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Die Mainzer OB-Kandidaten im Netz

von Ulrich Peter Mai (Allgemeine Zeitung, Mainz)

Sechs Kandidaten haben sich bis jetzt für die Wahlen zum Oberbürgermeister am 11. März 2012 gefunden. Die Bewerbungsfrist geht noch bis 23. Januar. Der Wahlkampf läuft bereits, trotz der ruhigen Feiertage und des Jahreswechsels – denn im Internet sind die Inhalte und Positionen der Kandidaten rund um die Uhr verfügbar.

Füttert man die Suchmaschine „Google” mit den Stichworten „OB Kandidaten Mainz”, erscheint als Erstes eine Meldung vom 13. Dezember 2011: „Ebling ist offizieller OB-Kandidat der SPD”. Am nächsten Morgen ging die entsprechende Facebook-Seite online, „Michael Ebling – Oberbürgermeister für Mainz”; angereichert mit persönlichen Informationen und fortlaufend aktualisierten Hinweisen zur Pressepräsenz und gegenwärtigen Themen. Deckungsgleiche Einträge finden sich bei Twitter. Die Homepage präsentiert in der extra Sparte „OB-Wahl 2012” ein Statement zu Eblings Motivation, als Oberbürgermeister zu kandidieren. Sechs Fotos, nah an den Bürgern und Wählern, komplettieren das Bild.

Lukas Augustin, der CDU-Kandidat, ist der zweite auf Googles Trefferliste. Er ist zehn Tage früher auf Facebook gelandet als Ebling, aber die Inhalte fallen deutlich knapper aus. Auch die Homepage ist spartanischer gehalten, nicht nur inhaltlich, sondern auch designtechnisch. Auf Twitter existiert der Mainzer OB-Kandidat Lukas Augustin nicht.

Günter Beck ist der amtierende grüne Bürgermeister. Seit dem Rücktritt von Jens Beutel (SPD) nimmt er als dessen Vertreter die Funktion des Oberbürgermeisters wahr – zumindest bis zu den Wahlen. Bei Redaktionsschluss führte seine Facebook-Seite mit den meisten „Likes“ kurz vor Michael Ebling. Inhalte werden auf der Pinnwand geteilt; sie bieten Einblicke von politisch bis semi-privat. Die hinterlegten Informationen sind knapp gehalten – jedoch noch immer ausführlicher als auf Augustins Seite. Verlinkt ist kein Twitter-Account oder eine eigene Homepage, sondern die Seite des Mainzer Kreisverbands der Grünen.

Dr. Claudius Moseler nutzt zum einen seinen persönlichen Facebook-Account, um der Öffentlichkeit politische Geschehnisse mitzuteilen. Zum anderen präsentiert er sich auf einer Homepage als OB-Kandidat. Unter dem Reiter „OB-Kandidatur“ ist jedoch nur der Hinweis hinterlegt, dass Materialien erst in den nächsten Tagen und Wochen veröffentlicht werden. Eine separate Facebook-Seite über Claudius Moseler scheint nicht von ihm gepflegt zu werden, sie zeigt lediglich einen Artikel der französischen Wikipedia zu dem Mainzer Politiker.

Der Kandidat der „Bürgerbewegung Pro Mainz” ist Heinz-Werner Stumpf. Auf der Homepage der „Bürgerbewegung” findet sich auf jeder Seite am rechten Rand das gleiche plakative Element, das auf die Seite „Unser OB-Kandidat” weiterleitet. Ein Formblatt, mit dem man per Unterschrift den Kandidaten unterstützen kann, hängt dort an. Da die „Bürgerbewegung” nicht in den Stadtrat gewählt wurde, sondern drei Räte der „Republikaner” geschlossen zu der Gruppe gewechselt haben, braucht er 250 Unterschriften.

Matthias Heppner ist Kandidat der „Piraten”. Auch er pflegt keine separate Facebook-Seite – dafür hat er seinen privaten Facebook-Account so eingestellt, dass die Informationen für Facebook-Nutzer einzusehen sind. Hier erfährt der Besucher, dass der jüngste Kandidat im Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters gerne „Two and a half men” schaut oder die kanadische Sängerin Avril Lavigne hört. Neben den privaten Einblicken kommt das Thema der Kandidatur recht kurz: vier Pinnwand-Einträge seit Bekanntmachung, und eine Flut anderer Meldungen. Auch auf der Homepage finden sich zwar Standpunkte zu vielen wirtschaftlichen und politischen Themen; die Oberbürgermeister-Kandidatur wird jedoch nicht erwähnt. Er stellt sich nicht gezielt als Kandidat dar, sondern als politisch aktive Privatperson. Offensichtlich ist, dass Heppner seine Internetpräsenz zunächst unabhängig von seiner OB-Kandidatur entwickelt hat.

5 responses to “Die Mainzer OB-Kandidaten im Netz

  1. Warum führt Ihr den parteilosen Kandidaten Manfred Bartl nicht auf? Ich fordere ein Sozialticket, das diesem Namen und vor allem dem Bundesverfassungsgerichtsurteil vom 9. Februar 2010 gerecht wird! Mehr als 15 Euro darf es nicht kosten. Noch besser wäre ein kommunal finanzierter Gratis-ÖPNV für alle! Ich bin entschieden gegen den absurden Entschuldungsfonds und die grotesken Kürzungsmaßnahmen, die er nach sich ziehen würde. Mainz hat – wie alle Kommunen – kein Ausgaben-, sondern ein Einnahmenproblem. Insbesondere bin ich gegen eine Zerschlagung der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek mit dem daran angeschlossenen Stadtarchiv! Solch sinnlose Kürzungen dürfen keinesfalls auf dem Rücken der städtischen Angestellten ausgetragen werden! Wir brauchen mehr Bürgerbegegnungsstätten und mehr Bürgerbeteiligung! Vor allem muss dem Investor ECE endlich eine Absage erteilt werden. Mainz lebt, wie der ECE-Vertreter im Stadtrat richtig bemerkte, auf seinen Plätzen – nicht auf denen eines x-beliebigen profitmaximierenden Investors! Unbedingt muss Mainz den Ganzstagswahnsinn bei Kindergärten und Schulen beenden! Kinder gehören zu den Eltern, sie brauchen Freiheit, um ihr Entwicklungspotenzial voll ausreifen zu lassen!

  2. Wenn das stimmt, dass Manfred Bartl kandidiert, dann frage ich mich auch, warum er nicht publik gemacht wird. Zumal er mit die vernünftigsten Ansichten hat.

    Beim Sensor-Magazin denke ich, dass man es einfach nicht wusste. Bei den 2 grossen Zeitungen vermute ich, dass sie bei der Entscheidungsfindung für einen OB entscheidungsweisend sein wollen? Wenn dem so wäre: Das darf nicht ihre primäre Aufgabe sein.

    Eine funktionierende Demokratie braucht unbedingt Öffentlichkeit. Dazu gehört, dass alle seriösen Medien die politische Vielfalt spiegeln.

    Gut, dass die lokalen Platzhirsche AZ und MRZ jetzt durch das Sensor-Magazin ergänzt werden. So wird aus dem Monopolzeitungsgebiet „Mainz“ eine pluralistische und demokratische Gegend.

    Wäre dem nicht so, würde Mainz bis zum Sankt Nimmerleinstag Mainzer Handkäs stampfen.

    1. Zu welchem der beiden Platzhirsche gehört wohl der Sensor? Einzig unabhängig ist und bleibt die STUZ, die übrigens auch einen OB-Kandidaten ins Rennen schickt.
      Saludos aus Spanien

      1. Hallo Stephan. Wie meinst du das: Gehören? Und was verstehst du unter unabhängig? P.S.: Der Artikel ist übrigens aus der AZ, wie man oben drüber lesen kann

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