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Der große Test: Tischkicker in Mainz

Läuft wie geschmiert: Einer der professionellsten Kickertische steht im Domsgickel

Es ist Musik in den Ohren von leidenschaftlichen Kneipensportlern: Plastikfigur trifft auf Plastikkugel, das Rollen des Kickerballes über das Spielfeld, ein anschließendes „Klonk“ – Tor! Kickern kann jeder, irgendwie zumindest. Darum eignet sich Tischfußball perfekt, um eine Prise Wettbewerb in einen entspannten und bierlastigen Abend zu bringen. Tisch ist jedoch nicht gleich Tisch. Deshalb hat sich der Autor – mit fast freiwilliger Unterstützung seiner Freunde – auf die Suche nach dem ultimativen Kick begeben.

Kelly’s Pub (Schottstraße 2)
Das klassische Interieur eines Irish Pubs umfasst nicht zwingend einen Tischfußballtisch. Trotzdem steht derlei Gerät im Kelly’s und erfreut sich reger Beliebtheit. Die Besonderheit: Das Spielen ist kostenlos. Unter Vorlage eines Pfands erhält man einen eigenen Ball für unbegrenzten Spielspaß, was in den hier gelisteten Nachtlokalen nur beim Kelly’s der Fall ist. Ein weiteres Merkmal hebt den Kicker von den anderen ab: Das Guinness-Logo auf der Seitenwand verleiht dem Tisch einen coolen Look. Die restliche Optik lässt darauf schließen, dass nicht nur die Pubbesucher bedenkliche Mengen Bier konsumieren. Der Qualität des Tischs scheint die gelegentliche Hopfenkur jedoch nicht zu schaden. Die Stangen laufen wie geölt und der Grip der Gummigriffe ist hervorragend. Einziges Manko ist die Position des Kickers in einer recht beengten Ecke des Pubs.

Der Guinness-Kicker im Kelly’s

VArea (Weberstraße 2-4)
Die VArea in Weisenau ist eine Indoor-Freizeitwelt, die Besuchern ein breites Angebot an Virtual Reality-Spielen bietet. Abgesehen davon kann man dort auch analoge „Classic Games“ wie Billard, Airhockey oder eben Tischkicker spielen. Die Tische wirken, als wären sie pro forma aufgestellt. Das Kerngeschäft der Spielstätte sind die virtuellen Welten. Das merkt man auch. Die drei Kickertische sind dagegen eher traurige Erscheinungen im Vergleich zu den anderen aus diesem Test. Sie wirken zudem stark abgenutzt. Das verwundert, denn es ist unwahrscheinlich, dass jemand länger als ein paar Minuten damit spielen möchte. Das liegt auch am unsicheren Stand der Tische und dem Material, das billig daherkommt. Nicht einmal die Stangen haben Lust zu spielen, so schwer lassen sie sich bewegen. Die Nutzung der „Classic Games“ inklusive Kicker kostet 4,90 Euro pro Kopf die Stunde. Preislich ist das im Rahmen. Trotzdem kann man sich den Besuch sparen, wenn man nur Kickern möchte.

Kulturclub schon schön (Große Bleiche 60-62)
Der Tischfußballtisch hier ist ein kleiner Geheimtipp. Nicht weil er so unglaublich hochwertig ist, sondern weil man ihn im Club nicht unbedingt erwartet. Gegen einen Obolus können Kneipensportler zwischen Bar und Fotobox die Tischarena zum Glühen bringen. Für gewöhnlich ist der Kicker nur im Rahmen des Clubbetriebs bespielbar. Wer lieb fragt, dem gewährt das Barpersonal aber auch eine kurze Runde an Konzertabenden – natürlich nur, bis die Band loslegt. Der Tisch hat weder eine besonders gute noch eine ausgesprochen schlechte Qualität, macht aber seinen Job. So stellt der Kicker eine willkommene Alternative zur Tanzfläche dar und schon manch einer hat hier neue Freunde für die Nacht und mehr kennengelernt.

Onkel Willy’s (Binger Straße 5)
Sowohl die Einrichtung wie auch die Atmosphäre des Mainzer Traditionslokals bestechen durch eine leicht ranzige Note. Dieser Charme setzt sich konsequent in der Beschaffenheit der Kickertische fort. Beide vorhandenen Spielgeräte entsprechen nicht unbedingt Güteklasse 1. Einer der Tische ist etwas wacklig auf den Beinen. Beim anderen gibt’s Punktabzug für die rebellischen Loslöse-Bestrebungen der Spielfiguren von der Stange. Die Platzsituation ermöglicht bzw. erzwingt im Wochenendbetrieb immerhin Körperkontakt mit fremden Menschen, was sich als guter Gesprächsöffner eignet. Das Willy’s ist nicht unbedingt der nächste Austragungsort der Tischfußball-WM. Dafür ist der Pub authentisch, gemütlich, und auch ohne Highend-Ausstattung hat man Spaß am Kickern.

Domsgickel (Grebenstraße 16)
Hinsichtlich der Professionalität ist die Tischkicker- Kultur im Domsgickel schwer zu überbieten. Es gibt hier einen extra Raum, den die Thekenkräfte auf Anfrage öffnen. Darin stehen zwei Kicker, die wirklich gut ausgestattet sind. Beide verfügen über eine – wenn auch provisorisch anmutende – Tischbeleuchtung, die über dem Spielfeld angebracht ist. Die Griffe liegen gut in der Hand und die Stangen lassen sich problemlos bewegen. Trotz Gebrauchsspuren läuft der Ball makellos über das Spielfeld, und auch die Figuren wirken gut verschraubt. Neben Toren ermöglicht die Punktanzeige des Kickers auch das Zählen von Spielsätzen. Diese Funktion eignet sich besonders für den kompetitiven Spielbetrieb. Deshalb trägt der Domsgickel auch hin und wieder Tischfußballturniere aus. Eine Plexiglasscheibe, die sich von Tor zu Tor erstreckt, gewährleistet an einem Tisch sogar corona-konformes Kickern. Ein weiterer Pluspunkt im Domsgickel: Im Kickerraum können Besucher ihr Handy an eine Anlage anschließen, um eigene Musik zu hören.

Fanhaus Mainz / Kick‘n Rush (Weisenauer Straße 15)
Auf dem Gelände des alten Rohrlagers findet man seit fünf Jahren das Fanhaus Mainz. Neben dem Gebrauch als Fankneipe und Veranstaltungsraum fungiert die Location auch als Jugendzentrum, obschon Kneipe und Jugendtreff auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt als logische Einheit zu erkennen sind. Neben der Liebe für Mainz 05 verbindet aber beispielsweise der Kicker die verschiedenen Bereiche und Menschen miteinander. Der Tischfußballtisch steht in einer Art Durchgangsraum, trotzdem ist genug Platz zum Spielen. Wie es sich für einen Jugendtreff gehört, ist das Kickern kostenlos. Qualitativ kann der Kicker locker mit den besten hier aus dem Test mithalten. Leider nur hat das Fanhaus nicht durchgängig geöffnet. Die Betriebszeiten als Jugendzentrum
oder Fankneipe findet man auf der Webseite und via Google.

Sixties (Große Langgasse 11)
Der Pub, dessen Motto „schlicht Bier und Musik“ ist, hält für Tischfußball-Ronaldos ein kleines Séparée bereit. Diverse Interessengruppen könnten hier in einen Konflikt geraten: Handelt es sich um eine Raucherecke mit Kicker oder stehen in der Tischfußball-Arena einfach zufällig Aschenbecher? Neben Qualm sind es Urin und andere Ausscheidungen, die empfindlichen Nasen aufs Gemüt schlagen könnten. Das liegt aber nicht daran, dass die Gäste des Sixties nicht stubenrein sind. Allein die Lage des Kickers in Toilettennähe erweitert das olfaktorische Erlebnis beim Zocken um weitere Dimensionen. Dem gegenüber steht ein Spielgerät, das echt gut in der Hand liegt und ziemlich flüssig läuft. Die räumliche Trennung zum Rest des Pubs schafft beim Spielen außerdem schnell ein heimisches Gefühl.

Lasergame (Industriegebiet Hechtsheim / Friedrich-Koenig-Straße 8a)
Die Mischung zwischen Lasertag-Arena und Spielhalle macht das Lasergame in Hechtsheim zu einer gut besuchten Freizeitstätte. Zwischen den Lasertag-Runden können Gäste zum Luftholen Billard, Tischtennis, Dart und vieles mehr spielen. Das meiste davon ist kostenlos, so auch der Tischkicker. Der hat eine überraschend gute Qualität, wenn man bedenkt, dass das Lasergame damit kein Geld verdient. Der Ball läuft rund über die ebene Spielfläche und die Stangen gleiten geschmeidig. Wer allein zum Kickern vorbeikommt, der findet einen würdigen Gegner im Mann hinter der Servicetheke. Dabei sollte man sich jedoch keine falschen Hoffnungen auf einen Sieg machen. Aufgrund seines Arbeitsplatzes konnte besagter Mitarbeiter über eine gewisse Zeit hinweg beeindruckende Kicker-Skills entwickeln. Diese bekam der Verfasser des vorliegenden Textes bei einer 10:1 Niederlage bitter zu spüren. Wobei angemerkt werden muss, dass der Autor nicht unbedingt ein Referenzwert für fähige Tischfußball-Spieler ist …

Text Noah Schweitzer Fotos Till Scharhag