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Neue Betreiber für Capitol-Kino gesucht

Seit drei Monaten sind die Capitol- und Palatin-Kinos geschlossen, nun kommt Bewegung in die Sache. Wie die Stadt mitteilt, habe man die Capitol-Immobilie auf 10 Jahre angemietet und sucht nun nach einem Betreiber unter https://www.mainz.de/kultur-und-wissenschaft/film/film.php – Einfach wird das nicht…

Im vergangenen Jahr beauftragte der Stadtrat die Verwaltung, eine Lösung zum Erhalt der Programmkinos zu erarbeiten. Nachdem die entsprechenden Beschlüsse der Gremien nun gefasst wurden und das Kino Capitol seit dem 1. November von der Stadt Mainz angemietet ist, hat das Kulturdezernat am 31. Januar jenes Interessenbekundungsverfahren für den Interimsbetrieb im Capitol eröffnet und veröffentlicht.

Bei einem Pressegespräch stellte Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse gemeinsam mit den von der Stadt beauftragten Kino-Experten Dr. Morticia Zschiesche und Michael Schwarz (Dokumentarfilmer) die Grundzüge des Verfahrens vor.  Interessierte Kino-Betreiber, Unternehmen oder Initiativen können sich  bis Freitag, 15. März (12 Uhr) mit einem Konzept für den Interimsbetrieb im Capitol bewerben.

Innerhalb des Programms soll der Schwerpunkt auf einem Angebot liegen, welches der Tradition des Capitols unter den letzten Betreibern nicht nachsteht und mittels möglichst großer Bandbreite und Diversität das Stammpublikum erhalten soll. Im Mittelpunkt sollen Arthouse-Filme, Blockbuster in Originalfassung, sowie deutsche und europäische Produktionen stehen. Darüber hinaus sollen insbesondere die Kinder- und Jugendkinoarbeit und Angebote für alle Teile der Gesellschaft Teil der Programmstruktur werden sowie Kooperationen mit Institutionen, Initiativen und Vereinen in Mainz und den lokalen Festivals erfolgen.

„Ich freue mich sehr, dass wir nun den nächsten Schritt auf dem Weg zum Erhalt der Programmkinos gehen können und den letzten Schritt für einen Interimsbetrieb im Capitol“, sagt Bau- und Kulturdezernentin Grosse. „Es war uns von Beginn an wichtig, das breit aufgestellte Kino-Angebot und die bewährten Kinostrukturen in Mainz zu erhalten. Um dies nachhaltig sicherzustellen, war die detaillierte und aufwändige Planung der nächsten Schritte zwar recht langwierig, aber unbedingt notwendig.“

Über die eingereichten Bewerbungen entscheidet nach Ablauf der Einreichphase eine Vergabejury. Diese umfasst unter dem Vorsitz von Bau- und Kulturdezernentin Grosse neben Mitgliedern der im Kulturausschuss des Stadtrats vertretenen Fraktionen, auch externe Film- und Kinoexperten:

  • Nadine Gehm, Filmschaffende und Projektleiterin des Film- und Medienforum  RLP,
  • Hanna Reifgerst, Leiterin der Geschäftsstelle des Fördervereins Deutscher Kinderfilm V. und Kuratorin des Jugendfilm-Wettbewerbs Deutsches Kinder Medien Festival Goldener Spatz,
  • Ursula Simgen-Buch, Mitbetreiberin der Programmkinos Union-Studio für Filmkunst in Kaiserslautern und Provinz Programmkino in Enkenbach,
  • Joachim Kurz, Gründer und Herausgeber der „Kino-Zeit“ und Vorstandsmitglied des Bundesverbands kommunale Filmarbeit, sowie •
  • Dr. Morticia Zschiesche (im vergangenen Jahr von der Landeshauptstadt Mainz beauftragte Kino-Expertin) und
  • Michael Schwarz (Dokumentarfilmer).

Dr. Zschiesche und Michael Schwarz betonten ihre Freude über die bisherigen Ergebnisse und die Veröffentlichung des Verfahrens. „Die nun erfolgte öffentliche Ausschreibung für die Interimsbespielung des Capitol-Kino ist auch aus meiner Sicht der richtige Schritt, damit sich das Arthouse-Kino in diesem attraktiven Saal bis zum Neubau in der Hinteren Bleiche auch weiterhin entfalten kann und – ganz wichtig! – nicht in Vergessenheit gerät“, so Zschiesche. Darüber hinaus biete die Zwischennutzung gegebenenfalls auch für die künftigen Kinobetreiber des Verbundbetriebs der Programmkino-Standorte die Möglichkeit, ihr Programmkonzept zu erproben.
Michael Schwarz ergänzt: „In einer Landeshauptstadt, die exzellente Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in diversen Mediensegmenten bietet, ist es essentiell, neben Multiplex- und Kommunalem Kino auch aktuelles Programmkino auf der großen Leinwand zu präsentieren. Der heute ausgeschriebene Interimsbetrieb für das älteste Kino der Stadt ist von größter Wichtigkeit, gilt es doch, eine vielseitige Kinokultur und insbesondere möglichst viele Kinostarts aktueller Programmkino-Filme weiterhin nachhaltig in Mainz zu verankern und auch das bestehende Stammpublikum nach wie vor an die Stadt zu binden.“

Über die Ergebnisse des Interessenbekundungsverfahren will die Stadt berichten, sobald eine Entscheidung der Jury vorliegt.

Hintergrund / Kommentar

Im vergangenen Jahr hatte die Stadt das „Capitol“ in der Neubrunnenstraße angemietet, um den Erhalt der Mainzer Programmkinos zu ermöglichen, nachdem Investor Fischer+Co das Palatin-Gebäude erworben hatte, abreißen und neu bauen wollte. Nach vielen Hin und Her (dazu diverse Infos auf diesen Seiten) wurde kürzlich auch die im Capitol vorhandene Ausstattung inklusive Kinotechnik erworben, um das Kino betriebsfertig in neue Hände übergeben zu können. Dieser Prozess wurde mit den letzten Gremienbeschlüssen im Januar 2024 abgeschlossen und das Interessenbekundungsverfahren für den Interimsbetrieb im Capitol veröffentlicht.

Der zukünftige vorgesehene Verbundbetrieb der Programmkinos an den Standorten Capitol und Hintere Bleiche 6-8 ist von diesem Interessenbekundungsverfahren nicht betroffen und wird zu einem späteren Zeitpunkt separat ausgeschrieben, wenn die Anmietung, oder der Erwerb des neuen Kinos in der Hinteren Bleiche 6-8 ebenfalls von den zuständigen städtischen Gremien beschlossen werden sollte.

Allerdings steht neben vielen Fragen insbesondere die große Frage der Finanzierung im Raum: Wie kann ein Betreiber nur ein (Capitol)Kino führen und dies auch noch wirtschaftlich, solange bis die anderen Kinos gebaut sind? Hier sind kreative Lösungen und Konstrukte gefragt. Auch ist die Latte für junge Bewerber recht hoch gelegt, zahlreiche Voraussetzungen werden gefordert. Dann bleibt auch noch die Frage offen, ob die neuen Palatin Kinos mit 3 Sälen von Fischer+Co erworben oder angemietet werden, als auch noch die Großbaustelle Ludwigsstraße, an der das neue kommunale Kino entstehen soll, das derzeit im Cine Mayence am Schillerplatz residiert. Die Auswahl der Bewerber wird den weiteren Weg weisen. 6 Wochen Frist ist nicht viel, ein Start des Capitol-Kinos im Frühsommer nicht unwahrscheinlich …

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