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2×5 Interview mit Judith Dorst (Rheinhessische Weinkönigin)

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Interview: David Gutsche, Foto: Ramon Haindl

Wozu ist eine Weinkönigin eigentlich gut?
Sie ist Teil des Wein-Marketings, also um den Wein der Region Rheinhessen nach außen hin zu vertreten. Wir sind ein Team mit drei Mädels: zwei Prinzessinnen und eine Königin. Neben Rheinhessen gibt es noch zwölf andere deutsche Weinanbaugebiete und von denen wird jeweils eine Weinkönigin gewählt. Alle 13 treten im nächsten Jahr für den Titel deutsche Weinkönigin an.

Wie wird man Weinkönigin?

Zunächst einmal muss man sich beim jeweiligen Weinverband bewerben. Dann wird man nominiert. Je nach Bewerberanzahl werden bis zu fünf Mädels genommen. Es kann vier Prinzessinnen und eine Königin geben. Darüber entscheidet eine Jury, die aus bis zu 40 Mitgliedern besteht und die dazu viele Fachfragen stellt. Danach kommt es zur Wahl durch die Jury.

Es kommt also gar nicht auf das Aussehen an?
Wie sagt man bei uns immer so schön: Bei der Weinkönigin heißt es nicht nur trinken und winken! Ich muss mich auch für Wein interessieren und da Bescheid wissen, muss Stellung beziehen und schlagfertig sein und das nötige Fachwissen haben. Außerdem sollte man rhetorisch fit sein und auf Leute zugehen können. Allein fürs Gut-Aussehen wird man nicht gewählt.

Was sind Deine Aufgaben?
Wir sind viel unterwegs, auf Messen zum Beispiel oder Wein- Events und Verkostungen. Außerhalb von Rheinhessen auch auf Weinproben und Weinfesten. Im Dezember bin ich zum Beispiel in Berlin. Dort gibt es einen Rheinland-Pfalz-Tag, den „Tag des Bodens“. Da werde ich für die Winzer erzählen, was Boden für uns bedeutet.

Bekommt man für den Job Geld?
Es gibt zwar einen Tagessatz, aber das ist nicht der Grund, weshalb ich es mache. Wenn man damit Geld verdienen will, verdient man kaum etwas – die Ausgaben für die Kleider sind ja auch ziemlich hoch. Es bringt mir selbst viel, weil ich dazu lerne. Man lernt viele Leute kennen, Positives und Negatives, selbstsicheres Auftreten und repräsentative Aufgaben zu meistern.

Mensch

Hast Du neben Wein noch andere Interessen?
Ja, ich laufe gerne und habe schon an verschiedenen kleinen Marathons teilgenommen. Ich bin generell ein aktiver Mensch, fahre gerne Ski und war auch schon Raften – alles was mit Adrenalin zu tun hat, das gefällt mir.

Wie flirtest Du?
Das kommt auf die Situation und die Person an. Allgemein gehe ich gerne auf Leute zu und bin nicht auf den Mund gefallen, damit breche ich meistens das Eis. Sollte jemand auf mich zukommen und er gefällt mir, dann merkt er das. Aber ich habe ja einen Freund (lacht).

Deine Familie betreibt ein eigenes Weingut und Du hast letztes Jahr ein Praktikum in Kalifornien gemacht. Wie war das für Dich?
Das waren leider nur drei Monate nach meinem Weinstudium in Geisenheim. Wir waren bei der Flowers Winery in Sonoma / Kalifornien mit Leuten aus sieben verschiedenen Nationen und haben zusammen gelebt und gearbeitet. Das war schon prägend. Es ist eine ganz andere Kultur – obwohl die den Europäern auch ziemlich ähnlich sind. Den typischen Amerikaner hab ich gar nicht kennen gelernt, weil die Kalifornier, bei denen ich war, eher Gourmet-Menschen waren, die Wert auf gutes Essen und Trinken legen.

Hast Du einen Lieblingswein?
Im Sommer trinke ich gerne Riesling, der kann auch schön viel Säure haben und knackig sein. Im Winter trinke ich lieber Rotweine. Ich mache auch lieber Rotweine und bin zu Hause dafür zuständig. Deswegen liegen mir die Rotweine am Herzen.

Weißt Du schon, wie es später für dich weiter geht? Willst Du im Weingut deiner Eltern bleiben?
Ja, ich bin da auch schon mit eingestiegen. Ich habe noch eine Schwester und einen Schwager, die sind auch mit im Betrieb. Wenn im Frühjahr zu Hause nicht ganz so viel zu tun ist, würde ich gerne auch noch andere Weingüter und Weinanbaugebiete kennen lernen.