Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Michael Jacobs
Wenn am 5. März mit „My fair Lady“ in der Phönix-Halle die letzte Vorstellung unter der Ägide des langjährigen Betreibers Matthias Becker über die Bühne geht, steht die Mombacher Firma „Light and Sound“ weiter in Verhandlungen mit dem Immobilieneigner Beos AG, die das Gelände der Alten Waggonfarbik 2008 erworben hatte. Der vis-à-vis der Phönix-Halle in Gebäude 6336 beheimatete Dienstleister für Licht- und Tontechnik will zusammen mit dem Rechtsanwalt und Unternehmensberater Hanns-Christian von Stockhausen die Auftrittsarena mit Industrieflair für eine weitere kulturelle Nutzung zukunftsfähig machen. Mit ihrem Businesskonzept „Phönix-Halle 2.0“ wollen die Investoren 2,5 Millionen Euro in den Hallen-Umbau und die Vermarktung stecken, um Veranstaltungen mit Besucherzahlen von bis zu 5.000 Menschen zu ermöglichen.
Nach der Modernisierung, die im Dezember 2015 abgeschlossen sein soll, würde Mainz – nach der Festhalle Frankfurt – über die zweitgrößte Veranstaltungsbühne im Rhein-Main-Gebiet verfügen. Man habe die Chance, ein in der Region einzigartiges Industriedenkmal und eine national bekannte Kulturstätte für Mainz zu erhalten, sagt „Light and Sound“-Geschäftsführer Ralph Heinrich.
Falls der Deal mit Beos zustande kommt, wollen die Initiatoren den 1949 errichteten, derzeit in Konzertsaal, Seitenschiff, Galerien, Konferenzraum und Garderoben aufgeteilten Gebäudekomplex zu einem einzigen Veranstaltungsraum vereinen und an einen neuen zentralen Foyerbereich angliedern. Der industrielle Charme der ehemaligen Waggonfabrik solle wieder zum Vorschein gebracht und die knapp 5.000 Quadratmeter große Halle zu einer modernen Veranstaltungslokation ausgebaut werden. Flexible Raumtrennungselemente ermöglichten eine bedarfsgerechte Aufteilung für Konzerte, Messen, Festivals, Firmenveranstaltungen, Galaabende oder Sportveranstaltungen.
„Die Pläne liegen fertig in der Schublade“
„Die Pläne liegen fertig in der Schublade“, sagt Heinrich: „Mit einem zukunftsfähigen Konzept wollen wir den Phönix noch einmal aufsteigen lassen.“ Allerdings braucht ein solcher Höhenflug eine solide finanzielle Basis. Gut die Hälfte der notwendigen Summe habe man bereits über Investoren aus der Wirtschaft einsammeln können, sagt Heinrich. Ein „Supporterteam“ arbeite derzeit intensiv an weiteren Kooperationen mit der Privatwirtschaft, Investoren sowie der Stadt- und Landesverwaltung.
Stadt und Land lobten zwar die „Privatinitiative“, machten aber keine Fördergelder locker.
Um weitere Unterstützung aus der Bevölkerung sowie der Kunst- und Kulturszene zu erhalten, haben die Initiatoren die Aktion „Rettet den Phönix“ ins Leben gerufen. Die Aktionsseite www.facebook.de/rettet.den.phoenix ist seit Dienstag online.
Alles muss bis Ende März raus
Derweil bereitet sich Matthias Becker, dessen Engagement der Phönixhalle als Konzert- oder Kabarettbühne ein hohes Renomee weit über die Stadtgrenzen hinaus bescherte, ziemlich desillusioniert auf den Kehraus vor. Alles, was er in 17 Jahren in Eigenregie ohne städtische Subventionen geschaffen hat, muss bis Ende März wieder raus: Bühne, Tribüne, Orchestergraben, Wände, Toiletten, Böden.
Gut 150.000 Euro werden ihn die Begradigungsarbeiten kosten, sagt Becker, dem nicht nach einer rauschenden Abschiedsfeier zumute ist. Nach der Aufbruchseuphorie 1998 – als er die Phönix-Halle während der Mollerbau-Sanierung zur rettenden Bühne für das Staatstheater machte – ein sehr prosaisches Ende einer Ära.