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Gastro-Tipp: Finks Weingarten in Gonsenheim

Die Breite Straße in Gonsenheim ist eine echte Flaniermeile. Inhabergeführte Geschäfte in Bürgerhäusern prägen das Bild, die Menschen kennen und grüßen sich, das Leben findet draußen statt. Mitten in diesem Trubel gibt es seit 2014 eine kleine Oase: Finks Weingarten liegt etwas versteckt im Hinterhof der Hausnummer 65.

Die Inhaber Biggi und Thomas Fink haben sich hier einen Traum verwirklicht:
Der dicht eingewachsene Garten wirkt schon fast etwas verwunschen. Gemütliche Sitzgelegenheiten, Deko-Elemente aus Holz und dezentes Licht sorgen für eine sommerliche Urlaubsatmosphäre.

Quereinsteiger mit Durchhaltevermögen

Der ein oder andere Mainzer kennt das Gastronomen-Paar vielleicht noch aus der Augustinergasse: Im Herzen der Altstadt betrieben die zwei von 2006 bis 2015 die Lavazza- Espressobar. „Wir wollten aber schon immer ein Bistro, mit kleiner feiner Küche“, erzählt Biggi. Da das an ihrem Standort in der Altstadt nicht möglich war, schauten sie sich nach einer neuen Location um und wurden in der Breiten Straße fündig: „In dem Gebäude war schon früher eine Weinstube, aber uns hat vor allem der Garten überzeugt“, fügt Thomas hinzu. „Als ich den gesehen habe, wusste ich, das ist es!“

Mit Freunden begannen Thomas und Biggi aus der ehemals altmodischen Weinstube ein freundliches Lokal mit Wohnzimmeratmosphäre zu zaubern. „Am Anfang war hier noch alles etwas improvisiert“, lacht Biggi. Sie und ihr Partner sind Quereinsteiger und kommen eigentlich aus ganz anderen Branchen. Mittlerweile schmeißt sie aber die Küche: „Das war kein einfacher Weg. Ich habe das total unterschätzt. Es ist schon ein Unterschied, ob man zu Hause kocht oder professionell jeden Abend für viele Leute.“ Mit Unterstützung eines befreundeten Kochs steht die 56-Jährige seit drei Jahren fast täglich ab morgens am Herd und übt, was das Zeug hält: „Ich habe so manche Träne vergossen und gedacht, ich schaffe das nicht. Aber aufgeben ist nicht“, gibt sie sich kämpferisch.

Man merkt, dass das Paar hohe Ansprüche hat und keine Kompromisse bei der Qualität machen will: „Wir kochen so natürlich wie möglich und verwenden keine Fertigprodukte oder Geschmacksverstärker.“ Die Karte ist entsprechend ausgewählt und durchaus ambitioniert. Von zünftig rheinhessisch über mediterran bis kreolisch wird ausprobiert, was schmeckt. Eine Wochenkarte und der Wein des Monats runden das Stammmenü ab. Seit Ostern sind neue Gerichte im Angebot und die sind voll auf Sommer ausgelegt: ob vegetarische Weingartenrolle auf Süßkartoffelpürree und Curryschaum (siehe Rezept), Pulled Beef Wrap oder Lachsfilet – leichte Küche, perfekt für die warme Jahreszeit.

Ein Urgestein von Wirt

Die passenden Weine zu Biggis Gerichten sind Thomas‘ Fachgebiet. Jeder der etwa 70 Tropfen wurde vom Chef persönlich ausgewählt. Und nicht nur das: Seit Kurzem steht er auch selbst im Weinkeller. In Zusammenarbeit mit einem befreundeten Winzer aus dem Nahetal hat er einen eigenen 2016er Riesling und Gelben Muskateller produziert. Dass er sich vom Weinliebhaber zum Weinkenner entwickelt hat, darauf ist Thomas schon ein bisschen stolz. Der Frankfurter ist mit seiner lebensfrohen Art der geborene Wirt. Er begrüßt seine Gäste gern persönlich, am liebsten mit einem frechen Spruch. Darauf muss man gefasst sein, wenn man sein Lokal betritt. Besonders Stammgäste schätzen den Humor und die familiäre Atmosphäre.

Seit zwanzig Jahren sind Biggi und Thomas ein Paar und arbeiten jeden Tag in ihrem kleinen Restaurant. Trotz der engen Zusammenarbeit und dem Stress, der mal aufkommt, können die beiden viel zusammen lachen. „Wir sind Genießer und stehen voll hinter unserem Projekt.“ Nur einmal im Jahr, im Winter, gönnen sie sich einen Urlaub auf Sylt – Kraft sammeln für die neue Saison. „Als nächstes steht im Mai unser Erdbeerfest an. Das war im Eröffnungsjahr unser erstes größeres Event und auch dieses Jahr haben wir uns wieder einiges einfallen lassen.“ Also schnell noch vorbeischauen.

Rezept

Weingartenrolle auf Süsskartoffelpüree und Curryschaum:

Süsskartoffeln kochen und mit Salz, Pfeffer, Cumin und Knoblauch sowie Butter und Sahne pürieren. Für die Weingartenrolle: Möhren, Zucchini, Paprika, Kräutersaiblinge, Spitzkohl, Zuckerschoten, Knoblauch, Thymian und Rosmarin zusammen anbraten und abkühlen lassen. Frühlingsrollenteig herstellen (Mehl, Wasser, Salz) und die Ränder des Teiges mit Eigelb einstreichen. Das Gemüse im Teig einrollen und bei 180 Grad gelb-braun frittieren. Für die Currysauce: Zwiebeln, Sellerie, Zitronengras und Knoblauch anschwitzen. Rote Currypaste und Tomatenmark hinzugeben. Mit Weißwein ablöschen und mit Kokosmilch auffüllen, das Ganze zu 2/3 reduzieren, pürieren und abschmecken.

von Sophia Krafft und Daniel Rettig (Fotos)