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10 Fragen an: Gregor Pöpsel (Bundesgeschäftsführer von Bioland aus Mainz)


Interview: David Gutsche
Foto: Ramon Haindl

Was ist Bioland und wie ist Bioland entstanden?
Bioland ist ein organisch biologischer Verband mit über 5.600 Mitgliedern, darunter landwirtschaftliche Erzeuger und an die 1.000 Unternehmen, Verarbeiter und Händler, die sich der Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus verschrieben haben. Bioland hat letztes Jahr sein 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Es gibt Landesverbände, den Bundesverband und die entsprechenden Bereiche, die wir abdecken, wie Lobbyarbeit, Beratung der Landwirte, Öffentlichkeitsarbeit und Begleitung der Hersteller. Neben Naturland und Demeter ist Bioland das bekannteste Siegel für Bio-Produkte.

Geht es bei Bioland hauptsächlich um den Anbau oder die Vermarktung von Biolebensmitteln?
Letztendlich sind wir ein Anbauverband. Der Fokus lag schon immer auf den Erzeugern, also der Entwicklung des biologischen Landbaus. Diese Interessen versuchen wir aber auch in einen wirtschaftlichen Vorteil umzusetzen, sowie die Bedingungen zu verbessern und die Betriebe zu unterstützen. Das ist unser Anliegen und dafür haben wir mittlerweile 80 bis 90 Mitarbeiter, 15 davon in Mainz. Hier ist die Bundesgeschäftsstelle mit Schwerpunkt Kommunikation und Interessenvertretung. Natürlich spielt mit der Zunahme von Mitgliedern auch die Vermarktung eine größere Rolle. Je stärker und besser diese läuft, desto attraktiver ist es, in den Verband einzutreten.

Was kennzeichnet Bioland-Anbau im Gegensatz zu Nicht-Bioland-Anbau?
Wir versuchen nachhaltig zu arbeiten. Und wir schließen bestimmte Hilfsmittel aus, benutzen also keine chemischen Pflanzenschutzmittel und Dünger. Wir versuchen mehr die natürlichen Mechanismen zu stärken, zum Beispiel die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und legen auch Wert auf fairen Handel.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von „Bio“ allgemein und Bioland im Speziellen?
Positiv. Ich glaube, dass die Erkenntnis der Endlichkeit unserer Ressourcen zunehmen wird. Ich sehe diese Entwicklung auch darin, dass die Piratenpartei oder die Occupy-Entwicklung plötzlich mehr Wertschätzung erhält. Das finde ich spannend und gut. Und auch wir bekommen Zuwachs in Form von jungen Mitgliedern. Es macht uns stolz, generationsübergreifend zu arbeiten. Darüber hinaus wollen wir mit Bioland die Entwicklung des ökologischen Landbaus weiter verbessern, also mindestens 20 Prozent Bioland-Wirtschaft in Deutschland haben, wie von der Bundesregierung vorgegeben. Unser Ziel ist es sogar noch weiter zu gehen. Wir wollen 100 Prozent Bioanbau.

Ist „Bio für alle“ heutzutage überhaupt noch möglich?
Ich denke schon. Vom Marktpotenzial haben wir eine überschaubare Größe. Mittlerweile sind auch viele Discounter – wie Pennymarkt – eingestiegen. Und auch wenn es für bestimmte Einkommensgruppen schwierig ist, Bio-Produkte täglich zu konsumieren, ist das ein Prozess und es wird uns gelingen, andere Preise zu realisieren. Man muss es aber auch so sehen, dass beim Konsum von Bioprodukten ein Stück Umweltschutz mit gekauft wird. Auch davon wollen wir den Konsumenten überzeugen.

Mensch:

Wie gefällt Ihnen Mainz?
Da ich selbst aus dem Rheinland komme (aus Westfalen), mag ich das Rheinland und die Mentalität der Menschen. Hier gibt es eine gewisse Gemütlichkeit, Offenheit und Gelassenheit. Auch den Standort Mainz bzw. das Rhein-Main-Gebiet finde ich attraktiv, denn wir haben eine gute Infrastruktur und ein gutes kulturelles Angebot, das ich leider viel zu wenig nutze. Kurz gesagt: Ich finde Mainz sympathisch.

Sind Sie und Ihre Familie auch privat 100 Prozent Bio-Käufer?
Wir versuchen es, aber es gelingt uns nicht komplett. Für unseren Einkauf benutzen wir zwar ein Obst- und Gemüseabo, gehen aber für den Rest auch in Supermärkte, die ein breites Bio-Angebot haben. Zu 80 bis 90 Prozent schaffen wir es vielleicht. Aber manchmal wollen meine Kinder auch eine Kinderschokolade, da bin ich nicht zu streng.

Haben Sie Ihre Hände noch selbst im „Boden“?
Mit meinen Söhnen habe ich vor Ostern eine Fläche für unseren heimischen Gemüseanbau im Garten abgesteckt. Mir ist es wichtig, meinen Kindern etwas über Boden, Natur und Lebensmittel zu vermitteln. Bis vor ein paar Jahren war ich auch noch als Imker aktiv. Mein Onkel hatte damals ein Bienenhäuschen und konnte es irgendwann nicht mehr betreiben. Also lernte er mich an und ich übernahm das Haus, bis zum Ende meines Studiums. Jetzt fehlt mir leider die Zeit dazu.

Was bedeutet Glück für Sie?
Den Moment zu genießen und das zu schätzen, was ich im Moment erlebe. Glück ist für mich eine gewisse innere Zufriedenheit. Dazu gehört zum großen Teil meine Familie, aber auch beruflicher Erfolg und mein Freundeskreis.

Was ist Ihr Lebensmotto?
„Schaun mer mal!“ würde ich sagen. Damit meine ich eine positive Grundstimmung, sich auch auf neue Sachen einzulassen.