Und dabei sind weitere Entwicklungen noch gar nicht eingerechnet, die die Kommunen „restlos in die Knie“ zwingen könnten, wie Beck warnt. Auswirkungen auf bereits beschlossene Projekte soll diese Entwicklung nicht haben, betont Beck. Aber: Die „federleichten Zeiten“ sind vorbei. Und Biontech sucht fieberhaft nach neuen Erlösquellen, etwa bei der Bekämpfung von Krebs. Hier hofft man weiter auf den MRNA-Erfolg. Die (bauliche) Expansion läuft dennoch, unter anderem auf dem Areal der GFZ-Kaserne bei Hechtsheim oder jetzt auch inmitten der Innenstadt mit der Übernahme des ehemaligen LBBW-Gebäudes auf der Großen Bleiche.

Auf einem Kasernengelände in Hechtsheim will Biontech seinen neuen Campus errichten

Neue Standorte
Rund 5.500 Mitarbeiter zählt Biontech über den Globus verteilt (nur ein Zehntel von Novo Nordisk), über die Hälfte davon ist in Mainz ansässig. Gerade während Corona wuchs das Personal rasant, was neue Flächen erforderte. Rund 1.200 Büroarbeitsplätze stehen bald im ehemaligen LBBW-Gebäude an der Großen Bleiche bereit. Im Inneren des angemieteten Hauses, das in direkter Nachbarschaft zum Stadthaus liegt und mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist, entstehe derzeit ein modernes Arbeitsumfeld. Die frei werdenden Kapazitäten im früheren Bundeswehr- Gebäude „K1“ in der Oberstadt dagegen sollen künftig der Forschung und Entwicklung dienen. Momentan entsteht zudem nahe dem Hauptsitz „An der Goldgrube“, auf dem Gelände der ehemaligen Generalfeldzeugmeister- Kaserne (GFZ), der Biontech-Campus, ein 25.000 qm großes Areal, das nach Angabe des Unternehmens ein Bekenntnis zur Stadt sei, so Sierk Poetting, Biontechs „Chief Operating Officer“. Der Name des neuen Forschungsgebäudes „K2“ ist an den einstigen Sitz des „Kasernengebäudes 2“ angelehnt. Bis 2025 soll der Bau fertiggestellt sein und im Anschluss Raum für Forschung und Entwicklung bieten. Geplant ist auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Damit heißt es in Zukunft: Forschung und Entwicklung am Biontech- Campus, Verwaltung und Präsenz in der Großen Bleiche. Die Produktion wurde nach Marburg verlagert. Ursprünglich sollte auch diese Sparte im neuen „K2“ beheimatet sein. Hinzu kommen zwei weitere Biontech-Standorte in Mainz: Im „Innovation Hub“ in Hechtsheim sind seit Ende des Jahres 2021 rund 230 Mitarbeiter mit der Erforschung neuer Wirkstoffe beschäftigt. Und die „PilotFacility“ auf dem ehemaligen IBM-Gelände in der Hechtsheimer Straße soll ab 2024 dafür dennoch als weltweit erste Produktionsstätte für MRNA-basierte Krebsmedikamente dienen. Geplant sei, dort jährlich über 10.000 Dosen individualisierte Krebstherapien herzustellen.

Biontech-Nobelpreisträgerin
Ende September ging zudem der Nobelpreis für Medizin u.a. an Katalin Karikó, die in Mainz schon länger bekannt ist. Sie traf den Biontech-CEO Ugur Sahin und weitere Biontech-Wissenschaftler bereits 2013 – eine Gruppe von MRNA-Enthusiasten war gefunden. Rückblickend sagt Karikó über dieses Treffen: „Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich nicht erklären, dass mRNA gut ist. Alle Personen, die dort waren, glaubten bereits daran.” Auch Sahin erinnert sich: „Wir teilten die Begeisterung für MRNA und Forschung. Also fragte ich sie: ‚Wärest du an einer Zusammenarbeit hier bei Biontech interessiert?‘“ Karikó stimmte zu und begann für das Unternehmen zu arbeiten. Nach fast einem Jahrzehnt bei Biontech beschloss sie, 2022 zurück nach Pennsylvania zu ziehen, auch um näher bei ihrer Familie zu sein. Die Verbundenheit zum Mainzer Unternehmen hat sich die Nobelpreisträgerin als externe Beraterin jedoch erhalten.

Schott ist jetzt auch als Schott Pharma an der Börse

Schott goes Pharma
Doch ist dies nicht alles zu Biotechnologie made in Mainz. Am 28. September ist Schott Pharma an die Frankfurter Börse gegangen. Der Konzern entwickelt seit über 100 Jahren Produkte und Dienstleistungen für die Pharma- und Biotechindustrie. Das Unternehmen ist weltweiter Marktführer bei der Entwicklung und Herstellung einer breiten Palette von Lösungen für die Aufnahme und Verabreichung injizierbarer Arzneimittel, die an die pharmazeutische und biotechnologische Industrie geliefert werden. Laut eigenen Angaben ist man weltweit die Nummer eins auf dem Markt für Polymerspritzen, Ampullen und Fläschchen, die Nummer zwei auf dem Markt für Karpulen und die Nummer drei auf dem Markt für Glasspritzen. Der Ausgabekurs von 27 Euro je Aktie ist bereits auf über 30 Euro gestiegen – noch Zeit, günstig einzusteigen! 23 Prozent der Anteile – ca. 35 Mio. Aktien – sind frei handelbar, der Rest verbleibt bei der Schott AG, die die Kontrolle über ihre Tochter behält. Auch der Börsenwert liegt mit rund 4,5 Milliarden Euro einiges über den Erwartungen. Knapp eine Milliarde Euro konnte Schott mit dem Börsengang realisieren. Die Pharma-Tochter braucht Kapital für ihren Wachstumskurs, etwa für Augmented Reality, Weltraumprojekte oder Glasinnovationen für die Halbleitertechnik. Auch im wachsenden Markt der Antifettleibigkeitsmedikamente ist Schott Pharma bei seinen Kunden Novo Nordisk und Eli Lily vertreten – hier schließt sich der Kreis.

Hier sollen sich Unternehmen ansiedeln: Luftbild vom Kisselberg über die verplanten Biotech-Äcker

Schule & Studium
Von zentraler Bedeutung neben Ausbau-Flächen ist auch die Verbindung von biotechnologischer Forschung und Ausbildung. In der gesamten Bundesrepublik finden sich Studiengänge mit einem Bezug zur Biotechnologie, auch in Mainz. Die Promotionsmöglichkeiten an der JGU sind von Internationalität, Interdisziplinarität und Kooperationen geprägt. Wie in vielen Bereichen erschweren aber vorwiegend deutschsprachige Studienangebots den Zugang für ausländische Studierende. Die bessere Verzahnung und Außendarstellung des Studienangebotes übernimmt die in 2022 gestartete Biotechnologie-Akademie, die die gesamte Ausbildungs- und Weiterbildungskette unterstützen soll. Dies gilt auch für die schulische MINT-Bildung, die seit Jahren im Rahmen einer MINT-Strategie ausgebaut wird. Auch wenn die Möglichkeiten in Rheinland-Pfalz als gut zu bewerten sind, trifft das Land der allgemeine Arbeitskräftemangel. Und auch das Thema „Internationale Schule“ für den möglichen globalen Biotech-Nachwuchs rückt derzeit in die Ferne. Gemünden und Molitor, die auch hier als Bauunternehmung im Gespräch waren, haben sich vom Poker um die Schule (aus Mainz) zurückgezogen. Verschiedene Probleme lagen auf dem Tisch, unter anderem dass in Rheinland-Pfalz kein Schulgeld erhoben werden dürfe, berichtet die AZ über die Bedenken des Investors. Für Mainz ein Dämpfer. Immerhin will man nun eine internationale Kita im Innovationspark Kisselberg errichten.

Biotechnologie-Koordinator Thines

Biotechnologie-Koordinator
Für ein Gelingen braucht es auch Köpfe, die zusammenführen, Prozesse koordinieren und nach vorne bringen. Es gibt immer noch einiges an Chaos und noch zu wenig nachhaltige Kooperation, die alle Aspekte, die das Wachstum einer Stadt wie Mainz betreffen, einbezieht. Die Aufgabe des Landes-Biotechnologie- Koordinators hat in den vergangenen zwei Jahren Prof. Dr. Georg Krausch (Präsident der Uni Mainz) übernommen. Seit dem Sommer ist es Prof. Dr. Eckhard Thines, seines Zeichens Professor für Biotechnologie an der Uni Mainz. Als Dekan des Fachbereichs Biologie hat er hochschulische Erfahrungen, auch im internationalen Kontext. Thines soll vernetzen und die Biotechnologie in Mainz, aber auch ganz Rheinland- Pfalz voranbringen. Er weiß nur zu gut, dass es auch noch viele andere Player in Deutschland und weltweit gibt und Mainz ein kleinerer Fleck auf der Karte ist – gerade auch neben Riesen wie Boehringer Ingelheim in der Nähe. Es geht ihm darum, ein „attraktives Umfeld zu schaffen“, denn „Biotechnologie hat immer etwas mit Anwendung zu tun“. Thines sieht Mainz als Kristallisationskeim in Rheinland- Pfalz, wobei man vor zwei Herausforderungen stehe: Zum einen benötigt man einen „Haufen Equipment für die Entwicklung. Das ist verdammt teuer, dennoch müssen es die zukünftigen Unternehmen vorfinden.“ Und es geht auch um die Ermittlung: Wo sind überhaupt die Bedarfe? „Wir müssen zuerst einmal eine Infrastruktur aufbauen.“ Zum anderen sollen die später aufgebauten „Cluster“ den sich ansiedelnden Unternehmen ein „Rundum-Sorglos-Paket“ bieten, das ihnen alles um den Kern der Forschung herum abnimmt, etwa in punkto Personal und Verwaltung, IT etc.

Wie groß ist der Flächenbedarf tatsächlich?
Laut Thines ist der Bedarf an Flächen „gigantisch“, Namen von Unternehmen könne er jedoch hier nicht nennen. Die erfahren wir auch nicht vom Pressesprecher von Biomindz oder Vertretern von Stadt oder Land bzw. von Privatleuten. Zum Teil heißt es sogar, dass aufgrund der aktuellen Zinspolitik Themen wie Bauen gerade zurückhaltend betrachtet werden. Richtig schlau wird man daraus nicht. Und am wenigsten integriertes Denken erklingt bei auf der Hand liegenden Themen wie Versiegelung und Klima rund um den Europakreisel, vor allem aber um die Fragen: Wo soll der Wohnraum für die tausenden Biotech-Angestellten entstehen? Und wie kommt die Infrastruktur hinterher – also Schulen, Kitas, Ärzte, Verkehr, Grün, Erholung etc? In einer berstenden Stadt wie Mainz fühlt sich für diese Konsequenzen kaum jemand zuständig. Für Thines immerhin eine interessante Fragestellung, aber: „nicht meine Baustelle“. Bei geschätzt 5.000 neuen Arbeitsplätzen oder mehr und dem weiterhin geplanten Wachstum von Mainz stößt die Stadt aktuell extrem an ihre Grenzen. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe.

Text Alexander Weiß & David Gutsche