von Carina Schmidt und Neli Mihaylova (Artikel aus der Allgemeinen Zeitung):
Mainz wächst und wird weiter wachsen. Das gilt nicht nur für seine Einwohner, sondern auch sein Gewerbe. „Als Schwarmstadt ist die Landeshauptstadt gut aufgestellt“, stellt Liegenschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP) zufrieden fest. Derzeit gebe es insgesamt 2000 Projektgesellschaften, die Gewerbesteuer bezahlen. Wie gut Mainz da stehe, belege beispielsweise der Zukunftscheck des Kölner Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) 2015, bei dem die 69 größten Städte anhand von gut 100 Faktoren auf ihre Wirtschaftskraft sowie ihre Lebens- und Wohnqualität getestet. Dabei wurde auch die Zukunftsfähigkeit für die kommenden 15 Jahre ermittelt. Mainz landete beim Zukunftsindex auf Rang 13. „Verantwortlich ist vor allem das gute Abschneiden bei den ‚kreativen Dienstleistungen‘“, berichtet Sitte. „Wir belegen sogar Platz eins.“
Gesundheitswesen bietet 15.000 Arbeitsplätze in Mainz
Schwerpunkte seien in Mainz die IT- und Medienbranche mit 12.000 Arbeitsplätzen (die größten Arbeitgeber sind ZDF, SWR und VRM), Gesundheitswesen mit 15.000 Arbeitsplätzen und die Kreativwirtschaft mit rund 12.000 Sozialversicherten. „Zwei Drittel der Unternehmen, die in den städtischen Gewerbegebieten angesiedelt sind, kommen aus Mainz“, erklärt Franz Ringhoffer, Geschäftsführer der Grundstücksverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz mbH (GVG), die für die Entwicklung der städtischen Gewerbeflächen zuständig ist. „Das sind in der Regel Firmen, die in der Stadt an ihre Grenzen gestoßen sind und sich dort nicht mehr vergrößern konnten“, erläutert er weiter.
Etwa ein Drittel der Unternehmen komme von außerhalb: „Der Umzug eines großen Unternehmens ist immer eine große Herausforderung“, schildert Ringhoffer.
Der GVG-Geschäftsführer ist froh, dass die Stadt Mainz überhaupt noch gewerbliche Flächen anbieten kann. „Das war Mitte der 90er Jahre ein Problem. Denn damals hatte die Stadt überhaupt keine Möglichkeit, neue Gewerbegebiete zu entwickeln“, erklärt Ringhoffer. Das Gewerbegeschäft sei ein langfristiges Geschäft, meint er: „Wenn wir erst anfangen ein Gewerbegebiet zu entwickeln, wenn ein Unternehmen Interesse zeigt, sind wir zu spät dran.“
Entwicklung eines Gewerbegebietes nimmt fünf bis zehn Jahre in Anspruch
Zwischen fünf und zehn Jahren dauere es, bis ein neues Gewerbegebiet komplett entwickelt sei. „Allein die Grundstücksverhandlungen können einige Jahre in Anspruch nehmen“, so der Geschäftsführer. Bei der Entwicklung des Wirtschaftsparks Mainz Rhein-Main habe es zum Beispiel acht Jahre gedauert, bis alle Grundstücke gesichert worden seien. Fast zwei Jahre im Voraus begännen die Gespräche mit den interessierten Unternehmen. Rund 80 Gespräche seien nötig, bis ein Vertrag unterschrieben werde, so Ringhoffer.
Mainz sei ein attraktiver Ort für Gewerbe: „Wir haben eine Universität, eine Hochschule sowie viele hochqualifizierte Fachkräfte“, schildert Ringhoffer. Dazu sei die Lage der Stadt im Rhein-Main-Gebiet von Vorteil. „Und unsere Preise sind um die 20 Prozent günstiger als die Preise der Gewerbegebiete in Frankfurt“, fügt er hinzu. Doch was ist beim Vorgehen entscheidend, um neue Gewerbegebiete zu entwickeln? Wichtig sei hierbei, meint Sitte, dass die weichen Standortfaktoren wie Kulturangebot, Freizeitmöglichkeiten, Bildungsangebot, Wohnraum und Naherholung nicht vernachlässigt werden, betont der Liegenschaftsdezernent: „Denn das Wohnumfeld entscheidet mit, ob ein Unternehmen sich ansiedelt oder nicht.“
Auch dass der Branchen-Mix weiterhin breit gefächert bleibe, sei für sich neu ansiedelnde Unternehmen relevant. „Wir müssen außerdem darauf achten, dass darunter auch künftig produzierende Dienstleistungsangebote sind“, ergänzt Sitte. Perspektivisch werde als Nächstes das 150.000 Quadratmeter große Gebiet „Hochschulnahes Gewerbe“ gegenüber vom Kisselberg entwickelt.