Seit über zwei Jahrzehnten erinnert der rheinland-pfälzische Landtag am 27. Januar im Rahmen einer Sondersitzung an die Opfer des Nationalsozialismus. Aufgrund der Corona-Pandemie muss dieses Gedenken erstmals als Online-Veranstaltung stattfinden. Im Mittelpunkt der in Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater stattfindenden Gedenkveranstaltung steht ein Zeitzeugenbericht der polnischen KZ-Überlebenden Niusia Horowitz-Karakulska. Sie ist die letzte Überlebende in Polen, deren Name auf der Liste des Industriellen Oskar Schindler stand und die dadurch gerettet wurde.
Die Gedenkstunde wird am Mittwoch, 27. Januar 2021 ab 11 Uhr per Live-Stream über die Homepage des Landtags unter www.landtag.rlp.de, per Facebook-Stream sowie über den You-Tube-Kanal des Landtags übertragen. Landtagspräsident Hendrik Hering und Ministerpräsidentin Malu Dreyer werden Ansprachen halten und sich mit jungen Menschen jüdischen Glaubens aus Rheinland-Pfalz austauschen. Ebenso werden in einer vom Mainzer Staatstheater produzierten „Stimmencollage“ Mainzer Jugendliche mit ihren Fragen und Gedanken zu Wort kommen. Moderiert wird die Veranstaltung von Shahrzad Eden Osterer vom Bayerischen Rundfunk.
Rettung durch Oskar Schindler
Niusia Horowitz-Karakulska wurde am 22. April 1932 in Krakau geboren. Sie stammt aus einer bürgerlichen jüdischen Familie, ihr Vater war Buchhalter. Als sie sieben Jahre alt war, beschlossen ihre Eltern, aus Krakau zu fliehen. Sie wurden jedoch während einer Razzia gefasst. Mit acht Jahren begann Niusias Zeit in Gefangenschaft. 1941 wurde sie ins Krakauer Ghetto deportiert, 1943 kam sie ins Zwangsarbeiterlager und spätere KZ Plaszow und musste in einer Pinselfabrik Zwangsarbeit leisten. 1944 wurde sie ins KZ Auschwitz deportiert. Sie wurde zweimal zur Vergasung ins Krematorium geschickt, konnte sich aber verstecken und überlebte. Oskar Schindler suchte sie zur Arbeit in seiner Metall-Fabrik in Brünnlitz aus und rettete ihr damit das Leben. Zum Kriegsende 1945 wurde sie befreit. In der Gedenkstätte KZ Auschwitz und dem Schindler-Museum in Krakau ist sie seit vielen Jahren als Zeitzeugin aktiv.
Programmheft erscheint
Im Zusammenhang mit dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erscheint auch ein Programmheft des rheinland-pfälzischen Landtags und der Stadt Mainz. In diesem sind Veranstaltungen aufgeführt, die sich landesweit mit dem Gedenktag befassen. Das Heft ist über die Homepage des Landtags unter www.landtag.rlp.de abrufbar. In gedruckter Form und als Klassensatz kann es kostenlos bestellt werden bei Ruth Cloos (Telefon: 06131/208-2311 oder per E-Mail an ruth.cloos@landtag.rlp.de).
Hintergrund:
Seit über zwei Jahrzehnten erinnert der rheinland-pfälzische Landtag am 27. Januar an die Opfer des Nationalsozialismus. Die erste Sondersitzung des Landtags fand 1998 in der damals neu eingerichteten „Gedenkstätte ehemaliges KZ Osthofen“ statt. Damit gehört der Landtag Rheinland-Pfalz zu den ersten Landesparlamenten in Deutschland, welcher die Anregung des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog von 1996 aufgriffen hatte und den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz als Gedenktag begeht.
Bild: Im Mittelpunkt der in Kooperation mit dem Mainzer Staatstheater stattfindenden Gedenkveranstaltung am 27. Januar steht ein Zeitzeugenbericht der polnischen KZ-Überlebenden Niusia Horowitz-Karakulska.
© Foto: Gosia Musielak