Text Monica Bege Fotos Katharina Dubno
Karl Strack sorgt nicht nur an Fastnacht mit seinem Leichter „Cassian Carl“ für eine außergewöhnliche Bühne auf dem Rhein.
Wenn der kleine Karl Mutters Zinkbadewanne mopste, dann nur, um damit glückselig auf dem Bachlauf der Pfrimm im Zellertal umherzuschippern. So vergingen die Jahre und aus dem Bub wurde der Bauunternehmer Karl Strack. Auch seine Wasserfahrzeuge gewannen an Größe. Heute steht Strack im Rumpf seines Leichters „Cassian Carl“, einer schwimmenden Kultur- und Eventlocation. Das 70 x 8 Meter messende Schiff besitzt keinen eigenen Antrieb. Zu seinen Einsatzorten auf Rhein, Main, Mosel und Neckar wird es vom Schubschiff „SS Breloh“ manövriert.
Wenn ein Leichter schwerer wird
Im Sommer 2011 erwarb Strack den Leichter, der einst Getreide transportierte. Nach ersten Umbauarbeiten debütierte er 2012 zur Luminale als interaktive Licht- und Klanginstallation. Studenten der Hochschule Mainz nutzten ihn als Resonanzkörper, indem sie in seinem Inneren acht Kilometer lange elastische Klangsaiten aufzogen und eindrucksvoll mit Schwarzlicht beleuchteten. „Danach folgte die Montage von Theken, Küche, Toiletten und einer doppelstöckigen Bühne samt Künstlergarderobe“, so der Eigner. Der mit Pflastersteinen ausgelegte Boden und die aus mehreren Metern Drahtschotterkästen bestehende Wandverkleidung erhöhen den Tiefgang und ermöglichen damit das Unterfahren niedriger Brücken.
Der „Cassian Carl“ haucht seinen Gästen den Atem des Außergewöhnlichen entgegen. Chamäleongleich passt sich sein Innenleben dem gewünschten Ambiente an: von rustikal bis modernelegant, nie ist es gleich, begeisternd wirkt es immer. Abendlichen Passanten leuchtet der Leichter mit seiner längsseits angebrachten Lichtprojektion der Theodor-Heuss-Brücke entgegen.
Während Strack die Anbringung riesiger dekorativer Bullaugen prüft, beschreibt er den Umbau als einen nicht enden wollenden Prozess. Die Frage nach den Kosten umschifft der 64-Jährige mit augenzwinkerndem Seufzen: „Das ist mein bestgehütetes Geheimnis.“ Draußen schwappen die Wellen und „Cassian Carls“ sanftes Schwanken signalisiert Zustimmung. Männergeheimnisse…
Mainz, meine Stadt
„Ist Mainz nicht ein liebenswertes Dorf mit 200.000 Einwohnern? Ich fühle mich einfach wohl hier und habe auch sieben Jahre in Mainz gelebt“, verrät Strack. Aber in Göllheim habe er die Verantwortung für siebzig Mitarbeiter und daher wohne er trotz aller Schwärmerei auf seinem Firmengelände im Donnersbergkreis. Seine Tage dort beginnen um fünf Uhr in der Früh. Noch bevor er eine gute Stunde später die Arbeit im Betrieb einteilt, hat er mit seiner Frau Ute nicht nur Kaffee getrunken, sondern auch einige Runden Raub-Rommé gespielt: „Das weckt den Geist auf. Wer schläft verliert.“
Stracks rheinhessische Wurzeln suchen stets den Weg nach Mainz. Einige Jahre lang betrieb er die am Fischtorplatz liegenden Fahrgastschiffe „Karlsberg“ und „Gutenberg“. Nach der Jahrtausendwende war er Mitbegründer der Mainzer Messe Gesellschaft mbH und übernahm später auch Verantwortung für deren 100%-ige Tochter, das Proviant – Magazin. Über sein gemeinnütziges und soziales Engagement macht er keine großen Worte. „Ich möchte Mainz etwas zurückgeben. Mir geht es um eine Herzenssache, nicht um die daraus folgende öffentliche Anerkennung.“
In närrischem Gewand
1990 folgte Strack seiner Frau in die „Garde der Prinzessin“. Auch wenn noch zehn weitere Vereinsmitgliedschaften folgen sollten, in der fünften Jahreszeit liegt der närrische Schwerpunkt bei der überwiegend in Grün gehaltenen Traditionsgarde. Seit 2006 übt er dort mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und rheinhessischer Gelassenheit das Amt des Generalfeldmarschalls aus. Auch der nach Stracks Enkel benannte „Cassian Carl“ zeigt sich an Fastnacht ausgelassen. Bis zum Aschermittwoch geben sich hier die Veranstaltungen die Klinke in die Hand. Am Rosenmontag wird er zum Feldlager der Garde der Prinzessin umfunktioniert und bietet vierhundert hungrigen Gardisten Unterschlupf. Und irgendwann in 2015 begibt sich mit der „Cassian Carl“ wieder ein Stück Mainz auf die Reise, nebst Karl Strack als „Bootschafter“ am Ruder – Ziel noch unbekannt.