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Digital war gestern!


„Digital war gestern“ – eine rein analoge Fotoausstellung kommt nach Mainz.
Heute wird digital fotografiert – so heißt es. Doch eine Gruppe von Fotografen bekennt sich ganz offiziell zur althergebrachten Kunst, die „Vereinigung für Digitalkameraverweigerer“, kurz VFDKV. Nun präsentieren 21 Fotografen dieser Gruppe im Pengland in Mainz ihre nunmehr fünfte große Jahresausstellung, nachdem sie in den letzten Jahren bereits in Berlin, Wien, St. Gallen und Bern viel beachtet wurden.
Gezeigt werden zwischen dem 4. und 12. Juni Fotos aus nahezu jedem Genre – Porträts, Landschaften, politische Themen, künstlerische Akte, Sach- und Architekturaufnahmen und experimentelle Bilder in Schwarzweiß und Farbe.

Die Aufnahmen entstanden mit technisch höchst unterschiedlichen Verfahren. Ziel der Vereinigung sind „Erhalt und Pflege der analogen Fotografie, und die Unterstützung derer, die sie ausüben.“ Der „Vinyl-Effekt“, der im Zeitalter der CD zu einer Renaissance der Schallplatte führte, entwickelt sich auch in der Fotografie zum „Film-Effekt“: nach langen Jahren steigen derzeit die Verkäufe von Film und Fotopapier wieder merklich an, die Kunden sind vor allem junge Fotografen, die in die Ära der Digitalfotografie hinein geboren wurden und nun eine ganz andere Art der Fotografie für sich entdecken. Mit dem heute vielen umständlich erscheinenden, langsamen Weg vom Blick durch den Sucher über die anschließende Entwicklung in der eigenen Dunkelkammer wird die gestalterische Arbeit absichtlich entschleunigt. Der Flut digitaler Bilder, die viel, oft und schnell achtlos und automatisch aufgenommen werden, werden überlegt aufgenommene Bilder entgegengestellt, die mit teils aufwendigen Verfahren entstehen.

Die Gruppe versteht sich nicht als Hort für Fanatiker, fällt jedoch mit Ausstellungstiteln wie „Digital war gestern“ auf und will mit ihren Aktivitäten die althergebrachte Technik erhalten und fördern. Wie bedächtig früher fotografiert wurde demonstriert am Samstag am Schillerplatz in der Mainzer Innenstadt der Wiener Fotograf Robert Skarka, der mit einer hölzernen Kamera aus dem 19. Jahrhundert arbeitet und dabei das 1850 erfundene Kollodium-Nassplattenverfahren benutzt: in einem kleinen Dunkelkammerzelt werden unmittelbar vor der Aufnahme Glasplatten mit einer lichtempfindlichen Schicht versehen, noch naß in die Kamera eingesetzt, belichtet und sofort entwickelt. Es dürfte mehr als hundert Jahren her sein, daß so in Mainz fotografiert wurde.

Die Vernissage findet am Samstag, 4. Juni um 18 Uhr im Pengland (Rheinallee 79 – 81) statt, der Eintritt ist im Pengland für alle Veranstaltungen grundsätzlich frei.

Musikalisch begleitet wird das fotografische Highlight ab 19 Uhr durch die Bands Ghost of a Chance, Plinio Designori und Friends and Liars. Auch während der Ausstellung, für die das Pengland täglich ab 17 Uhr die Türen öffnet, wird viel gefeiert – am 9. Juni um 20 Uhr tritt der australische Sänger Mijo Biscan auf seiner 40-Tage-40-Städte-Tour im Pengland auf, gefolgt am 11. Juni um 20 Uhr durch den Rostocker Liedermacher Fritz Streuner mit seinem Programm „WohlstandsPunkchanson“. Zur Finissage am Pfingstsonntag, 12.6., ab 18 Uhr spielt Alessia Mandanici mit ihrer Band „kauzgarnitur“.

Die Fotografen:
Jörg Bergs, Thomas Bethke, Franz S. Borgerding, Federica Degay, Mischa Klein, Michael Kopp, Walo Kuwa, Thomas Langmaier, Thomas Loos, Thomas Mika, Clemens Molinari, Maik Morgenstern, Gerrit Musekamp, Nadja Petranovskaja, Andreina Schoeberlein, Gerd Schreiter, André Schumann, Robert Skarka, Frank Somogyi, Robert Tyss, Stefan Voigt