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2×5 mit Dr. Angela Rinn (Krimiautorin & Pfarrerin)

Interview: Ejo Eckerle
Foto: Ramon Haindl

Pfarrerin in Gonsenheim und Krimiautorin – wie geht das zusammen?

Ich schreibe auch ganz seriöse Sachbücher, aber so richtig Laune macht mir das Krimischreiben. Es ist einfach toll, sich da „virtuell“ ausleben zu können. Ich bin der festen Überzeugung, wenn Menschen mehr Krimis schrieben, um sich abzureagieren, gäbe es weniger Mord und Totschlag auf der Welt.

Ihre Doktorarbeit trägt den Titel „Das gepanzerte Herz“ und beschäftigt sich mit Seelsorge bei Herzinfarktpatienten. Worum geht’s da?

Was Menschen innerlich verhärten kann. Es gibt romantische Märchen, die diesen Prozess der Arterienverengung regelrecht beschreiben, wie die Sucht nach Geld. Ich wollte ja immer eine Promotion schreiben, die was nützt und nicht nur im Regal verstaubt. Das Buch ist heute ein Standardwerk für Krankenhausseelsorger.

Sie haben in Marburg, Bonn und Paris evangelische Theologie studiert. Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Bei Theologie gehört es ja zum guten Ton, dass man verschiedene Fakultäten besucht. Heute gehen viele junge Leute zum Studieren ins Ausland, damals war das noch nicht so üblich. Nach Paris bin ich vor allem wegen der Stadt gegangen und nicht, weil die Theologie dort einen tollen Ruf hat. War eine tolle Erfahrung sich in einer fremden Sprache durchzuwursteln.

Was ist die wichtigste Eigenschaft, die eine gute Pfarrerin braucht?

Sie muss gut zuhören können, sich für Menschen interessieren und darf nie moralisch urteilen. Das sollte man doch lieber Gott überlassen.

Sie haben gerade Schweige-Exerzitien hinter sich. Halten Sie da wirklich tagelang den Mund?

Ja, aber man spricht ungefähr eine halbe Stunde am Tag mit einem geistlichen Begleiter, der einem einen Bibeltext gibt, über den man nachdenkt. Außerdem betet man vier Stunden am Tag. Das ist manchmal echt anstrengend. Ich mache das jedes Jahr. In dieser Zeit klären sich viele Sachen, dieses Mal zum Beispiel, dass mir meine Arbeit immer noch sehr viel Spaß macht.

Joggen und Handkäs essen sind Hobbys von Ihnen – hängt das eine mit dem anderen zusammen?

Wenn ich nicht joggen würde, wäre ich fett wie ein Otter. Das ist ein steter Kampf. Ich habe damit begonnen, als ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Ich sitze total gerne in Weinstuben, irgendwo in Rheinhessen, höre den Leuten zu und trinke einen Schoppen. Glücklicherweise habe ich einen echt lieben Freund, der mich dann immer fährt. Ich mache dann nicht die Margot Käsmann …

Wenn Sie im Gonsenheimer Wald joggen, denken Sie dann auch über das Schreiben nach?

Ja, wenn da noch was offen ist, oder ich weiß, ich muss da noch eine Spur legen, dann fällt mir das oft beim Laufen ein. Wenn ich laufe, kommt etwas in Bewegung, auch im Kopf. Da setzt sich was oder formiert sich neu.

Wer oder was tröstet Sie, wenn Sie es mal nötig haben?

Mein Freund oder ein schönes Vollbad, mit einem Glas Wein, Kerzen und dazu ein guter Krimi.

Welches Ziel möchten Sie noch erreichen?

Weise zu werden, das wäre interessant. Aber ich habe eigentlich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Manches habe ich erreicht und erst dann gemerkt, dass es gar nicht so gut für mich ist.

Was hat Sie am meisten glücklich gemacht?

Mein Kind. Mein Sohn ist jetzt 17. Ich finde, es ist ein großes Geschenk, einen jungen Menschen aufwachsen zu sehen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Dafür bin ich dankbar.