aus der Allgemeinen Zeitung (Mainz)
Von Michael Heinze
Eigentlich sollte der Verkehr schon längst sechsspurig durch beide neuen Tunnelröhren auf der A60 bei Hechtsheim fließen. Doch die Fertigstellung der zweiten Röhre hat sich erheblich verzögert: Das Gesamtprojekt kann erst im Frühjahr 2012 abgeschlossen werden.
Hauptgrund für den Verzug: Die Ingenieure mussten die ursprünglichen Planungen an der Stützmauer zur Hechtsheimer Vogelsbergsiedlung ändern. „Das mit der vorgesehenen Spritzbetonwand mit Bodenvernagelung ist vom Baugrund her nicht gegangen“, erläutert Michael Schneider, Leiter des Projektbüros Mainzer Ring. „Das Erdreich war wider Erwarten nicht standsicher genug, deswegen mussten wir die Konstruktion umwandeln.“ Inzwischen läuft der Bau der Stützwand im Bereich der Vogelsbergsiedlung auf vollen Touren. Aus Gründen der Standsicherheit wird nun eine Bohrpfahlwand gebaut, 60 Prozent davon sind fertig.
Ein Teil der Arbeiten findet versteckt statt
Auch andere Dinge haben dazu beigetragen, dass es beim Tunnelprojekt nicht gerade läuft wie geschmiert. Stichwort: Altlasten und Kampfmittel. „Im Sommer 2009 ist in der Nähe des McDonalds-Restaurants eine Bombe aus den Abwürfen des Zweiten Weltkrieges gefunden worden“, erinnert sich Schneider. „Und im Winter 2009/2010 ist bis März fast gar nichts gegangen, was die Erdarbeiten anbelangt.“ Dagegen sei der zurückliegende Winter zum Schluss eher harmlos gewesen.
Der Eindruck, dass sich auf der Baustelle zuletzt wenig bis nichts getan hat, täusche. „An der Vogelsbergwand etwa haben wir den ganzen Winter über gearbeitet“, versichert Schneider – trotz niedriger Temperaturen. Ein Teil dieser Arbeiten findet allerdings versteckt hinter grünen Schutznetzen statt. Mehrere Bauschritte laufen dabei örtlich hintereinander beziehungsweise zeitlich parallel. Bereits im vergangenen Jahr wurden die 11,50 bis 16,50 Meter langen Bohrpfähle zwischen dem Tunnel¬ende bei der Geschwister-Scholl-Straße und der Alten Mainzer Straße in die Erde gebohrt. Zur Stabilisierung der 645 Bohrpfähle wurde ein Kopfbalken am oberen Ende der Pfähle betoniert, der die Bohrpfähle verbindet. Mit Herstellung des 490 Meter langen Kopfbalkens begann im November der Erdaushub. Bis Juli werden an der Vogelsbergwand 75.000 Kubikmeter Erde ausgehoben.
Lärmschutzwand entlang der A60 bereits zu erkennen
Autofahrer, die in Richtung Bingen in den Tunnel fahren, sehen das Nordportal, das gerade hergestellt wird. Beide Seitenwände werden mit einem Radius betoniert und gleichen optisch dem östlichen Portal. Auf beiden Seiten des Tunnels laufen Bauarbeiten an den Stützwänden und zur Entwässerung. Die Lärmschutzwand entlang der A 60 in Höhe der Alten Mainzer Straße ist an den Betonsockeln bereits zu erkennen.
Jetzt werden die im Herbst angelaufenen Begrünungsarbeiten auf der Tunneldecke bei der Margraf-Fischer-Siedlung fortgesetzt werden. Ebenfalls noch im März soll es mit dem Straßenbau in den Voreinschnitten West und Ost weitergehen. In den späteren Fahrbahnbereich wird der Frostschutz eingebaut, ehe sich im Sommer die Asphaltarbeiten anschließen.