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Der große Test: Kletterwälder

Text: Andreas Lerg
Fotos: Daniel Rettig

Du stehst in 30 Metern Höhe auf einer hölzernen Plattform. Der Wind weht dir um die Ohren. Du springst und fällst. Der Boden kommt in rasender Geschwindigkeit auf dich zu. Das Adrenalin klopft heftig unter deiner Schädeldecke. Du schreist. Doch in dem Moment spürst du Zug auf dem Sicherungsgeschirr, das du trägst. Du wirst langsamer. Dein Fall wird gebremst und du landest sanft und sicher auf dem Boden. Diesen absoluten Nervenkitzel für Mutige kann man im Hochseilgarten Wörrstadt erleben, denn dort steht Deutschlands bisher einziger „Powerfan“. Der Powerfan ist ein 30 Meter hoher Sprungturm. Der Springer klinkt sich mit dem Sicherungsgeschirr in ein Seil ein und springt von einer Plattform in die Tiefe fast im freien Fall. Ein spezieller Ventilator wird über das Seil vom Gewicht des fallenden Springers angetrieben und erzeugt Bremsenergie, sodass der Springer langsamer wird, je tiefer fällt.
In luftiger Höhe über Seile, schwankende Balken oder wackelige Strickleitern balancieren. Sich mit Lianen aus Tauwerk von einer Plattform zur nächsten schwingen oder in ein Spinnennetz aus Seilen hinein springen. Nichts für Menschen mit Höhenangst oder vielleicht erst recht genau für die. Hochseil- und Klettergärten bieten den Nervenkitzel für Jedermann. Gesichert mit Helm, Klettergeschirr und einem Cowtail – das sind doppelte Sicherungsleinen – kann jeder unter Anleitung der erfahrenen Betreuer vor Ort seine Grenzen erkunden und versuchen, über diese hinaus zu gehen. Für Klettergärten muss der Besucher Kraftausdauer, Balancegefühl und gute Koordinationsfähigkeiten mitbringen und kann diese dort sehr gut trainieren. Festes Schuhwerk und zum Wetter passende Kleidung sollte man mitbringen. Oft werden Klettergärten von Schulklassen, Firmen und anderen Teilnehmergruppen besucht. Firmen nutzen sie beispielsweise gerne für Teambildungsseminare. Aber natürlich sind auch individuelle Gäste gern gesehen.

Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade

Meist haben die Klettergärten mehrere Parcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Anfänger und ängstliche Zeitgenossen können sich an den einfachen Routen versuchen. Kinder stürmen oft schnell und ohne Schwierigkeiten die schweren Routen. Im Kletterwald Neroberg beispielsweise sind das die schwarzen Routen. Der Treeman-Parcours beginnt schon krass mit einem elf Meter hohen Aufstieg am Seil. Die meisten Kletterer brauchen für diesen gesamten Parcours zwischen 30 und 50 Minuten. Die Herausforderungen auf den verschiedenen Routen heißen beispielsweise „Shaolin-Pfad“ oder „Kübelfähre“. Anfänger können aber auch erst mal Übungsparcours nutzen, die meist anderthalb bis zwei Meter hoch und sehr leicht sind. Dabei kann der Umgang mit dem Sicherungsgerät geübt werden, denn Sicherheit wird groß geschrieben.

Sicherheit an erster Stelle

Damit es hoch zwischen den Baumkronen sicher zugeht, bieten die Kletterparks zuverlässige Sicherungssysteme. Der Kletterwald Neroberg beispielsweise sichert seine Gäste mit einem neuen System namens „Smart Belay“. Es müssen immer zwei Haken eingehängt sein. Muss an einem Seilknoten oder Seilwechsel umgehängt werden, kann immer nur ein Haken geöffnet werden. Eine technische Verbindung mit dem anderen Haken sperrt diesen, solange der erste Haken offen ist. So bleibt immer ein Haken geschlossen und damit fest am Sicherungsseil. Kein Bedienfehler kann passieren, bei dem beide Haken gleichzeitig offen sind. Der Körper ist in ein Sicherungsgeschirr eingebunden, das, wie auch die Seile, eine Bruchlast von über zwei Tonnen hat. Es gibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene die passenden Größen. Und der Helm verhindert eine Beule am Kopf, wenn der Kletterer irgendwo anschlagen sollte.
Aber auch die Klettergärten selbst sind auf Sicherheit ausgelegt und konstruiert. Alle Stahlseile können zehn und mehr Tonnen Last tragen und über jedem einzelnen Element des Parcours verläuft das Sicherungsseil, in das sich der Kletterer mit dem Cowtail einhängt.

Kletterwald Neroberg (Wiesbaden)

Auf dem Wiesbadener Hausberg hoch über der Stadt ist der Kletterwald Neroberg in wunderschöner Lage zwischen alten Eichen- und Buchenbeständen zu finden. Neben einem speziellen Kinderparcours gibt es zehn verschiedene Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsstufen. An Werktagen öffnet der Kletterwald um 13 Uhr, an den Wochenenden um 9 Uhr. Erwachsene bezahlen 18 Euro, Kinder und Jugendliche 12 beziehungsweise 7 Euro. Das Familienticket ist attraktiv, denn hier kosten zwei Erwachsene und zwei Kinder 52 Euro. Es gibt auch 5er und 10er-Karten und weitere Angebote.

Hochseilgarten Wörrstadt

Der Hochseilgarten Wörrstadt ist ein sehr ungewöhnlicher Klettergarten, denn hier steht nicht ein Baum. Stattdessen gibt es in der flachen, von landwirtschaftlichen Feldern dominierten Gegend gigantische Windräder, die vom Wörrstädter Unternehmen JuWi betrieben werden, das auch den Hochseilgarten am Fuß eines dieser Windräder betreibt. Auch hier bieten die verschiedenen Routen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade in fünf und neun Metern Höhe. Und dann ist da noch der bereits beschriebene Powerfan. Der Hochseilgarten Wörrstadt hat freitags ab 14 Uhr, samstags und sonntags jeweils ab 10 Uhr geöffnet. Die Preise richten sich nach der Anzahl der Parcours, die der Gast bewältigen will. Drei Parcours kosten 12, sechs Parcours 14,50 Euro. Wer sich der Herausforderung des Powerfan stellen will, muss 20 Euro zahlen. Alles zusammen gibt es auch im Paket für 32 Euro.

Kletterwald Rüsselsheim Ostpark

Der Kletterwald Rüsselsheim Ostpark bietet ebenfalls eine Vielzahl von Routen. Das beginnt bei den Kinderund Einsteigerrouten und geht bis zum Iron man Parcours. Der ist zwar gar nicht einmal besonders hoch, hat es aber doch in sich. Bereits der Einstieg mit langen und kurzen Seilschlingen sieht einfacher aus, als er ist. Hier braucht es Kraft und Ausdauer. Der Funparcours spielt sich im Wesentlichen in zehn Metern Höhe ab, während der Genießerparcours mit 23 unterschiedlichen Elementen vor allem lang ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Stärken kann sich der Besucher im Biergarten „Waldbembelsche“.
In den Ferienzeiten hat der Park täglich von 10 bis 19 Uhr auf. Außerhalb der Ferien dienstags bis samstags von 14 bis 19 Uhr und sonntags ab 10 Uhr. Erwachsene zahlen 19 Euro, Schüler, Studenten und Azubis zahlen 16 Euro. Kinder bis 13 Jahre kommen für 13 Euro rein und Kinder von 5 bis 7 Jahren für 8 Euro.