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Mainz – Rückblick 2015 / Ausblick 2016

Jahreswechsel4sp
von David Gutsche  Illustration Lisa Lorenz:

Ein merkwürdiges Jahr war das. Und schnell ging es vorbei. Mit einem phänomenalen Sommer, man meinte förmlich den Klimawandel zu spüren, als auch mit einem recht sommerlichen Winter. Wie im letzten Jahr von uns versprochen, wurde es dann auch tatsächlich DAS Jahr der Baustelle. Selten wurde so viel errichtet und geplant wie 2015. Hervorstechende Beispiele sind und waren der Zollhafen, das neue Archäologische Zentrum unten am Cinestar sowie diverse Immobilien-Projekte in und um die ganze Stadt. Und der Bau- Trend setzt sich fort:

Die Fertigstellung von zahlreichen Werken wartet auf ihre Vollendung, insbesondere die Mainzelbahn-Eröffnung Ende 2016 wird ein großes Ereignis. Die aber wohl ungeplanteste und –beliebteste Baumaßnahme 2015 war und ist die Schiersteiner Brücke. Schon im Februar entdeckte man hier Risse, eine Absenkung war die Folge und die Brücke gesperrt. Es kam zum Verkehrschaos. Monate später erhärtet sich der Verdacht auf Pfusch am Bau. Schadensersatzforderungen drohen. Die Sanierung wird sich noch eine ganze Weile hinziehen, eine neue Rheinbrücke ist ebenfalls im Gespräch.

Dauerbrenner Flüchtlinge
Fast ebenso ungeplant kam das zweite Riesen-Thema 2015: Flüchtlinge! Nicht nur Mainz bewältigt hier eine Mammut-Aufgabe. Zahlreiche Aufnahme-Einrichtungen wurden gefunden und hergerichtet, zusätzliches Personal eingestellt und nun kommen wir nach und nach in die nächsten Phasen der Integration: Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Verteilung auf private Wohnungen. Diese Sache wird uns weiterhin beschäftigen, soviel ist klar.

Kulturell wurde die Phönixhalle als Veranstaltungs-Location „gerettet“ und firmiert nun unter neuem Namen „Halle 45“. Auch das KUZ geht in die Sanierungsphase und eröffnet 2017 neu. Der Kulturverein PENG zieht derweil in das alte Rohrlager unterhalb vom Volkspark, Eröffnung ist im März geplant.
Auch einige große Ausstellungen belebten das Alte Postlager am Hauptbahnhof, etwa Ottos Malerei-Versuche, die streitbare „Körperwelten“ sowie die fantastische „Entscheiden-Ausstellung“, die beide noch bis 5. Februar laufen.

Das erste tanzmainz-Festival im Sommer begeisterte derweil Theater- und Tanzfans der Region. Der neue / alte Stadtschreiber Feridun Zaimoglu warf sich ins Zeug mit zahlreichen Lesungen, einem Filmbeitrag sowieso einer Ausstellung im Gutenberg- Museum – nächster Stadtschreiber wird Clemens Meyer! Die Kunsthalle hat mit Stefanie Böttcher eine neue Chefin erhalten und die Mainzer Minipressen- sowie die Buchmesse präsentierten wiedermal beste Verlagserzeugnisse.

Besucherrekorde erreichte die Museumsnacht – genau wie der großartige „Summer in the City“, der wieder viele Stars nach Mainz brachte. 2016 erwarten wir u.a. Herbert Grönemeyer und Simply Red, sowie Sting in Wiesbaden. Beim Open Ohr Festival rockte und debattierte man zum Thema Flüchtlinge. Ein AUS gab es unterdessen für das RPR1 Rheinland- Pfalz Open Air auf der Großen Bleiche, die Finanzierung ist laut Veranstalter nicht mehr zu stemmen.

Mainz boomt und auch jede Menge neuer Geschäfte und Locations öffneten in diesem Jahr. Die Kaufrauschigen warten jedoch nach wie vor auf die geplante ECE Shopping-Mall am Karstadt-Gelände. Die wird sich allerdings wahrscheinlich zum Geschäftshaus verkleinern, zum Wohlgefallen ihrer Kritiker. Und wer weiß, ob es nicht auch besser so ist, denn aufgrund erhöhter Park-Gebühren seit Oktober möchte manch einer Mainz sowieso in Zukunft lieber meiden…

2016, im Jahr des Affen …
… kann alles passieren. Das Leben wird komplexer und Planen oft zwecklos. Der Affe erhöht Kommunikation, Humor und Witz und hilft durch stressige Zeiten mit Anmut und Leichtigkeit. Unkonventionelle Lösungen für Probleme sind gefragt, sei es für die Flüchtlingsfrage oder sonstige Lebensentwürfe. Individuelle Anstrengungen werden belohnt. Diejenigen, die ihr Vertrauen in das Gruppenkollektiv stecken, werden enttäuscht, so sagen es zumindest die Chinesen…

In Mainz beginnt 2016 natürlich erst so richtig mit der Fastnacht – Rosenmontag bereits am 8. Februar! Und dann heißt es weiterhin: Bauen. Hier denkt die Stadt seit Monaten vor allem über die Sanierung des Rathauses nach. Ein Generalunternehmer soll dieses Projekt für 50 Mio. stemmen. Ob das mal reicht…? Gemunkelt wurde auch über einen Umzug vom Rathaus ins Schloss, doch sei das Schloss zu klein und verschachtelt. Also wird es weiter mit der Rheingoldhalle nach Möglichkeit saniert. Jedoch zeigt der Stadthaushalt immer noch Ebbe an, auch wenn Finanzdezernent Günter Beck sich freut, dass das Haushaltsdefizit der Stadt rund 25 Mio. Euro unter dem Plan liegen werde. Im Blick nach vorne sei die Finanzierung der Sanierung der Bürgerhäuser ebenfalls von großer Bedeutung.

Landtagswahl am 13. März
Saniert wird auch der Landtag, der ab März vorübergehend ins Landesmuseum zieht. Wenn dann am 13. März die Landtagswahl ansteht, wird es spannend: Werden wir weiterhin Malu Dreyer und ihre SPD an der Spitze haben oder Julia Klöckner von der CDU? Und wer wird mit wem koalieren, schafft es die AfD in den Landtag? Wir werden sehen und die Plakate bald wieder die Stadt pflastern.

Nächster Punkt: (Bezahlbarer) Wohnraum wird auch weiterhin ein großes Thema – nicht nur in der Politik – bleiben. Hier steht vor allem das ehemalige IBM Gelände Hechtsheim / Weisenau im Fokus und das Projekt wird nun stärker angeschoben. Auch die Pläne für die Wohnbebauung auf dem Areal der ehemaligen Peter-Jordan-Schule auf dem Hartenberg schreiten voran. Nicht nur in diesen beiden Gebieten will unsere Baudezernentin die Idee von Baugemeinschaften fördern, in denen sich Menschen zusammenschließen, die gemeinsam Wohnen möchten. Trotzdem dominieren leider weiterhin hochpreisige Immobilien den Markt.

Durchgewinkt wurde auch kürzlich – gegen einigen Widerstand – eine „Bauschutt“-Deponie am Weisenauer Steinbruch sowie der Bau einer Klärschlammverbrennungs-Anlage in Mombach. Manchmal muss man eben in den sauren Apfel beißen, das wissen auch die Fraport-Gegner, nachdem nun das dritte Terminal in Frankfurt genehmigt wurde und weitere Gutachten bestätigen, dass Lärm krank macht.

Nachgedacht wird weiterhin über den Abriss der Hochbrücke über der Rheinallee Richtung Mombacher Kreisel (eine Rennstrecke weniger für Mainz), den Bau eines Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof, neue Verkehrskonzepte für die Boppstraße sowie über den Einbau von Straßenbahngleisen in der Binger Straße zwischen Münster- und Aliceplatz. Für das Frühjahr sind Aktionen zum Thema Müllvermeidung am Rheinufer und im Volkspark geplant und auch das Thema Schulwegsicherheit hat aktuell wieder einige Brisanz erfahren.

Fleißig gewerkelt wird ebenfalls nach wie vor im Sozialdezernat: zehn neue Kitas sollen 2016 entstehen, sogar die online-Anmeldung dafür wurde kürzlich freigeschaltet. Hinzu kommen als Ziele eine verbesserte Nachmittagsbetreuung, der Ausbau des Grundschulangebotes und der weiterführenden Schulen. So soll eine Realschule plus in eine IGS umgewandelt werden. Die Seniorenarbeit wird neu geordnet und die Behindertenfreundlichkeit erhöht.

Bleibt nur noch die Kultur und der Sport: Neben dem „200 Jahre Rheinhessen“-Jubiläum, das uns das ganze Jahr über begleiten wird, kommt 2016 noch etwas ganz Neues nach Mainz: vom 29. bis 31. Juli finden die „Mainzer Sommerlichter“ statt, eine Kombination aus musiksynchronem Feuerwerk sowie einer Lasershow.

Und zum Sport: Geht Mainz05 Manager Heidel nach Schalke oder bleibt er? Und wenn er geht, wer kommt als Neuer? Auf der Suche nach einem möglichen Nachfolger ist derzeit Jonas Boldt von Bayer Leverkusen im Gespräch. Heidel, dessen Vertrag eigentlich erst 2017 endet, wird seit Monaten mit einem Wechsel zu Schalke 04 in Verbindung gebracht. Dort wird der im Sommer auslaufende Vertrag von Sportdirektor Horst Heldt angeblich nicht verlängert. Es sieht also ganz danach aus, aber wie auch immer, wir freuen uns sportlich zumindest auf die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio sowie die Fußball-EM der Männer in Frankreich. Vive la France!