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So wohnt Mainz: Modernes Stadtquartier „Dreikönigshof“ (Kästrich)


von Monica Bege
Fotos: Frauke Bönsch

Im Sekundenbruchteil beidhändig mehrere Klingelknöpfe gleichzeitig in Schwingung versetzen, dann schnell abhauen – am modernen Gebäudekomplex Dreikönigshof im Kästrich wohl eher nicht. An allen drei Zugängen begrüßen den Besucher ein dezentes Tastaturfeld, Miniaturdisplay und Menübuttons. Daneben die Anleitung – die Bedienung ist kein Problem. Schnell den alphanummerischen Code eingetippt – im dritten Versuch auch in der richtigen Reihenfolge. Schnurrend gibt der Türöffner den Weg auf das ehemalige Gelände der Schöfferhofer-Brauerei frei.

Man muss es mögen

Drei alte Brauereigebäude wurden in das 90 Einheiten zählende moderne Stadtquartier am Rande
der Altstadt integriert. Es ist kompakt konzipiert. Beton, Metall, Glas und rote Sonnenrollos dominieren das Bild. Klar strukturierte Fronten und unterschiedliche Geschosshöhen lassen kein Gefühl der Beklemmung entstehen. Weitere optische Auflockerung wird durch drei mit Vegetation, Steinen und Wasserläufen schmuck gestaltete Innenhöfe erreicht. Angela Kano kommt uns lachend entgegen „Es gibt nur zwei Möglichkeiten, man mag es hier oder nicht. Mein Freund und ich mögen es.“ Es geht durch Gassen mit den Namen Kaspar, Melchior und Balthasar. Sie verbinden die einzelnen Häuser zu einem Ganzen. Kreuzgänge aus schieferfarben eingefärbtem Beton umschließen die begrünten Innenhöfe. „Hier hat man sich am Kreuzgang von St. Stephan orientiert“, klärt Angela auf und öffnet die an den „Wasserhof“ angrenzende Haustür. Munter plätschert das Wasser – mehr Geräusche sind nicht zu hören.

Paarweise unterwegs
Vor fünf Jahren, kurz nach Fertigstellung des Quartiers, zog Angela mit Partner Uwe Schmitt in die zweigeschossige 80-Quadratmeter-Wohnung ein. Ihre erste gemeinsame. Als selbstständiger Unternehmensberater ist Uwe viel unterwegs. Mal lohnt sich eine Heimfahrt, oft jedoch nicht. Eine dauerhafte Reduzierung ihrer Beziehung auf das Wochenende passt nicht zum Lebenskonzept der beiden 39-Jährigen. Zu viel Gemeinsamkeit bliebe auf der Strecke. So begleitet Bankkauffrau Angela ihren Partner gerne in ferne Städte – sofern es Zeit und Umstände zulassen.
Drei Stufen, fast ein kleines Hochparterre, und wir stehen mitten im Esszimmer: ein kubischer Holztisch mit Bank und Stühlen und zwei alte Bauernschemel – Urlaubserinnerungen. Klare Formen, glatte Flächen, eine Vase mit Wildblumen und an den Wänden Drucke der Mainzer Werkstattgalerie uah!. Der Einrichtungs-Style ist aufgeräumt und warm. Längs an einer gestreckten Arbeitsplatte mit Spüle und Herdplatten vorbei führt der Blick ins Wohnzimmer mit dickem Flokati-Flausch: Eine offene Einladung zum kommunikativen Kochen. „Seit einiger Zeit machen wir das auch öfter“, gesteht Angela und grinst dabei Uwe an. Man sieht es dem schlanken Paar nicht an, aber das umfangreiche Angebot an Weinstuben verführt sie oft und mit „Heinrichs – die Wirtschaft“ in Wurfnähe liegt ein Favorit direkt um die Ecke. Kulturelle Abende verbringen beide gerne im Unterhaus, sportliche Nachmittage auf dem Rad im Mainzer Umland und für intensivere Trainingseinheiten joggt Uwe im nahen Grüngürtel.
Große bodentiefe Fensterfronten finden sich im ersten Stock – dahinter ein schmaler französischer Balkon. Zwischen Geländer und Glas gerade genug Platz zum Hinstellen, Fensterputzen oder Blumengießen. Für ein größeres Freilufterlebnis verweist Uwe auf das fünfte Obergeschoss: „Wir haben dort eine Dachterrasse, die jeder nutzen kann.“ Mit dem Aufzug geht es also nach oben – eine grandiose Fernsicht und in direkter Nachbarschaft die malerische Backsteinfassade des alten St. Vincenz-Krankenhauses bieten sich. Nur keine Sitzge legenheiten und Tische sind hier vorhanden. Sie müssen von den Bewohnern selbst mitgebracht werden. Ein wenig umständlich, findet Uwe. Auch in den Pflanzvorrichtungen mag es nicht so recht wachsen. „Man könnte mehr daraus machen“, bedauert Uwe. Doch ansonsten wird schnell klar: Die beiden fühlen sich in dem Stadtquartier „Dreikönigshof“ richtig wohl.