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Flüssiges Gehen – Weinwanderungen in und um Mainz

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von Julia Adrian:

Heute widmen wir uns einer bisher stark unterschätzten Freizeitaktivität: der Weinwanderung. Früher verpönt für alte Leute, erfährt das Weinwandern und -trinken heute eine Renaissance. Kein Wunder, liegt Wein doch wieder im Aufwind wie nie und der alte Rebensaft gilt wieder als schick. Doch welche Routen gibt es? Was braucht man für eine anständige Weinwanderung? Welche Winzer bieten geführte Touren an? Und geht das mit dem Trinken auch ohne Wandern? Wir haben uns schlau (und blau) gemacht:

Der Erich-Koch-Höhenweg / Der Wissensdurstige

Diese Route ist perfekt für alle Wissensdurstigen. Bepackt mit einem Rucksack voll mit Lieblings-Wein, einer ordentlichen Vesper und genügend Wasser startet man auf dem Erich-Koch-Höhenweg, einem Teilstück des Rheinterrassenweges. In 196 Meter Höhe belohnt eine tolle Fernsicht über Weinberge, den Rhein und bei gutem Wetter bis zur Skyline von Frankfurt. Eine Besonderheit auf diesem Wanderweg sind die zwölf Hinweisschilder des Weinlehrpfades, die in verschiedenen Etappen alles über Silvaner, Riesling, Spätburgunder und Co. vermitteln. Wer eine kleine Pause braucht, kann sich an einem der zahlreichen gemütlichen Plätze entlang des Höhenweges niederlassen. Hinkommen: Mit der S-Bahn bis Bodenheim und ab dem Burgweg die Mainzer Etappe des Rheinterrassenweges bis zum Endpunkt am Bahnhof Römisches Theater wandern. Die Wege sind gut beschildert.

Die Hechtsheimer Wandertour / Der Familien-Trinker

Auch für einen entspannten Familien-Ausflug haben wir eine Route parat: Die Wandertour von Hechtsheim nach Mainz. Los geht es in der Weinbergslage „Hechtsheimer Kirchenstück“. Von dort gibt es einen Fernblick über den alten Ortskern von Hechtsheim und einige weitere Mainzer Stadtteile, wie Ebersheim oder den Lerchenberg. Die erste kleine Pause bietet sich in der Weinbergslage bei der alten Spindelkelter, eine der ersten mechanischen Weinpressen. Weiter geht es in Richtung Vogelsbergstraße, Fußweg Richtung Autobahn und bergab in die Fahrradstraße, die über die Autobahn führt.

Nun dem Fußund Radweg geradeaus folgen, bis er nach den Kleingärten im Ebersheimer Weg, kurz vor der Martin-Luther-Straße, rechts in einen asphaltierten Rad- und Fußweg biegt. Jetzt geht es erst mal immer geradeaus bis in den Volkspark. Besonders die Kleinen freuen sich hier über eine ausgiebige Rast am großen Spielplatz. Vom Volkspark sind es nur noch wenige Gehminuten durch den Stadtpark bis zum Rheinufer, wo man den Tag entspannt mit einem Rest Wein und dem Blick auf den Rhein ausklingen lassen kann. Hinkommen: Mit der Linie 52 Richtung Hechtsheim bis zur Endhaltestelle „Am Schinnergraben“.

wandern2Wandern in Ebersheim / Der Kultur- Trinker

Diese Weinwanderung kann man auch Kulturwanderung nennen. Denn sie wird von einer Wein- und Kulturbotschafterin geführt. Dieser Titel klingt nicht nur gut, die Dame hat eine einjährige Ausbildung aus Geologie, Kultur und Weinanbau durchlaufen und liefert fundierte Informationen rund um die Geschichte des Weinbaus, die Arbeit eines Winzers und die verschiedenen Rebsorten der Region. Unser Tipp: Bucht diese Tour für den September, dann sind die Trauben reif und man kann den dazugehörigen Wein probieren! Hinkommen: Mit dem Bus 67 bis zur Haltestelle Naugasse. Von dort sind es wenige Gehminuten bis zum Weingut. (Infos: Weingut Becker)

Die rollende Weinprobe in Laubenheim / Der sitzende Trinker

Bei dieser Weintour muss man weder gut zu Fuß sein, noch sich selbst um Wein und Vesper kümmern. Denn bei der rollenden Weinprobe vom Gut St. Urban durch die Weinberge bei Laubenheim kann man sich entspannt im Planwagen zurücklehnen, die Aussicht genießen, fünf verschiedene Weine kosten und eine Menge über Mainz und das Weinanbaugebiet bei Laubenheim lernen. Und das Beste: Egal, ob Junggesellenabschied, Betriebsfeier Geburtstag oder Familien-Ausflug: Route, Länge und Verpflegung können individuell geplant werden. Hinkommen: Mit der S-Bahn bis Bahnhof Laubenheim oder mit der Linie 61 bis „Am Leitgraben“. Konditionen und Infos: Weingut St. Urban, Laubenheim.

Die Drei Brücken Tour / Der ziehende Trinker

Je größer die Gruppe, desto größer der Durst. Und Durst will bekanntlich gestillt werden. Was gibt es da besseres, als den Bollerwagen zu packen? So kann man Wein, Wasser und Vesper in einer Kühlbox transportieren und alles bleibt immer angenehm frisch. Mit der eigenen „Funzelfahrt“ kann man an jedem beliebigen Punkt des Mainzer Rheinufers starten. Das Stresemann-Ufer vor dem Rathaus bietet sich als Treffpunkt an. Stromabwärts geht’s zum Winterhafen, über die Drehbrücke; eingeräuchert vom Grillwurstgeruch weiter in Richtung Eisenbahnbrücke. Der Anstieg ist recht steil.

Über die Brücke mit einem herrlichem Ausblick auf das Rheinufer, geht es vorbei an den Gustavsburger Sportanlagen bis nach Kostheim zur Mainbrücke. Der Weinbrunnen ist ein idealer Rastplatz für eine kurze Stärkung. Und weiter führt der Weg Richtung Maaraue, vorbei an der Rhein-Main-Mündung. Bald vorbei am Freibad geht es Richtung Kastel zur Reduit und einem Chill Out am dortigen Strand oder einer der einladenden Wiesen. Über die Theodor-Heuss-Brücke geht es schließlich wieder zurück auf die Mainzer Seite. Und wer taktisch getankt hat, kann noch in einer der vielen Weinstuben in der Altstadt einkehren und die insgesamt acht km lange Funzelfahrt revue passieren lassen.

wandern4Die Planwagenfahrt ab Bodenheim / Der Rotwein-Trinker

Der rheinhessische Weinanbau ist zumeist von Weißweinen geprägt. Doch auch für die Rotweinfreunde haben wir eine Tour parat, organisiert vom Weingut Thomas Lorch. Wer ein Faible für Rot hat, schon immer mal durch die Weinberge fahren, dabei trinken und essen und alles über Klima, Boden und die Geschichte des Weinanbaus erfahren wollte, ist hier richtig. Die Tour startet mit einem Begrüßungs-Secco auf dem Hof und bietet nach kurzer Fahrt einen atemberaubenden Blick über den Odenwald, den Taunus und das Rheintal. Das Rotwein-Angebot ist saisonabhängig. Aber keine Angst, es gibt natürlich auch Weißwein, Rosé und Sekt. Hinkommen: mit der S-Bahn zum Bahnhof Bodenheim. Von dort zu Fuß oder vorher den Abhol-Service des Guts anfragen.

FAZIT

Ob selbstorganisiert oder vom Winzer, ob zu Fuß oder im Planwagen: In und um Mainz gibt es viele Möglichkeiten, die Landschaft und den rheinhessischen Wein zu genießen. Einfach auch mal den Winzer des Vertrauens befragen. Ein Dank hier an Cathrin Tronser und Christina Boller-Petry von den Mainzer Winzern e.V. für ihr Expertenwissen.

Fotos: Julia Adrian und Hans Beier