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Eugen Ruge ist der 36. Träger des Literaturpreises „Mainzer Stadtschreiber“

Eugen Ruge

Eugen Ruge wird der „Mainzer Stadtschreiber“ des Jahres 2020. Der Autor, 1954 in Soswa (Ural) geboren und in der DDR aufgewachsen, ist der 36. Träger des von ZDF, 3sat und der Stadt Mainz vergebenen renommierten Literaturpreises. Gemeinsam mit dem ZDF wird der Schriftsteller, wie seine Vorgängerin Eva Menasse, eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und zeitweilig die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-Museum beziehen. Die Verleihung des mit 12.500 Euro dotierten Preises ist für Anfang März 2020 geplant.

Die Jury: „Bei Eugen Ruge wird aus Biografie große Literatur. Mit Empathie für seine oft widersprüchlichen Figuren, die der Zeitgeschichte ausgesetzt sind, erzählt Ruge von Loyalität und Verrat in Zeiten der Diktatur. Er ist er ein Meister im Schildern von Familienbeziehungen und Lebensentwürfen, geschrieben in einer klaren Sprache mit souveränem Gespür für Dialoge, Tempo und Pointe.“

Eugen Ruge wurde in der Sowjetunion geboren und wuchs in Ost-Berlin als Sohn des bekannten DDR-Historikers Wolfgang Ruge auf. Der diplomierte Mathematiker, der zunächst als Wissenschaftler in der Erdbebenforschung arbeitete und 1988 in die Bundesrepublik ausreiste, begann seine schriftstellerische Laufbahn mit Theaterstücken und Hörspielen. Für seinen Debütroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, den die Kritikerin Iris Radisch als „DDR-Buddenbrook-Roman“ lobte, wurde er 2011 mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.

2017 wurde der Roman, der zum Bestsellererfolg wurde, mit Bruno Ganz in seiner letzten Rolle verfilmt. Zuletzt erschienen die Bände „Theaterstücke“ und „Annäherung“ sowie die Romane „Cabo de Gata“ und „Follower“. 2019 veröffentlichte Ruge seinen Roman „Metropol“, mit dem er erneut die Geschichte seiner Familie aufgreift, dieses Mal im kommunistischen Moskauer Exil der 1930er Jahre.

Kulturdezernentin Marianne Grosse ist begeistert von der Auswahl des Buchpreisträgers 2011:  „Eugen Ruge hat erst spät im Alter von 57 Jahren mit dem Schreiben von Romanen begonnen – welch ein Glücksfall! Die Leserschaft ist dankbar über diesen Entschluss, denn Ruges Art des Erzählens hat eine ganz eigene, feine und fesselnde Handschrift. Seine Erzählungen fließen in einem ruhigen Ton – und fassen den Lesenden mit ihren kleinen Nebensträngen und Betrachtungen immer wieder an. Ich bin sehr glücklich,  dass die Stadt Mainz mit Eugen Ruge einen wahrlich herausragenden Literaten mit dem Stadtschreiber-Preis ehren darf.“

Ruge, der sich auch mit Bühnenstücken, Hörspielen und als Übersetzer von Anton Tschechows Dramen einen Namen machte, lebt in Berlin und auf Rügen. Neben dem aspekte-Literaturpreis und dem Deutschen Buchpreis (beide 2011) erhielt er u.a. 2009 den Alfred-Döblin-Preis.