Artikel aus der Allgemeinen Zeitung von Michael Bermeitinger
Beim freien Zugang zum Internet hinkt Deutschland im internationalen Vergleich dramatisch hinterher. In Mainz gibt es nun einen Lichtblick, wenn auch nur begrenzt: Bis Ende des Jahres bietet T-Systems auf dem Gutenbergplatz und dem Bahnhofsplatz WLAN-Hotspots an. Die zeitliche Begrenzung gilt allerdings nicht nur für die Dauer des Tests, sondern auch für die Nutzer: Jedes Endgerät, ob Smartphone oder Tablet, kann eine Stunde kostenfrei ins Internet gehen.
Auch wenn die symbolische Inbetriebnahme im Foyer des Staatstheaters durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer, OB Michael Ebling, Innenstaatssekretär Randolf Stich und Jürgen Schulz von T-Systems mit einem fast schon anachronistisch wirkenden, blinkenden Buzzer vorgenommen wurde, ist der Hotspot auf dem Gutenbergplatz ein von vielen ersehnter Fortschritt. „Es ist ein zukunftsgerichtetes Signal“, so Ebling, für den der betriebsame Platz vorm Theater genauso gut gewählt ist für einen WLAN-Hotspot wie der Bahnhofplatz, den täglich bis zu 70.000 Menschen passieren.
Dass es höchste Zeit für kostenfreies öffentliches Internet ist, weiß auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer: „Gerade junge Leute verstehen nicht, dass es keine Hotspots gibt.“ Deshalb habe man im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass in den nächsten Jahren in Rheinland-Pfalz mindestens 1.000 Hotspots im Bundesland eingerichtet werden. Als allerersten Schritt sollen alle öffentlichen Gebäude des Landes kostenloses Internet bieten, dann alle anderen öffentlichen Gebäude, „und auch bei den Ausschreibungen für Leistungen im öffentlichen Nahverkehr werden wir darauf achten, dass es in Zügen ebenfalls freien Zugang zum Internet gibt“.
Jürgen Schulz, Leiter Public Sector von T-Systems, erklärte, dass man mit „Public WLAN 4.0“ eine Lösung entwickelt habe, die dem Bedarf an freien WLAN-Zugängen sowie Anforderungen an Qualität und Sicherheit gerecht werde.
Mainz wohl kein Problemgebiet
Das Land will bei dem Pilotprojekt zunächst einmal anhand von Nutzerzahlen und Nutzungsfrequenz feststellen, inwieweit das Angebot angenommen wird. Für das Projekt 1.000 Hotspots im Land, würden, so Innenstaatssekretär Randolf Stich, im nächsten Jahr die konzeptionellen Voraussetzungen geschaffen, um baldmöglichst die Umsetzung zu starten.
Wobei Mainz in Zukunft weniger ein Problemgebiet sein dürfte. Alle Beteiligten gehen davon aus, dass mit dem für Herbst vorgesehenen Wegfall der sogenannten Störerhaftung private Anbieter in den Städten verstärkt aktiv werden. Die Störerhaftung macht den Betreiber eines öffentlichen Internetzugangs für alle Rechtsverletzungen der Nutzer verantwortlich und bremst so noch viele Aktivitäten in Sachen freier WLAN-Zugang.