Wer mit einem Smartphone durch die Innenstadt streift, stellt fest, dass es an vielen Orten öffentliche WLAN-Netze gibt: Studenten haben ihre Hochschul-Abdeckung, beinahe jedes Café und Restaurant bietet heutzutage „Free Wifi“ und auch die Politik setzt auf Breitband-Ausbau.
„Öffentliches WLAN steht bei der Stadt seit 2013 auf dem Plan“, erzählt Gersi Gega, Abteilungsleiter im Wirtschaftsdezernat der Stadt Mainz. Man arbeite hier mit mehreren Betreibern zusammen. Die Deutsche Telekom stellt etwa 26 HotSpots in Mainz bereit, unter anderem am Hauptbahnhof und an der Großen Bleiche. Hier surft man noch für happige 4,95 Euro pro Tag. An den insgesamt zwölf Hotspots von Vodafone (z. Bsp. am Schillerplatz), kommt man täglich für 30 Minuten umsonst ins Netz. „Am liebsten wollen wir den Leuten natürlich kostenloses WLAN bieten“, sagt Gega, „doch das ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden.“
Kostenloses Surfen dank Freifunk
Kostenlosen, uneingeschränkten und unzensierten Zugang zum Internet – dafür steht die Initiative „Freifunk“. Als Teil einer globalen Bewegung für freie und offene Netze sind die Freifunker in Mainz mit ganzen 600 Knotenpunkten aktiv. Es handelt sich dabei größtenteils um private Router, die sich mit Freifunk-Technik zu einem offenen, kostenlosen Netz verbinden lassen. Hier kann jeder Mainzer mithelfen. Man braucht lediglich einen Router und die Freifunk-Firmware, die über die Website umsonst heruntergeladen wird. „Freies und unzensiertes WLAN sollte so selbstverständlich sein wie öffentliche Toiletten“, beschreibt Erik Donner von Freifunk Mainz seine Vision. „Den Zugang zu Informationen und politischen Prozessen darf man niemandem verwehren.“
Soweit stimmt auch die Stadtverwaltung zu. Doch Probleme ergeben sich, sobald ein Nutzer illegalen Aktivitäten nachgeht. Katja Laun, Inhaberin des Altstadtcafés, kann davon ein Lied singen: „Am Anfang haben wir den Kunden Zugang zu unserem privaten Netz gegeben“, erzählt sie, „bis wir verklagt wurden.“ Die Klage kam von niemand geringerem als Rapper Bushido. Ein Gast habe einen seiner Songs über das Netz des Cafés illegal verbreitet. Auch andere Geschäfte sind betroffen und erhalten Abmahn-Klagen.
Durch eine Änderung des Telemedien- Gesetzes im Juni 2016 sollen derartige Fälle künftig vermieden werden. Der Anschlussinhaber darf nicht länger für illegale Aktivitäten von Nutzern verantwortlich gemacht werden. Die sogenannte „Störerhaftung“ ist damit abgeschafft worden. Doch gibt es Einschränkungen: Urheberrechtsinhaber dürfen Netzbetreiber weiterhin abmahnen, wenn diese ihr Netz nicht mit einem Passwort schützen und so nicht mal eine Grundlage an Sicherheit bieten. Das entspricht wiederum nicht der Idee von Erik Donner und seinen Freifunk-Kollegen, denn „frei“, verstehen sie als öffentlich zugänglich, nicht kommerziell, im Besitz der Gemeinschaft und unzensiert.
Auf Nummer sicher
Die Stadt zieht es vor, rechtlich weitgehend abgesichert zu sein. „Wir finden Freifunk grundsätzlich super. Aber sie wollen eben nichts einschränken“, bedauert Gersi Gega die Lage. Ein WLAN-Konzept für die Innenstadt in Verbindung mit dem Freifunk-Netz zu erstellen, verlief daher bisher ins Leere. Das ist kein Beinbruch, haben die meisten Menschen sowieso die Möglichkeit, sich mit ihrem Handy ins Netz einzuwählen. Beinahe unentbehrlich ist kostenloses WLAN jedoch für Menschen, die sich keinen eigenen Router oder auch keinen teuren Handy-Vertrag leisten können.
Behrouz Asadi ist Leiter des Migrationsbüros bei den Maltesern. Er freut sich, in vielen Flüchtlingsunterkünften bereits seit eineinhalb Jahren kostenloses Freifunk-WLAN zu bieten: Denn „Kommunikation geschieht heute hauptsächlich digital. Da ist Internetzugriff unabdingbar.“ Ein 19-Jähriger Flüchtling aus Afghanistan bestätigt: „Wir schauen Videos, Facebook, und halten Kontakt zu unseren Familien. Es wäre hier sehr langweilig ohne Internet. Nur manchmal ist das Netz zu langsam.“
Für schnelleres und „sicheres“ öffentliches WLAN wird aber bald auch von anderer Seite gesorgt: Die Stadtwerke haben im Juni letzten Jahres angekündigt, 45 HotSpots in der Innenstadt einzurichten. Die ersten Zugangspunkte werden um Fastnacht online gehen, bestätigt Michael Theurer, Sprecher der Stadtwerke. Für etwa eine Stunde pro Tag wird die Nutzung frei sein. Rund-um-die-Uhr-freie Nutzung bieten die Stadtwerke nur bestimmten „Kunden“ an, unter anderem Studenten und ihren eigenen Strom- oder Gaskunden.
Bereits existierende öffentliche Spots wie die von Vodafone, Freifunk, etc. bleiben weiterhin bestehen und verbinden dann größere Teile der Stadt mit flächendeckendem Netz. Auch die Planung von Internet im ÖPNV ist weiterhin im Visier der Stadt, sei aber derzeit technisch noch nicht befriedigend zu lösen. Die genauen Standorte der Hot-Spots werden im Lauf des Jahres bekannt gegeben. Für den Anfang erstreckt sich das Netz auf stark frequentierte Gebiete wie Bahnhof, Römerpassage, Theater, Augustinerstraße und Rheinufer.
von Ida Schelenz