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In Bewegung: Wohn- & Baugemeinschaften im Heiligkreuz-Viertel

Gemeinschaftsraum-Planung: Frau Canpolat und Ute Chibuzor

Michael Grünert und seine Frau gehören zur Baugemeinschaft „49°N – rundum bunt“. Zusammen mit der Genossenschaft „Z.WO“ und der Baugemeinschaft „Mainz Heilig Kreuz“ bebaut die Gruppe das Baufeld 11 im Heiligkreuz-Viertel. Seit Baubeginn ist hier ein mäanderförmiger Komplex entstanden.

Wenn die Sonne durch die Wolken bricht, kann man von den Dachterrassen des Baufeldes 11 im Heiligkreuz-Viertel die Mainzer Domspitze funkeln sehen. Es sei eine Frage der Investition, sagt  Grünert und deutet auf die umliegenden Neubauten. Die Architektur dieser Häuser hätte Dachterrassen ermöglicht. Aber mit Mietwohnungen gefüllte Immobilien würden selten in so etwas investieren.

Neben den Wohneinheiten der Baugruppen gibt es unter anderem ein Gemeinschaftshaus mit geteilter Küche, Waschraum und Gästezimmern. Da die Tiefgarageneinfahrt schräg nach unten verläuft, ist darüber ein nach hinten hin enger werdender, dreieckiger Raum entstanden. Hier wird ein Tobe-Bereich für die Kinder eingerichtet. Am Ende des Raums auf der engen Seite leuchten kleine Fensterchen auf die Straße hinaus. “Da können die Kinder dann die Müllabfuhr beobachten“, sagt Michael Grünert.

Michael Grünert auf der Dachterrasse
von 49°N mit Blick über das Viertel
Hündin Alicia mit zukünftigen Mitbe-wohnern Lothar Schultes und Eva Allrath

Übergangs-Leben
49°Nord ist mit 16 Wohneinheiten die kleinste der drei Gruppen. Die GmbH aus Teileigentümern legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und bauökologische Maßnahmen. Ihr Teil des Gebäudes ist ausgestattet mit PV- und Grauwasseranlage, Durchlauferhitzern und einer mit 30 cm ungewöhnlich dicken Schicht aus Dämmmaterial. Grünert ist als einer von zwei gewählten Geschäftsführern der GmbH seit dem Baubeginn vor zwei Jahren beinahe jeden Tag auf der Baustelle. „Da braucht man Gestaltungswillen“, sagt er auf den frisch verfliesten Treppenstufen auf dem Weg ins Untergeschoss. Und offenbar braucht es daneben noch eine große Prise Gelassenheit und Improvisationstalent. Eigentlich war der Einzug für die Gruppe schon für den Herbst letzten Jahres geplant. Man freute sich auf Weihnachten in der neuen Wohnung, Familien kündigten den Mietvertrag. Doch der Bau verzögerte sich. Heute leben sie zum Teil übergangsweise in Ferienwohnungen. Das Gebäudeinnere ist zwar fertig, außen sieht es jedoch noch nicht so rosig aus. Dabei müsste es schnell gehen, denn Ende des Monats soll das Gerüst abgebaut werden. Im linken Gebäudeteil entstehen 18 Wohneinheiten der Baugemeinschaft „Heilig Kreuz“, welche einen Schwerpunkt auf generationenübergreifendes Wohnen legt.

Wohnungstausch
Die Genossenschaft Z.WO hat einen Schwerpunkt auf Gemeinschaft in bezahlbarem Wohnraum gelegt. Hier ist kein Eigentumserwerb vorgesehen, die Einheiten sind nur zur Miete erhältlich. Um möglichst wenig Wohnraum ungenutzt zu lassen, wird die Genossenschaft rotieren: Wenn sich also für eine Partei die Lebensumstände ändern, zum Beispiel weil Kinder ausziehen, sollen die Z.WO-Bewohner die Wohnungen schnell und einfach untereinander tauschen können. Der Einzug soll dieses Jahr noch erfolgen, genauere Daten kann die Genossenschaft noch nicht vorhersehen. „Auf jeden Fall bald“, scherzt die zukünftige Bewohnerin Ute Chibuzor. Das Wort „bald“ sei in der

Das I-Cluster (inclusiv) ist zur Südseite ausgerichtet und mit Balkon ausgestattet

Gruppe inzwischen zum ‚running gag‘ geworden. Eine Besonderheit von Z.WO sind unter anderem die zwei Cluster-Einheiten. Die kleinere davon wird vier Menschen mit Beeinträchtigungen beherbergen. In der größeren öffnen sich sechs Zimmer in eine dem Innenhof zugewandte große Gemeinschaftsküche. „Mehr Autonomie als in einer WG, aber auch Gelegenheit zu ungezwungener Gemeinschaft“, findet Frau Canpolat, ebenfalls zukünftige Cluster- Bewohnerin. Die Wohnungen hier sind noch nicht voll besetzt, zwei Plätze sind noch frei. Interessenten können sich unter wohnen@z-wo.de melden.

„Gegenbewegung“
Etwas außerhalb des Heiligkreuz-Viertels hat die Baugemeinschaft Tür an Tür am Fort Heiligkreuz nach einem guten Jahrzehnt nun endlich eine Baugenehmigung erhalten. Der eingetragene Verein (in Gründung) möchte barrierefreie Wohnungen anbieten, sowohl zur Miete als auch erwerbbar als Eigentum. Wo jetzt noch eine alte Tennishalle steht, sollen bald ein Garten und ein Laubengang zwei Mehrfamilienhäuser miteinander verbinden. Ein Gemeinschaftsraum samt Küche und Coworking-Space ist ebenfalls geplant. Für Gründungsmitglied Eva Allrath ist soziales Miteinander das allerwichtigste im Leben. „Wir wollen eine Gegenbewegung im positiven Sinne gegen den Trend der Vereinsamung sein“, erklärt sie. Zusammen mit Vorstandsmitglied Lothar Schultes hofft sie, dass der Verein auch eine Strahlkraft ins Viertel habe. Die Baugemeinschaft hat noch viel Platz für zukünftige Mitbewohner.
www.wohnprojekte-portal.de/projektsuche/projekt-29252/

Text Anne Stollenwerk Fotos Jana Kay