von Wolfgang Manson, Thomas Anders, Andreas Bundy, David Dahmer, Julius da Ripper.
Illustration Lisa Lorenz
Die Kommunalwahl ist gelaufen, die Wahlplakate Sondermüll. Da am selben Tag auch die politische Resterampe in Brüssel gewählt wurde, sind wir froh, dass der Plakat- Dschungel sich lichten wird. Auch diesmal überboten sich die Crystal- Myth Dealer der verschiedenen Parteien, uns mit ihren Parolen und digital gestrafften Gesichtern zu gewinnen.
Am überzeugendsten der Slogan der Partei „Die Partei“ mit ihrer Forderung zur Europawahl „Hände weg vom deutschen Pimmel! Nein zum EU-Norm-Penis!“, der wir uns nur anschließen können. SPD, CDU, FDP dagegen stritten sich über ihre Kernforderungen für Europa: Die CDU forderte „Mehr Chancen und Freiheiten“, die SPD „Ein Europa der Chancen“ und die FDP „Chancen statt Schulden“. Wir sind gespannt, wer diesen Klassenkampf für sich entscheidet. AFD und NPD haben ihre Unterschiede überwunden. Beide wollen die „Masseneinwanderung“ stoppen und drohen, bei Nichtbeachtung in die Schweiz auszuwandern. Nur die will sie leider nicht haben.
Titten für Mainz
In Mainz hat es Ex-Tittenmagazin- Chef Tobias „Huch, der Rathausschreck“ (FDP) geschafft: Zusammen mit Andreas Behringer von der SPD zieht er als nur eine Person ins Rathaus ein, weil niemand es geschafft hat, die beiden auf den Wahlplakaten zu unterscheiden. So erschreckt Huch die nächsten Jahre nicht nur seine eigene Zunft, sondern auch die Mainzer Bürger. Wichtig ist offenbar, dass man präsent ist und auffällt und dass die Leute sich das Gesicht dazu merken. So wurden die beiden ausgeschlossenen AFD Kandidaten in den Stadtrat gewählt. Wer hat die denn gewählt? Wieder einmal will es keiner gewesen sein. Ob so eine Doppelmitgliedschaft auch hier die Lösung ist, um seine Ziele zu erreichen? Zumindest hatten die Parteien Zeit, sich auf die Wahl vorzubereiten, während die meisten Wähler sagten: „Ich wusste gar nicht, dass Wahl ist!“
Müllmann im Rathaus
Stelle man sich also vor, es ist Wahl, und keiner geht hin. Und wenn, dann rechts oder links, oben, unten oder doch die Mitte? Alles scheint austauschbar und niemand wollte sich zu klaren Äußerungen hinreißen lassen. Das Wasser in den Mainzer Brunnen wieder zum Fließen zu bringen? Woher Geld für den teuren Strom nehmen? Da hätte man vielleicht jedem Wähler vor der Urne 1 Euro abnehmen sollen. Dann wäre wohl gar keiner zu dieser Wahl gegangen, um für ein „sauberes und sicheres Mainz“ (CDU) zu stimmen. Ok, dass es nicht sauber ist, hat uns der Gast-Müllmann aus Kröv Rainer Schäfer mit seinen pinkfarbenen Säcken bewiesen. Vielleicht stellt er sich nächstes Mal zur Wahl und säubert das Rathaus. Mut zur Vielfalt hat er ja.
Endlich keine Autos
Die autofreie Stadt, auch sie wurde gewählt: Die CDU verpflichtet sich zu ihrem Wahlversprechen und wird in Zukunft keine Autos mehr in Europas Umweltstadt Nr. 1 Mainz zulassen, die nicht mindestens die Euro-7-Norm erfüllen. Guter Trick, denn generell Autos auszuschließen wäre kaum durchsetzbar. Von nun an wird also ganz Mainz Fahrradund Mainzelbahn-Wegetauglich. Endlich mal eine mutige Maßnahme. Die Parkhäuser werden zu kulturellen Freiräumen; hier darf fortan zwischen 22 und 8 Uhr gegrillt, gefeiert, gemalt und musiziert werden. Tagsüber sollen in den noch prima erhaltenen Betonbauten Kinder und Arbeitssuchende betreut werden. So viel Innovation hatte kaum jemand der CDU zugetraut.
Und der Rest?
Viele Entscheidungen wurden wie immer auf nach der Wahl vertagt. Auch die prestigeträchtigen und brisanten Großprojekte von Mainz mussten warten. Wer will sich schon vorher das Ergebnis madig machen? Jetzt aber ist es raus: Die neue ECE Shopping Mall wird früher fertig gestellt als geplant (2015) und nun doch fünf Stockwerke umfassen. Die Sicht auf den Dom wird durch eine Leinwandprojektion ersetzt. Ausgleichzahlungen für fehlende Parkplätze muss ECE nicht leisten, denn man will das Unternehmen größtmöglich für seinen wertvollen Einsatz für die Mainzer Innenstadt und den lokalen Einzelhandel entlasten, verspricht Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte. Das KUZ kommt endlich unter das städtische Dach und wird somit finanziell gerettet. Für andere Kultureinrichtungen besteht diese Möglichkeit ab sofort auch, beteuert Kulturdezernentin Marianne Grosse, denn Kultur darf sich von wirtschaftlichen Aspekten nicht leiten lassen. Es gehe sowieso wieder bergauf mit der finanziellen Lage der Stadt: Finanzdezernent Beck freut sich über Gelder aus dem Entschuldungsfond sowie aus dem Verkauf weiter Teile des Zollhafens an die arabischen Emirate. Hier wird jetzt eine Luxusinsel für reiche Scheichs gebaut, samt privaten Sportmarinas und Heli-Plätzen mit Anschluss nach Abu-Dhabi. Man hat erkannt, dass Mainz in dieser Hinsicht noch so einiges zu bieten hat in puncto mediterraner Lebensqualität am Wasser. Das statische Bundesrechenamt prognostiziert ein Wirtschaftswachstum von 2 Prozent in 2015. Und noch eine kleine Überraschung am Rande: Neuer Ortsvorsteher der Neustadt wurde Peter Leussler (ÖDP) von der Metzgerei „Beim Peter“. Geplant ist freie Fleischwurst für alle! Wenigstens etwas.
Hallo Lisa ich komme aus Kröv und nicht aus Boppard auch wenn ich zurzeit überall zu Haus bin und um das Rathaus zu säubern fehlen mir die ganz großen pink-roten tüten 🙂 Liebe Grüße aus Kröv Der Müllmann aus Leidenschaft oder wie die Mainzer sagen Abfall-Robin Hood
Hallo Rainer, ich bin lediglich der Illustrator. Deine Aktion finde ich übrigens sehr toll! So eine Initiative bräuchten wir hier in Manchester auch!
Liebe Grüße, Lisa