Nachdem im Mai dieses Jahres rund 7.000 Läufer an den Start gingen und dabei von etwa 35.000 Personen angefeuert wurden, machte die Stadt Mainz publik, dass sie die Veranstaltung künftig in externe Hände abgeben möchte. Der personelle Aufwand sei in Eigenregie nicht mehr zu stemmen.
Jetzt gab Sportdezernent Günter Beck sogar bekannt, dass der Gutenberg-Marathon zukünftig nicht mehr stattfinden wird. Denn er wurde geschluckt, vom Mainova Frankfurt Marathon – in Mainz wird es nur noch einen Halbmarathon geben.
Im weltweiten Marathon-Ranking liegt in Deutschland Berlin vorne und spielt damit in einer Liga mit London, Paris, Chicago und New York. Auch dahinter sind hierzulande die Rollen klar verteilt: Frankfurt und Hamburg machen den zweiten Platz unter sich aus. Und Mainz wurde je nach Zählweise auf Platz 13 bis 19 gehandelt. Beeindruckend in der Übersicht der 20 größten Marathons in Deutschland ist die Tatsache, dass die drei größten Marathons zusammen doppelt so viele Finisher aufweisen, wie die Plätze vier bis 20. Unter den größten Halbmarathons besteht ein etwas größeres Gleichgewicht.
Den Platz zwei belegt also mit Hamburg der Frankfurt Marathon. Entsprechend dotiert sind die Prämien und die Attraktivität für die Läufer steigt. Auch hier hatte Mainz in Vergangenheit zu kämpfen: die richtig guten Läufer zu bekommen. Doch nun ist dies vorbei. Auf einer Pressekonferenz gab Sportdezernent Günter Beck heute bekannt, dass der Mainz Marathon nun vom großen „Bruder“ in Frankfurt geschluckt wird. Der Zuschlag geht an die Agentur „motion Events“ von Jo Schindler, der den Frankfurt Marathon ausrichtet. Der saure Apfel, in den Mainz dafür beißt, heißt nun die Abschaffung des Marathons, zugunsten eines Halbmarathons, ein Lauf der nicht einmal olympische Disziplin ist. Dazu kommt ein 10km- sowie der Ekiden-Lauf. Die Stadt verspricht sich davon dennoch ein „höheres Renommee.“ Für Jo Schindler dagegen werden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Konkurrenz ist aus dem Feld geräumt, der Halbmarathon ist organisatorisch weniger aufwändig und kann so ausgelagert werden, alles wird dennoch im Package vermarktet und Synergieeffekte können genutzt werden.
Für die Stadt Mainz eine bittere Nachricht, laut Günter Beck aber „eine komprimierte Geschichte“, die immerhin wieder am 5. Mai 2024 starten kann, während der Frankfurt Marathon weiterhin im Oktober stattfindet. Für Jo Schindler eine gute Ausgangslage – zwei Läufe im Abstand von fast einem halben Jahr – und so liegt auch das Invest der Stadt Mainz immerhin nicht über 100 Tsd. Euro, soviel wurde verraten – nicht aber, wer und welche Konzepte die anderen acht Bewerber waren bzw. vorgelegt haben. Bitter für Mainz. Ob sich das Renommee erhöht oder eher weiter in Richtung Frankfurt wächst, wird sich zeigen – auch, ob der Name Gutenberg Marathon dann überhaupt noch zu halten sein wird, oder vielleicht doch eher „Gutenberg Lauf“ … ? Auf jeden Fall wieder ein neues (Lauf-)Volksfest für Mainz.
Erläuterung
Ein Halbmarathon ist ein Langstreckenlauf über 21,0975 Kilometer. Dies entspricht genau der Hälfte der Streckenlänge des Marathonlaufs. Er ist der gebräuchlichste auf der Marathon-Distanz basierende Straßenlauf, ist aber keine Standarddistanz bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen.
Ein Kommentar von David Gutsche
Keine halbe Sachen ! Marathon in Mainz ist leider Geschichte… Und die Stadt hat einiges dazu beigetragen… Nich so tun als ob ‚leider von Frankfurt‘ geschluckt.Die Ausrichtung und Managenent wurden in den letzen Jahrern miserabel wahrgenommen.
Jo Schindler? Jo Lichter? Wer ist denn letzterer im Kontext mit dem Marathon?
Ein großer Fehler, den Mainz bereuen wird. Als Halbmarathon wird die Domstadt nicht mehr in den Marathon-Foren gelistet und wird zu einem regionalen Volkslauf. Bald schon wird dann auch der Halbmarathon sterben.