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Wird „Summer in the City“ zu „Gutenberg on the rocks“? – Ideen noch bis 1. Dezember einreichen

guddi

von Michael Jacobs (Artikel aus der Mainzer Allgemeinen Zeitung)

„Gutenberg-Singspiele“ statt „Summer in the City“? Die Begeisterung über den Vorstoß des Kulturdezernats, den erfolgreichen Sommer-Open-Air-Reigen an öffentlichen Plätzen „Summer in the City“ unter den Markenmantel des Mainzer Erfindergenies zu packen, hält sich zumindest auf der AZ-Facebook-Seite in Grenzen. „Gutenberg und Rockmusik haben so gar nichts miteinander zu tun“, heißt es da etwa. Solche konstruierten Slogans, dann auch noch auf Englisch, wirkten verkrampft, so „als ob im Musikantenstadl gerappt werde“.

Der schon mal aus der Ideenschmiede des Dezernats losgelassene Versuchsballon „On Stage for Gutenberg“, mit dem man sich über Rockkonzerte auch eine Renommee-Steigerung des Weltmuseums der Druckkunst erhofft, scheint im Netz wenig zu zünden. Immerhin habe das Haus die Messlatte für den nun ausgerufenen Ideenwettbewerb selbst schon mal sehr niedrig gelegt, meint launig ein Skeptiker, der Komiker Sven Hieronymus als Bannerträger mit einem umgedichteten Falco-Song ins „Rock me Gutenberg“-Rennen schicken will: „Es war um 1450, und es war in Mainz…“

„Was soll das mit Gutenberg in the House?“

Wenig kreativ findet Sascha Himmelreich die „immer wiederkehrende Einbindung von Gutenberg in städtische Claims“, auch ein Facebook-User namens Erne Gibtsnicht möchte nicht an „Summer in the City“ rütteln. „Was soll das mit Gutenberg in the House?“ Wenn man schon konsequent sein wolle, dann wenigstens ein Name auf Meenzerisch. Den liefert im Internet auch gleich Sven Zörner mit der ironischen Rhoihesse-Titulatur „Gänsfleisch emol Mussig mache“.

Während die Web-Meinung eher gegen Gutenberg-Rock tendiert, verzeichnet das Kulturdezernat eine rege Beteiligung an dem vor einer Woche gestarteten Wettbewerb zur Neunamenskür. Bislang seien schon über 30 Mails mit Vorschlägen eingegangen, sagt Kulturamtsleiter Friedrich Hofmann. Über den Favoriten werde eine Jury nach Einsendeschluss am 1. Dezember entscheiden (Einsendungen per Mail an friedrich.hofmann@stadt.mainz.de). Zu gewinnen gibt’s zwei Karten für das Simply Red-Konzert am 29. Juli im Volkspark.

Nur schlagkräftigere Alternative kann alten Slogan ablösen

Eine Umbenennung des Festivals hat Kulturdezernentin Marianne Grosse für 2017 angedacht – dann feiert das 1997 im Volkspark gegründete Mainzer Zeltfestival, aus dem 2009 nach dem endgültigen Verzicht auf Überplanung der Künstler die ortsungebundenere Reihe „Summer in the City“ hervorging, sein 20-jähriges Jubiläum. Natürlich sei man offen für Neues, sollte aber auch nichts überstürzen, meint Frankfurter Hof-Programmplaner Ludwig Jantzer, unter dessen Regie sich sowohl Zeltfestival als auch „Summer in the City“ zur führenden Rock- und Pop-Marke in der Region entwickelt haben. Es mache nur Sinn, das eingeführte Festivallabel über Bord zu werfen, wenn sich eine bessere, schlagkräftigere und werbewirksamere Namens- Alternative mit Gutenberg-Touch finde.

Zwar ist auch „Summer in the City“ keine Ausgeburt an Originalität – Festivals in Trier oder Frankfurt speisen sich aus dem gleichen Aktions-Englisch, das immerhin Bezug auf einen Hit der Band „Lovin Spoonful“ nimmt – doch garantiert der Titel für Jantzer ein hohes Maß an Flexibilität. Man könne mit dem thematisch wie zeitlich weit gefassten Label von Mai bis September die unterschiedlichsten Veranstaltungen an den schönsten Orten der Stadt unterbringen. Aber vielleicht kommt ja noch ein Gutenberg-Geistesblitz in frei beweglichen Lettern.

Bildmontage: VRM/zink