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Der große Test: Mainzer Bolzplätze

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von Florian Barz und Jonas Otte (Fotos):
Früher, als die Nachmittage von Schulkindern noch nicht mit Ganztagsunterricht und Vereinsaktivitäten vollgeladen waren, hatte der Bolzplatz seine große Zeit. Hier wurde gezockt, gerauft und geraucht, bis irgendwann die Sonne unterging. Und ja, es gibt sie auch heute noch. 33 Bolzplätze sind es derzeit offiziell in Mainz. Eine Auswahl haben wir getestet.

Martin-Luther-King-Park

Gleich hinter dem Taubertsbergbad, gegenüber vom Kinder- & Jugendtreff „Park-Haus“. Der kleine Platz ist idyllisch in den Park eingebettet, aber leider in bedauerlichem Zustand. Die Wiese ist nahezu komplett totgetrampelt. Viel schlimmer, aber: Unmittelbar vor den Toren klaffen riesige Krater im Boden, die das Spielen zum Gesundheitsrisiko machen. Bei von Bänderrissen geplagten Kickern dürfte dieser Platz Schweißausbrüche auslösen. Wer trotzdem kickt, sollte es definitiv ruhig angehen. Kleiner Pluspunkt: Die Tore sind aus Aluminium und haben Netze.

Ideal für: 4 gegen 4
Belag: Wiese

Am Mahnes (Mombach)

Ein wirklich schöner Platz im Herzen von Mombach, der 2010 für rund 160.000 Euro erneuert wurde. Auf dem roten Teppichboden läuft und spielt es sich wunderbar geschmeidig. Ein Fest für Ballvirtuosen und Tiki-Taka-Liebhaber. Der Nachteil: Bei Regen wird es schnell seifig und das Spiel zur gefährlichen Rutschpartie. Wer hier kicken will, braucht übrigens Geduld. Denn spätestens mit Unterrichtsschluss wird der Platz von den heimischen Kids in Beschlag genommen. Und für mehr als sechs Spieler ist hier definitiv kein Platz.

Ideal für: 3 gegen 3
Belag: Teppich

Windmühlenstraße (Altstadt)

Gestatten: Der härteste Bolzplatz von Mainz. Das Kicken hier ist eine wahre Zumutung. Der Belag besteht aus Schotter und Geröll, das jede Grätsche zur Tortur macht. Immer wieder landen Querflieger trotz Umzäunung auf der vielbefahrenen Windmühlenstraße. So sorgt das Bälleholen für zusätzliches Adrenalin. Der Platz bietet maximal Platz für ein 3 gegen 3. Wer seine Streetskills verbessern möchte und sich auf den Platz traut, muss sich gedulden. Derzeit ist der Bolzplatz wegen der Fragilität der Zitadellen-Außenmauer gesperrt. Wann der Platz wieder öffnet, ist noch unklar.

Ideal für: 3 gegen 3
Belag: Schotter

An der Lindenmühle (Zahlbach)

Versteckt im Naturschaugarten Lindenmühle, unweit der Straßenbahn-Haltestelle, liegt einer der schöneren Bolzplätze. Der Platz ist umzäunt, allerdings nicht sehr hoch, sodass auch Filigrantechniker regelmäßig auf Ballsuche ins Gestrüpp pilgern müssen. Zwei kleine Tore ohne Netz bilden ein kleines Spielfeld für maximal zehn Spieler. Die Asche staubt bei Trockenheit enorm, Regen sorgt für eine Schlammschlacht. Trotz allem macht das Kicken hier Spaß, zumal die Verletzungsgefahr gering ist. After-Grillen mit Bier bietet sich an.

Ideal für: 4 gegen 4
Belag: Asche

Hartenbergpark

Eine gute Adresse für alle, die sich lieber auf großem Feld als im Käfig austoben wollen. Der ehemalige Schulsportplatz der Peter-Jordan-Schule ist groß genug für ein klassisches Elf gegen Elf. Vor dem Anstoß sollte man aber unbedingt ein wenig aufräumen. Der Asche-Belag ist durchsät von Geröll und Kiesel. Teilweise liegen richtig große Steine auf dem Platz. Bälle, die ins Seitenaus gehen, landen aufgrund des hier niedrigen Zauns regelmäßig im dichten Gestrüpp. Wer in kurzen Hosen auf Bällesuche geht, macht unvermeidlich Bekanntschaft mit Brennnesseln. Viel Zeit zum Kicken bleibt hier nicht mehr. Auf Beschluss der Stadt muss der Platz demnächst dem Bau von Wohnhäusern weichen. Als Ausgleich soll ein neuer, allerdings deutlich kleinerer Bolzplatz im Hartenbergpark entstehen.

Ideal für: 11 gegen 11
Belag: Asche

jonas_otte_sensor_bolzplatz-6Kirchstraße (Gonsenheim)

Der Fußballkäfig im Herzen von Gonsenheim bietet eine ganz besondere Kuriosität. Mitten auf dem Spielfeld stellt sich ein großgewachsener Ahornbaum in den Weg. Der wird schnell zum zusätzlichen Gegenspieler und sorgt für kuriose Szenen. Klar, dass die Seitenwahl hier eine spielentscheidende Bedeutung bekommt. Wer das in Kauf nimmt, wird großen Spaß beim Zocken haben, denn der rote Aschebelag ist in gutem Zustand. Ebenso wie die beiden Aluminium-Tore. Zudem ist der Platz verkehrstechnisch gut erreichbar und bietet, umringt von Verkehr und Spielplatz, echten Bolzplatz-Flair.

Ideal für: 5 gegen 5
Belag: Asche

Richard-Schürrmann Straße (Münchfeld)

Ein ziemlich unbekannter Platz mitten im Grünen. Dabei wird alles geboten, was das Fußballerherz begehrt. Das Feld ist groß genug für bis zu 14 Spieler. Die Asche ist in gutem Zustand und weitgehend steinfrei. Es gibt klare Spielfeldbegrenzungen und die Zäune hinter den baukastenartigen Toren sind so hoch, dass selbst der Elfmeter von Uli Hoeneß im EM-Finale 1976 darin hängen geblieben wäre. Kleiner Schönheitsfehler: Die Tore bestehen aus Klettergerüsten. Da macht das Knipsen nicht ganz so viel Spaß.

Ideal für: 7 gegen 7
Belag: Asche

Uni-Bolzplatz

Zum sportwissenschaftlichen Institut gehört auch die große Wiese hinter dem Kunstrasenplatz, offiziell Bolzplatz genannt. Mehrere Gruppen können hier parallel spielen. Aber Achtung: Der holprige Rasen ist voller Kuhlen und Löcher und sorgt für hohe Verletzungsgefahr. Zudem sind die Freizeitkicker hier nur geduldet. Eine Umzäunung des Areals ist bereits in Planung und soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Das wäre dann gleichbedeutend mit dem Ende der öffentlichen Nutzung.

Ideal für: alle Konstellationen
Belag: Rasen

Haus der Jugend (Innenstadt)

Zum Haus der Jugend gehört auch ein kleiner Bolzplatz im Innenhof. Offiziell darf hier jeder spielen, auch ohne Anmeldung. Ein spontaner Besuch macht aber wenig Sinn, denn der Platz ist fast immer von Gruppen und Vereinen belegt. Am Wochenende ist der Zugang ohnehin versperrt. Der Platz besteht aus rauem Tartan, der bei Nässe extrem glitschig wird. Die riesigen Tore machen Eindruck, trüben aber leider das Spielvergnügen. Auf dem Mini-Feld kommt kein spannendes Match zu Stande, weil fast jeder Schuss im Netz landet. Die „Einheimischen“ nutzen den Bolzplatz deshalb auch mehr zum Tricksen und Abhängen.

Belag: Tartan
Ideal für: 3 gegen 3

Am Rodelberg (Oberstadt)

Der Platz ist gemütlich in den Spielplatz der Wohnsiedlung integriert. Vor wenigen Jahren saniert, gibt es alles, was sich der Hobbykicker wünscht. Auf dem grünen Teppichboden rollt der Ball geschmeidig und flüssig. Der Platz ist groß genug für zehn Spieler und die Tore haben genau die richtige Größe. Farbliche Grenzen markieren das Spielfeld. Es gibt sogar eine Mittellinie. Mehrere Holzbänke am Spiefeldrand laden zum Zuschauen oder Ausruhen ein. Einziger Minuspunkt: Der Zaun ist relativ niedrig, da gehen schnell mal Bälle im Gestrüpp flöten.

Belag: Teppich
Ideal für: 4 gegen 4

Zitadelle

Im Zitadellengraben liegt der wohl schönste Bolzplatz von Mainz. Umrahmt von der majestätischen Festungsmauer der Zitadelle wird das Zocken hier zum Erlebnis. Der Ascheplatz ist in gutem Zustand, ebenso die Tore mit Netzen. Der Platz ist groß genug für ein 7 gegen 7 mit Option für mehr Spieler. Der Haken: Frei zugänglich ist der Platz eigentlich nicht. Wer hier spielen will, muss sich bei der Stadt anmelden (siehe unten). Die Bunte Liga hat den Platz an einigen Tagen geblockt. Meist hat man aber gute Chancen.

Belag: Asche
Ideal für: 7 gegen 7

Fazit

Immerhin 33 Bolzplätze stehen derzeit zur freien Verfügung. Ein guter Wert im Städtevergleich, Wiesbaden kommt auf gerade mal neun Das Angebot hängt allerdings stark vom Stadtteil ab. So gibt es aktuell in der Altstadt keinen frei bespielbaren Bolzplatz, in Hechtsheim oder Gonsenheim dagegen gleich drei. Die Qualität der Felder schwankt ebenfalls. Die Plätze am Rodelberg und am Mahnes in Mombach wurden mit viel Aufwand saniert und sind wirklich schön geworden (und dementsprechend stark frequentiert). Andere Plätze sind kaum gepflegt und bergen ein hohes Verletzungsrisiko. Zwar kontrollieren Mitarbeiter der Stadt alle Bolzplätze und Tore wöchentlich, aber wer in ein Loch tritt und sich verletzt, ist selber schuld.

Wer mit einer größeren Truppe kicken möchte, hat leider auch schlechte Karten. Die meisten Bolzplätze sind ganz bewusst klein gehalten. „Ein Platz für sechs bis acht Spieler hat erfahrungsgemäß die höchste Nachfrage“, erklärt Marcus Hansen vom Amt für Jugend und Familie. Wer nicht auf halbillegale Plätze (wie die Uni-Wiese) ausweichen will, sollte sich deshalb an das Sportamt oder direkt an die Vereine wenden. Wer noch auf der Suche nach einer Mannschaft ist, kann sich an die Bunte Liga wenden. Mitspieler sind hier immer willkommen.

Sportamt Mainz: 06131/12-34 17 oder sportabteilung@stadt.mainz.de

Eine Übersicht über alle Bolzplätze in Mainz gibt es hier.