Ob LIEBS, lulu, bunte Produkte, oder StartUps, Daniel Sieben mischt in Mainz an vielen Stellen mit. Ein Interview über die neue Kneipe, Politik und eine Herzensstadt.
BERUF
Du machst mit Nina Wansart das LIEBS in der Neustadt. Jetzt habt ihr in der Nähe der Römerpassage einen neuen Laden aufgemacht.
Unsere drei Jahre im lulu Pop-up-Store haben gezeigt, dass wir auch in der Innenstadt gut aufgehoben sind. Daher ist es nun eher ein Umzug als eine Neueröffnung. In unserem Sortiment gibt es weiterhin viel Lokales. Zuletzt kam ein leckerer Kreppel-Likör dazu und unser „Golden Gartenfeld“-Shirt. Wahrscheinlich machen wir auch bald mit Freunden noch eine Eckkneipe auf am Fischtor, dafür suchen wir noch Leute mit Gastroerfahrung.
Wie beurteilst du das kulturelle Leben in Mainz?
Meistens bin ich zufrieden, aber es ist auch Luft nach oben und es sollte auf keinen Fall weniger werden. Wenn man allein das Postlager und das Allianzhaus anschaut, da sind jede Woche Tausende Menschen. Das sind Orte, die man erstmal in Mainz nicht erwartet, die positiv überraschen. Wenn das Allianzhaus nun mit einer großen Bibliothek zugebaut werden sollte und die Zwischennutzung im Postlager ausläuft, dann fehlt gewaltig etwas.
Mit eurer Spielraum-Initiative kämpft ihr für den Erhalt des Allianzhaus.
So etwas muss nicht mal groß gefördert, aber richtig geschützt werden. Und ist der perfekte Ort für die Stadt, um noch einen draufzusetzen. Mit einem Zentrum für Kultur, Subkultur und politische Bildung – das könnte direkt anknüpfen an alles, was es dort schon gibt. Dafür setzen wir uns ein und geben fachlichen Input als vielseitig aufgestelltes Bündnis. Die Mainzer Wirtschaft braucht nämlich auch ein lebendiges Kulturleben, sonst will hier niemand leben und arbeiten. Ich bin also nicht per se gegen eine neue Stadtbibliothek, aber die muss nicht ins Allianzhaus. Bei einigen großen Kaufhäusern steht auch immer wieder eine Schließung im Raum.
Du bist jetzt auch in der SPD.
Nein, aber ich trete als parteiloser Kandidat auf der SPD-Liste für den nächsten Stadtrat an. Ich schätze ein paar Leute, die dort aktiv sind, und deswegen gab es Kontakt. Ich bin ein politischer Mensch, und die Idee hat mir gut gefallen, also bin ich dabei. Über die Möglichkeit, sich da zu beteiligen und Einblicke zu bekommen, habe ich mich gefreut. Ich hatte früher schon mal mit dem Gedanken gespielt, mich zu beteiligen, hab mich aber nie angemeldet und eher themenbezogen engagiert, zum Beispiel bei Spielraum oder beim Mainz City Management.
Im täglichen Leben arbeitest du aber bei Scholz & Volkmer in Wiesbaden.
Ja, das ist mein Hauptberuf im Bereich HR und PR, zwar nicht ganz in Vollzeit, aber schon seit gut acht Jahren. Das ist auf jeden Fall der richtige Job für mich. Ich mag es, die richtigen Leute für einen Job zu finden und zu vernetzen. Außerdem kann man zwischenmenschliche Themen lösen und es geht immer um Kommunikation. Ein Highlight ist auch die jährlich von uns organisierte see-Conference, eine der größten Designkonferenzen Deutschlands. Dort bringen wir am 6. April im Schlachthof Wiesbaden wieder zusammen, was zusammengehört: Design, Kunst und Architektur – aber es stehen auch Kreative aus Wirtschaft, Soziologie, Philosophie und Technik auf der Bühne.
MENSCH
Wo kommst du eigentlich her?
Ich komme aus Krefeld, NRW. Ich bin 2002 fürs Publizistik- Studium nach Mainz gekommen und dann klassisch hier hängen geblieben. Im Herzen bin ich also Rheinländer und das passt für mich immer noch, denn der Rhein ist ja auch hier. Während des Studiums war ich bei der Rheinischen Post, habe die LUUPS-Gutscheinbücher gemacht und beim ZDF gearbeitet. Vor allem durch LUUPS habe ich die schönsten Orte der Stadt entdeckt. Irgendwann war das mehr als ein Job, eher eine Plattform für schöne Sachen, und dieser Gedanke zieht sich bis heute bei mir durch, auch in unseren LIEBS-Stores.
Ihr habt ja auch die Hipster-Fastnacht erfunden. Stimmt, das Wort ist zwar nicht mehr so präsent, aber die Hipster-Generation ist ja auch älter geworden. Der Fastnachtsverein war ursprünglich mal etwas alternativer ausgelegt. Dann kamen viele Leute dazu, die es gerne etwas meenzerischer wollten. Der letzte Hipsterball im Februar war super. Aber auch jüngere machen gute Sachen: „motion“ zum Beispiel, die haben alle paar Wochen mit 1.000 Menschen im lulu-Keller gefeiert.
Fußball ist noch ein Thema für dich.
Ja, ich bin Spieler und Fan. Ich spiele in der Bunten Liga bei den „Millonarios“. Die Liga ist frei organisiert ohne Vereinsstrukturen. Man kann einfach dazukommen und sich einer Mannschaft anschließen, vor allem, wenn man neu in der Stadt ist. Mittlerweile bin ich einer der Ältesten, aber die Mannschaft verjüngt sich immer wieder. Wenn ich ins Stadion gehe, dann meist mit Freunden, die Fans von Mainz 05, der Eintracht oder vom FCK sind. Die mobben sich gerne mal untereinander, aber ich kann überall dabei sein und so meinen eigenen Schmerz verdrängen. Mein Herzensverein, der glorreiche KFC Uerdingen 05, ist in die Fünfte Liga abgestürzt.
Und Griechenland bist du oft, hört man?
Ja, ein paar Griechenland-Urlaube als Kind waren schon schön und dann gab es ein Auslandssemester in Thessaloniki. Eine sehr schöne Stadt, mit der ich viele Erinnerungen verbinde. Das ist die beste Stadt für mich, um den Tag zu genießen, gut zu essen und mich zu erholen. Ich habe Freunde dort und mag die griechische Mentalität. Manchmal bin ich auch auf der Insel Thassos. Wer also Tipps braucht, kann sich bei mir melden.
Was findest du noch gut an Mainz und was nicht?
Ich mach die Stadt, ich mag den Rhein, den Gartenfeldplatz und andere Plätze, die Gastro und die Menschen. Ohne die richtigen Menschen kann ich eine Stadt nicht lieben. Und hier haben viele das Herz am rechten Fleck. Lustig finde ich manchmal die Maßlosigkeit, zum Beispiel bei der Fastnacht und beim Wein. Aber man muss halt wissen, wofür man steht und was die Leute mögen und sollte diese Sachen dann auch beschützen. Wenn man nicht in einer Metropole ist, gibt es eben kein riesiges Nachtleben und es ist immer nah an der Grenze zur Provinz. Es ist viel Gutes entstanden seit ich Mainz kenne, aber es droht auch einiges zu verschwinden. Da fehlt uns manchmal der Blick über den Tellerrand.
Interview David Gutsche Foto Jana Kay
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