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Interview mit Alice Cooper – Konzert am 15. August in Mainz

Alice Cooper (Mitte), Johnny Depp und Joe Perry rocken am 15. August die Stadt (Foto: ear Music / Ross Halfin)

Im Sommer gehen Sie mit Johnny Depp und Joe Perry von Aerosmith auf Tour. Sind die Hollywood Vampires das Ende der Ego-Kultur?
In unserer Band agieren drei Alpha- Tiere: Johnny Depp, Joe Perry und ich. Aber keiner von uns hat darauf bestanden, es so zu machen, wie er es gewohnt ist. Darüber gab es keine Diskussion. Dass drei Alpha-Tiere ohne Streit zusammenarbeiten, ist schon was Besonderes.

Das Album „Rise“ wurde von Ihnen gemeinschaftlich geschrieben. Warum hat Johnny Depp fast alle Texte verfasst? Weil Johnny ein guter Schreiber ist. Er war ja schon Musiker, bevor er Schauspieler wurde. Er schreibt und spielt die ganze Zeit und spuckt ständig neue Ideen aus. Als wir uns zu den Hollywood Vampires zusammenschlossen, schmissen wir unsere Ideen zusammen. Das ist für mich sehr erfrischend, weil ich eigentlich ganz anders schreibe.

Depp lässt in seinen Texten den Frust über den öffentlichen Streit mit seiner Ex Amber Heard und den Gerüchten über seinen Gesundheitszustand raus. Wie fühlt es sich an, seine wütenden Tiraden zu singen?
Ich bin keiner, der auf Fake News hereinfällt. Als wir mit den Hollywod Vampires erstmals in Moskau spielten, las ich in einer Zeitung, Johnny Depp würde nur noch 55 Kilo wiegen, sei depressiv und trinke zu viel. Aber er saß mir gegenüber und sah in seinem ganzen Leben nie besser aus! Er war in bester Verfassung. Alles, was ich über ihn gelesen habe, waren Lügen! Deshalb kann ich verstehen,

Wirken die Hollywood Vampires auf Sie wie ein Jungbrunnen?
Als wir das Album schrieben, gab ich mir große Mühe, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Ich wollte vermeiden, dass sie wie eine Alice- Cooper-Platte klingt. Auch Joe Perry hat sich bemüht, Anklänge an Aerosmith zu vermeiden. Bei den Hollywood Vampires besteht unsere Rolle darin, uns zurückzuhalten, damit die Songs sich natürlich entfalten können. Dabei kommen nicht zwangsläufig radiokompatible Nummern heraus. Entstanden ist ein neuer Hardrock-Sound.

Sie sind auch der Hauptact bei der diesjährigen Rock-meets-Classic- Tour. Wie fühlt es sich an, in Orchesterklängen zu baden?
Ich habe das schon einmal getan. Wenn man seine eigenen Songs wie „Poison“, „School‘s Out“ oder „Only Women Bleed“ von einem 90-köpfigen Orchester hört, ist das natürlich etwas anderes, als wenn eine Rockband sie spielen würde. Es klingt verblüffend. Wir haben zwar auch eine Band dabei, aber ein Orchester verschönert die Songs noch einmal. So was hört man nicht alle Tage. zu spielen. Meine Figur Alice Cooper ist ein Schurke. Er steht auf Hardrock. Deshalb werde ich niemals sanft klingen. Ohne Alice Cooper würde ich das Ganze nicht mehr machen.

Olaf Neumann