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Kommissbrotbäckerei steht vor dem Verkauf – Wertermittlung läuft – u.a. Wohnbau als Interessent

Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Carina Schmidt

Seit 2003 gibt es die Initiative „Kulturbäckerei“. Ihre Idee: die Schaffung eines soziokulturellen Zentrums im Sinne einer „Begegnungsstätte für Kulturschaffende und Bürger“ in der Rheinallee 111 – also der ehemaligen Kommissbrotbäckerei. Aus dem Kreis dieser Initiative hat sich nun ein Verein gegründet. Dessen Mitglieder möchten für den künftigen Eigentümer der Liegenschaft, die momentan noch der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehört, als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

Denn das soziokulturelle Luftschloss könnte konkrete Formen annehmen, nachdem das Land die Liegenschaft als Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) im Juni 2016 auf
gegeben hat. Bis Jahresende dauerte der Auszug, sodass der Mietvertrag seit 2017 beendet ist. Erstzugriffsrecht beim Verkauf hätte die Stadt, doch der fehlt schlichtweg das Geld. Die Hoffnung ruht demnach auf einem stadtnahen Unternehmen, beispielsweise der Wohnbau. Und die hat durchaus großes Interesse.

„Die Kommissbrotbäckerei ist eine einmalige und vielleicht auch die letzte Chance für die Stadt, ein Areal für eine kulturelle Nutzung zu entwickeln“, sagt Joachim Schulte vom Vorstand der Kulturbäckerei. In einem skizzenhaften Papier haben er und seine Mitstreiter Vorstellungen zusammengefasst. Dazu zählt vorrangig ein Stadtteilzentrum. Zu den weiteren Nutzungsvorstellungen zählen: ein größerer Veranstaltungsraum mit Bühnentechnik und -ausstattung für Konzerte oder darstellende Kunst, nichtkommerzielle Projekträume, Räume für Vereine und Familienfeiern, Künstlerateliers, Probemöglichkeiten für Bands, soziale Werkstätten und eine Bäckerei.

„Endlich die Lücke in der Neustadt schließen“

„Wir möchten endlich die Lücke in der Neustadt schließen“, fasst Vereinsmitglied Eva Trost-Kolodzirjski zusammen. Denn die Infrastruktur – nicht nur im Stadtteil – sei zu dürftig, ergänzt Mitstreiter Peter Schulz, der zusammen mit Nic Schmitt das Performance Art Depot in der Leibnizstraße leitet und weiß: „Viele Künstler wandern ab, die eigentlich gerne bleiben würden, aber keine Wirkungsstätte finden.“ Jürgen Waldmann erinnert daran, dass es bereits beim Proviantamt Überlegungen für eine ähnliche Nutzung gegeben habe. „Diese Chance wurde bereits versäumt. Es kam nur ein Fastnachtsmuseum rein“, bedauert er.

Wie der städtische Pressesprecher Marc-André Glöckner mitteilt, habe Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) der Wohnbau den Auftrag erteilt, die Flächen zu erwerben. Die Bundesanstalt für Immobilien stehe auch bereits im Gespräch mit dem stadtnahen Unternehmen. „Das Ziel der Stadt ist, Wohnen und Kultur zu verbinden“, führt Glöckner aus. „Und wenn der Kauf abgewickelt ist, werden die Initiativen vor Ort sowie der Ortsbeirat in die konkrete Planung eingebunden.“

Mit der Wohnbau im Gespräch

Auf Nachfrage der AZ bestätigt Claus Niebelschütz, bei der Bundesanstalt Leiter der Hauptstelle Verkauf, dass von der Wohnbau bereits ein Nutzungskonzept übergeben worden sei. „Das geplante Projekt ist durchaus interessant und wird dem Potenzial der Liegenschaft gerecht“, sagt Niebelschütz. „Außerdem stellt es eine gute Ergänzung zur Bebauung des Zollhafens dar.“

Jenes Nutzungskonzept bilde auch die Grundlage für eine Wertermittlung des Areals, die in Kürze vorliegen soll, informiert der Verkaufsleiter weiter. Geprüft wird unter anderem, ob die Voraussetzungen für eine verbilligungsfähige Abgabe der Konversionsfläche erfüllt sind. Laut den Richtlinien der Bundesanstalt, könnte dies beispielsweise bei einer Nutzungsart wie sozialem Wohnungsbau oder der Errichtung einer rein sozialen Einrichtung der Fall sein.

Für ein Folgegespräch mit der Wohnbau gebe es bereits einen Termin, berichtet Niebelschütz. Ob, wann und mit welchem Ergebnis gerechnet werden könne, dazu könne derzeit aber noch keine Prognose abgegeben werden.