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Bio – und wie: Naturkost in Mainz

Text und Fotos: Ulla Grall

Kleine Naturkostlädchen, große Bio-Supermärkte, Hofläden für Bio direkt vom Acker, Naturkost-Lieferservice ins Haus, Reformhäuser, Marktstände und Bioprodukte aus dem „normalen“ Supermarkt: All das gibt es in Mainz. (Vollständige Liste HIER)

Bio-Brot

Im Kornland in der Weissliliengasse steht seit 1983 Jürgen Stüdemann am Backtrog. Die „älteste Mainzer Bio-Bäckerei“ fährt „zweigleisig“: Neben biologischen Vollkornprodukten gibt es eine konventionelle „Weißmehlschiene“. Gerne angenommen wird der Mittagstisch, pro Tag verlassen ca. 50 Esser das Kornland und nehmen von den 16 Brotsorten, den Brötchen oder Teilchen auch noch was für zu Hause mit.

Die zweite Bio-Bäckerei ist Kaiser aus Mainz-Kastel. Mit einer Filiale in der Schusterstraße, einer im denn´s, einem Stand auf dem Wochenmarkt und zahlreichen Verkaufsstellen ist Kaiser gut vertreten. 30 Brotsorten, 15 verschiedene Brötchen und das breite Sortiment an Kuchen, Teilchen und Snacks erfreuen sich regen Zuspruchs.

Klein und fein

Zwei inhabergeführte Naturkostläden in der Tradition der „guten alten Bioläden“ gibt es in Mainz. Die Schwestern Marita und Karin Koch leiten seit 13 Jahren das Va Bene auf der Breiten Straße in Gonsenheim. Ein kleiner Laden, aber trotz des beschränkten Raums ein Naturkost-Vollsortiment mit viel frischem Gemüse und Obst, Brot von zwei Bio-Bäckern (Kaiser und Ernst Drews) und einer tollen Käsetheke; Das schätzen nicht nur die Gonsenheimer Kunden.

In Hechtsheim liegt am Lindenplatz 4 die Bio Oase. Von außen ganz unauffällig, folgt drinnen das Aha-Erlebnis: Es gibt „alles, was man braucht und ein bisschen mehr“ so Bettina Stadler. Die Kunden scheinen zufrieden zu sein, sie wählten für 2011 die Bio-Oase zu einem der besten Naturkostläden in Deutschland: Gold für fachkundige Beratung sowie Silber für Gesamteindruck und Frische-Angebot. Brot liefert täglich außer Samstag Biobäcker Drews, freitags die Bäckerei Siebenkorn und „was nicht vorrätig ist, kann gerne bestellt werden.“

Natürlich NATÜRLICH

Wer in der Mainzer Neustadt „Bio“ sagt, meint das natürlich. Nach dem Umzug aus der Leibnitzstraße ist das neue natürlich seit Mai 2010 in der Josefstraße 65. Mit dieser Veränderung hat sich der Laden enorm vergrößert. Auf 430 qm bietet der modern gestaltete Markt nun 5000 Produkte in 100% Bio-Qualität. Die Marktleiter, Mirko Krpi´c und Thomas Meier, legen Wert auf Regionalität: Brot von Drews und Kaiser, Honig vom Demeter-Imker Friedrich aus Wackernheim, Eier vom Biolandhof Schreiber in Klein-Winternheim, Milchprodukte und Feingebäck von der Domäne Mechthildshausen sind nur Beispiele für die Umsetzung der Idee von bio, fair und regional. Beeindruckend: die große Gemüsetheke, 4-Meter-Käsetheke und 1 Meter Antipasti – auch zum Probieren. Lecker: Kuchen und Torten zum Kaffee im Bistro, Mittagstisch und bei schönem Wetter auch Sitzplätze im Freien. Parkplätze am Haus.

Bio ab Hof

Alteingesessene Bretzenheimer sind die Benders. Tritt man durchs Tor zu Bender´s Hofladen an der Oberpforte, kräht zum Willkommen lauthals ein Gockel. Hugo und Hildegard Bender sind die Senioren der Familie und führen den Hofladen „nur noch als Verkaufsstelle für den Betrieb vom Junior“. Das klingt bescheidener, als es ist: Der Hofladen führt ein umfassendes Sortiment und zu den Öffnungstagen drängen sich die Stammkunden am gut bestückten Gemüsestand.
Jochen Bender hat die Bio-Äcker seines Vaters übernommen und bewirtschaftet nach Naturland-Richtlinien den Johanneshof. Auch dort, am Olmerweg 1, lädt ein Hofladen zum Einkauf und es gibt zu den selbst erzeugten Produkten ein ergänzendes Naturkost-Sortiment. Die Palette der eigenen Produkte ist groß: Beerenobst, Gemüse, Getreide, Blumen zum Selberschneiden, Birnen und mehr als 20 Sorten Äpfel.

Im alten Ortsteil von Gonsenheim wartet in der Klosterstraße 25 das Gonsbachlädchen der Familie Strack auf die Kunden. Bä(ee)renstark! heißt die Devise des EU-Bio-Betriebs. Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren Erdbeeren…, aber auch Kirschen und Pflaumen, Äpfel und Birnen, in der Saison frisch von Baum und Strauch. Rund ums Jahr kann man auf die verarbeiteten Hofprodukte zurückgreifen: Säfte, Obstweine und Frucht-Secco, feine Essige zum Abfüllen, mit eigenen Früchten verfeinert und fruchtige Aufstriche. Ein kleines Naturkostsortiment rundet das Angebot des Hoflädchens ab. Kinder lieben den Hof: Im Sommer gibt’s viele Tiere und sogar ein Bienenvolk kann beobachtet werden.

Bio-Supermärkte

Auf der Großen Langgasse besteht seit 11 Jahren der Alnatura Super Natur Markt. Seit dem Umbau im Mai 2009 ist er eine der stärksten von insgesamt 61 Filialen. Alle Produkte stammen zu 100% aus ökologischem Landbau und sind zum Teil zertifiziert durch Bioland, Demeter und Naturland. Die Regionalität spielt vor allem bei Gemüse (je nach Saison vom Eichwaldhof aus Darmstadt) und Brot (Bio-Bäckerei Kaiser) eine wichtige Rolle. Das Sortiment umfasst viele Eigenprodukte. Hervorheben möchte ich das Engagement bei der Initiative „Vielfalt erleben“, die sich gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft richtet und für die Erhaltung der biologischen Vielfalt steht.

Seit 2007 gibt es in Mainz denn`s Biomarkt, einer von derzeit 60 denn‘s Biomärkten in Deutschland (und 5 in Österreich). Das Parterre ist großzügig angelegt, ebenerdig, mit weiten Gängen zwischen den Regalen. „Vor allem auf Regionalität legen die Kunden viel Wert“, meint Marktleiter Arikan und verweist auf Sprossen aus Worms, Äpfel aus Wackernheim und Eier aus dem Westerwald. Etwa 400 Produkte, überwiegend dennree-Eigenmarken, gibt es besonders günstig: „Bio für jeden Tag“ ist das Motto. Für alle Studis eine besondere Empfehlung: Nach Vorlage des Studentenausweises gibt‘s jeden Mittwoch 6 % Rabatt.

Naturkost ins Haus

Drei Lieferservices buhlen um die Gunst der Mainzer. Basis sind Abokisten, bei denen der Kunde wöchentlich an einem festen Tag mit einem jahreszeitlich wechselnden Bio-Gemüsesortiment beliefert wird. Die Abokiste kann passend zur Haushaltsgröße gewählt werden, Individualisten bestellen einfach aus dem Gesamtangebot, das bei allen drei Anbietern kaum Wünsche offen lässt.

Noch relativ neu in Mainz ist „Die grüne Bohne“. Annette Krehl berichtet: „Unsere Anfänge liegen in der Frankfurter Region. Vor vier Jahren zog die grüne Bohne nach Nierstein, dort sind das Lager und der angeschlossene Naturkostladen. Seit drei Jahren beliefern wir auch Kunden in Mainz.“ Wer bis Dienstag 12 Uhr bestellt, egal ob per Internet (www.diegruene-bohne.de) oder telefonisch, erhält seine Lieferung am Donnerstag ins Haus. Die Produkte sind so regional wie möglich: Kartoffeln vom Biolandhof Borngässer aus Schwabsburg, Eier und Geflügel aus der Pfalz, Fleisch aus Trebur, Brot, Brötchen und andere Backwaren von der Bäckerei Hampel aus Dieburg.

Der Biolandhof Ardema in Taunusstein-Neuhof ist die Heimstatt von Gaby Meuer und Gerhard Gros und ihrem Ökokisten-Lieferservice „Gesund und Munter“, der jeden Donnerstag Mainz und Vororte versorgt. Infos und Bestellungen unter: www.gesund-und-munter.de. Der Lieferservice gehört dem Ökokisten-Verband an, einem Zusammenschluss bäuerlicher Lieferbetriebe. Produkte aus der eigenen Produktion spielen im Angebot eine besondere Rolle: Gemüse, Spinat, Salate, Kräuter, Kohl, Kürbis und Kartoffeln. In der Saison gelegentlich auch Pflaumen und Mirabellen. Was die eigenen Flächen nicht hergeben, kommt bevorzugt von anderen Biolandbetrieben der Region, danach von anderen Biohöfen oder vom Bio-Großhandel. Immer heißt die Devise: Regional ist erste Wahl. Wer sich das gerne mal selbst ansehen möchte, ist beim Hoffest am 21. August herzlich willkommen.

Etwa dreißig regionale Erzeuger beliefern NOVUM, das Gemüseabo. Internet: novum-gemueseabo.de. Von Bischofsheim aus gehen die Lieferungen ins westliche Rhein-Main-Gebiet, den Taunus, Rheinhessen bis in die Pfalz und jeden Dienstag nach Mainz. Sechs verschiedene Abokisten-Varianten in verschiedenen Größen bietet NOVUM, davon eine Individualkiste, die nach Wunsch zusammengestellt werden kann. „Aber“, so erzählt Mohamed El Ouariachi, einer der Geschäftsführer, „die meisten Kunden bevorzugen eine der von NOVUM geplanten Kisten.“ Zu jeder Lieferung gibt’s Produktinfos, Anregungen und Rezepte. Neukunden werden ausführlich und individuell beraten. Bio auf dem Wochenmarkt Verstreut liegen die sieben Biostände auf dem Mainzer Markt. Es lohnt sich, sie alle mal aufzusuchen. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Biolandhof Obermoschel
Markttag: Samstag
Spezialität: Tomatenjungpflanzen im Mai, eigenes Gemüse, Lammfleisch vom Coburger Fuchsschaf.

Biolandhof Risser, Kerzenheim
Markttag Freitag und Samstag
Spezialität: Gemüse, eigene Kartoffeln, Brot und Gebäck, Milch, Käse und Milchprodukte aus eigener Verarbeitung.

Bainerhof, Demeterhof, Waldböckelheim
Markttag: Samstag
Spezialität: Getreide, Fleisch und Wurstprodukte vom Glanrind.

Hüttenhof, Biolandhof, Betrieb der Diakonie-Werkstätten Bad Kreuznach
Markttag: Samstag
Spezialität: Eier, Geflügelprodukte von der Pute, Hähnchen und Suppenhühner, Lammfleisch

Bio-Frisch, Biogemüse
Markttage: Dienstag, Freitag und Samstag
Samstag auch in Gonsenheim,
Donnerstag Altstadtmarkt am Graben
Spezialität: Erzeugnisse von fünf Biolandbetrieben

Gut zum Leben
Markttage: Dienstag, Freitag und Samstag
Donnerstag Altstadtmarkt am Graben Spezialität: Brot, vegetarische Produkte

Bioland-Metzgerei Korschelt, Zellertal-Harxheim
Markttage: Dienstag, Freitag und Samstag
Donnerstag Altstadtmarkt am Graben Spezialität: Bioland-Fleisch und -Wurst

Bio im Reformhaus und Supermarkt

Zahlreiche Reformhäuser gibt es in Mainz und alle führen Bioprodukte. Sie hier aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Aber auch die großen Supermarktketten und Discounter haben Bio für sich entdeckt. Ein besonders großes Sortiment mit bis zu 3000 Naturkost-Produkten führt TEGUT. Aber auch Rewe holt langsam auf. Diese beiden Supermärkte stehen nur als Beispiel, denn auch bei allen übrigen findet sich in den Regalen immer mehr echtes Bio. Achten Sie auf das Sternenblatt, das neue Signet für Bioprodukte, oder das sechseckige Bio-Siegel. Sie können sicher sein, dass diese Waren den Mindestanforderungen an Bioprodukte genügen.