Kaum ein Jahr ist vergangen seit dem Startschuss für die Mainzelbahn, als auch Wiesbaden sich schon an die Planung einer Citybahn machte. Diese soll nun auch über die Theodor Heuss Brücke fahren und beide Landeshauptstädte miteinander verbinden – obwohl da schon genügend Busse fahren, S-Bahnen, Regionalzüge und Inter Cities.
Trotzdem haben gestern sowohl der Mainzer Verkehrsausschuss als auch der Stadtrat den Einstieg in die Vorplanung für die CityBahn beschlossen: „Dies ist eine hervorragendes gesellschaftspolitisches Signal, dass die Stadt Mainz und wir als Mainzer Mobilität besonders umweltverträgliche Verkehrsmittel im ÖPNV nachdrücklich fördern“, betont Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin der CityBahn GmbH.
Die CityBahn werde genauso ein Erfolgsmodell wie die Mainzelbahn, prognostiziert ihr Kollege, Prof. Hermann Zemlin, Geschäftsführer der CityBahn GmbH. Die im Dezember 2016 in Betrieb genommene Mainzelbahn habe schon 2017 die Fahrgastzahlen erreicht, die eigentlich erst für Ende 2018 erhofft waren. Täglich führen knapp 20 000 Menschen auf der 9,2 Kilometer langen Strecke. „Die Mainzelbahn beweist, dass es nicht – wie oft moniert – lediglich eine Verlagerung vom Bus auf die Straßenbahn geben wird, sondern in den Stadtteilen, durch die die Mainzelbahn fährt, benutzen insgesamt bis zu zehn Prozent mehr Menschen den ÖPNV – genau das ist auch in Wiesbaden unser Ziel“, sagt Zemlin. In Wiesbaden rechnen die CityBahn-Geschäftsführer auf der rund 40 Kilometer langen Strecke von der Hochschule Mainz bis in die Innenstadt von Bad Schwalbach mit rund 100 000 Fahrgästen am Tag. 17 000 Pkw-Fahrten sollen ersetzt werden.
Jetzt beginnt die Vorplanung für den Linienverlauf von der Theodor-Heuss-Brücke bis zum Mainzer Hauptbahnhof, von wo aus die CityBahn künftig an das Mainzer Bestandsnetz und den Betriebshof der Mainzer Mobilität angeschlossen werden soll. Bereits im März stellen die Planer drei Varianten für diesen Streckenabschnitt vor.
Auch die Mainzer werden mit einem Online-Dialog und einer Infomesse im März am Projekt beteiligt. „Die Anbindung nach Mainz wurde bereits im Wiesbadener Online-Dialog sehr intensiv diskutiert. Dadurch konnten wir uns vorab einen ersten Überblick über die Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen verschaffen. Ich hoffe, dass die Mainzerinnen und Mainzer unsere Gesprächsangebote ebenso umfassend wahrnehmen wie die Wiesbadener Bevölkerung“, erklärt Eva Kreienkamp.
Wiesbadens Verkehrsdezernent Andreas Kowol gratuliert den Mainzer Kollegen zu „dieser klugen, zukunftsweisenden Entscheidung“. In Fastnachtssitzungen werde über Seitenhiebe auf die Nachbarstadt natürlich immer gerne gelacht: „Aber in Wirklichkeit sind Mainz und Wiesbaden ein Großraum mit 500 000 Menschen und vielen Gemeinsamkeiten. Dass Mainz nun beschlossen hat, seine nächste Straßenbahnerweiterung nach Kastel und Wiesbaden zu planen, kann uns nur freuen“, resümiert Kowol.