Interview: Rebecca Espenschied, Foto: Ramon Haindl
Du hast im letzten Jahr deinen eigenen Laden „Zur Anprobe“ aufgemacht. Wie kam es dazu?
Ursprünglich hatte ich vor, noch einmal weiter zu studieren. Der Wunsch, mich irgendwann selbstständig zu machen, war allerdings auch schon immer da. Als dann im letzten Jahr im Spätherbst die Location frei wurde, hat alles optimal gepasst und ich habe spontan zugeschlagen. So kam das Ganze schneller als erwartet. Das habe ich aber auch der tollen Unterstützung meiner Freunde & Familie zu verdanken.
Wie kann man sich deine Arbeit im Atelier vorstellen?
Neben den freien, eigenen Arbeiten mache ich auch viele Maßanfertigungen für Kunden. Das ist dann noch einmal etwas ganz Besonderes, denn einerseits erhält der Kunde ein individuelles Einzelstück und zum anderen ist das „Einkaufserlebnis“ ein anderes. Der Kunde schlüpft nicht mal nur eben schnell in den Laden, sondern es ist eine sehr enge Zusammenarbeit bei zwei bis drei Treffen. So wird auch immer ein bisschen Persönlichkeit mit in das Kleidungsstück hineingenäht. Maßanfertigungen sind daher eigentlich die dankbarste Arbeit, denn am tollsten ist es, wenn man zur Verabschiedung umarmt wird und die Augen strahlen.
Du hast auch noch ein zweites Projekt namens „S.E.W. C.R.E.W.“. Was kann man sich darunter vorstellen?
Die Idee S.E.W. C.R.E.W. wurde schon vor „Zur Anprobe“ geboren. Da biete ich Nähkurse und Workshops für Anfänger und Fortgeschrittene an. Zum einen finden die Kurse im Atelier statt, da können die Teilnehmer ihre eigenen Projekte mitbringen. Die Gruppen sind hier sehr klein, sodass auch eine optimale Betreuung stattfinden kann. Andererseits gehe ich aber mit S. E.W. C.R.E.W. auch „auf Tour“ und bin regelmäßig auf Messen oder Designmärkten, eigentlich überall dort, wo man Nähmaschinen aufstellen kann. Im Sommer habe ich zum Beispiel einen Turnbeutel-Workshop am „Bauwagen“ gemacht.
Ist es schwierig, in Mainz „modisch Fuß zu fassen“?
Nein, eigentlich gar nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass die Menschen sich freuen, weil es so etwas in der Art hier noch nicht gibt. Vor allem durch meine Teilnahme an Veranstaltungen & Messen wie zum Beispiel der Stijl habe ich mitbekommen, dass die Nachfrage groß ist. Mittlerweile kommen auch viele Leute durch „Munz zu Munz Propaganda“ zu mir.
Du arbeitest nicht nur alleine, sondern gehst auch gerne Kollaborationen ein. Was macht dir daran Spaß?
Auch das ist natürlich ein Weg, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber aus diesem Grund mache ich das nicht. Ich bin immer noch Teil des Masterdart Kollektivs und es macht einfach Spaß, gemeinsam etwas zu schaffen und es ist toll, wenn man Menschen an seiner Seite hat, auf die man sich verlassen kann. Auch meine derzeitigen Atelierräume teile ich mit anderen Kreativen.
Mensch
Womit kannst du gut entspannen?
Im Moment habe ich nicht so arg viel Freizeit, aber das fühlt sich gar nicht schlimm an. Andererseits brauche auch ich mal meine Zeit zum Entspannen und das geht am besten am Sonntagabend bei Pizza und Tatort. Das ist mir ganz wichtig und eigentlich das einzige, das in der Woche fest eingeplant ist.
Wo wärst du gerne, wenn du heute frei hättest?
Beim Wandern! Am liebsten im Schwarzwald. Das ist zwar nicht weit weg, dafür aber umso schöner. Man kann die wunderschöne Landschaft genießen und Energie tanken. Im Schwarzwald ist es wirklich toll!
Was sind die fünf Dinge, ohne die du nicht leben könntest?
An allererster Stelle steht Teewurst. Die liebe ich wirklich und davon sollte immer eine für den Notfall vorrätig sein! Ansonsten Aperol Sprizz und meine Ringe, ohne die man mich wirklich nie sieht. Wenn es auch um immaterielle Dinge geht, dann natürlich noch Freunde und Liebe!
Welches Kleidungsstück sollte deiner Meinung nach jeder besitzen?
Kurz und knapp: Unterwäsche.
Hättest du gerne ein besonderes Talent?
Nein, eigentlich nicht. Ich kann zum Beispiel nicht singen, tu es aber trotzdem – natürlich nicht professionell! Aber ich glaube, es ist vor allem wichtig, dass man Spaß an Sachen hat, selbst wenn man sie nicht so gut kann. Darauf sollte man achten und nicht unbedingt, ob man bei anderen damit aneckt.