aus der Allgemeinen Zeitung von Monika Nellessen
Für die Lu liegen neue Pläne auf dem Tisch, die ab Montag den Ratsfraktionen vorgestellt werden. Nach AZ-Informationen signalisiert – neben ECE und Baununternehmer Dirk Gemünden – das Bistum Bereitschaft, in einen Neubau zu investieren. Auf AZ-Anfrage legt Generalvikar Dietmar Giebelmann Wert darauf, die kirchlichen Pläne seien unabhängig von Interessen der Hamburger Projektgesellschaft und des Ingelheimer Bauunternehmers zu sehen. Trotzdem hängt der Grundstücks-Deal von der Zukunft der Karstadt- und der Deutsche Bank-Immobilie ab.
Wie Giebelmann bestätigt, hat ECE dem Bistum das Karstadt-Gebäude an der Ecke Gutenbergplatz zum Kauf angeboten. „Wir könnten, unter Einbeziehung des Nachbarhauses, das dem Domkapitel gehört, ein Wohngebäude mit Geschäften im Erdgeschoss errichten“, so der Generalvikar. Dass im ursprünglich geplanten Einkaufsquartier keine Wohnungen geplant gewesen seien, „haben wir immer bedauert“, so Giebelmann: Falls das Bistum das Projekt verwirkliche, sollten bezahlbare Wohnungen zum Mietpreis von rund sieben Euro pro Quadratmeter entstehen. „Ob das zustande kommt, ist noch offen“, betont er.
Ein Wermutstropfen für das Bistum: Der „China-Pavillon“ würde einen Teil des Neubaus verschatten. Ob die Familie Leuchter bereit wäre, mit der Kirche über einen erweiterten Neubau zu verhandeln, darüber will Giebelmann nicht spekulieren. ECE wiederum trennt sich nur von seiner Immobilie, falls die Stadt den Plänen für ein „Geschäftshaus“ auf der anderen Seite der Fuststraße zustimmt. „Die Wohnungsentwicklung im Bereich Fuststraße zwischen Gutenbergplatz und Bischofsplatz wäre nur im Rahmen der Quartiersentwicklung umsetzbar“, bestätigt ECE-Sprecher Lukas Nemela.
Neubau auf Karstadt-Fläche
ECE wolle das „60-Jahre-Flair“ verbreitende Karstadt-Haus durch einen „attraktiven Neubau“ in bislang diskutierten Höhen ersetzen. Statt der „ausgefransten“ Gebäudestruktur werde es eine „nach vorne gezogene Raumkante“ geben. Im Klartext: Das Warenhaus wird abgerissen und durch ein ungefähr gleich hohes Gebäude (18 Meter) ersetzt, davor entsteht eine niedrigere Ladenzeile. Die Vorderfassaden der bisherigen Pavillons markieren die Bauflucht. Dies setzt sich in den Plänen Gemündens für die Bank-Immobilie fort.
Gemünden allerdings will die Büroimmobilien erhalten, die er gemeinsam mit der Sparkasse Rhein-Nahe gekauft hat – dies bestätigt er der AZ. Das bislang leerstehende Gebäude an der Weißliliengasse ist ab Juni an eine PR-Agentur vermietet. Die Deutsche Bank will dem Vernehmen nach an der Ecke Lu / Weißliliengasse bleiben und könnte im neuen Vordergebäude ein repräsentatives Entree bekommen. In der restlichen Vorderfront würden 2.000 qm Ladenfläche entstehen.
Geschäftsfläche auf „verträglichem Maß“
OB Ebling lässt auf AZ-Anfrage durchklingen, dass er im Investoren-Konzept sowohl Positives als auch Negatives erkennt. Positiv sei, dass die Geschäftsfläche auf ein „verträgliches Maß“ begrenzt sei, Abstriche gebe es bei der städtebaulichen Qualität. So will ECE das Parkhaus – modernisiert – erhalten, was dem Investor unangenehme Diskussionen mit dem Bistum über Grundwasserrisiken beim Bau einer Tiefgarage erspart. Vor allem aber müsste sich das Baudezernat von einer „durchlässigen“ Lösung mit mehreren Gebäudekomplexen und neuen Wegebeziehungen verabschieden.
Ob die Stadt sich unter dieser Voraussetzung für ein modernes Handelsquartier erwärmt, muss sich bald entscheiden. Die Deutsche Bank hat einen Mietvertrag bis 2019, der zur Verlängerung ansteht. ECE dürfte Interesse haben, auf Basis eines neuen Bebauungsplans mit Karstadt zu verhandeln, dessen Mietvertrag zwar bis mindestens 2023 reicht, der aber bundesweit über Verkleinerungen nachdenkt. Laut Finanz-Vorstand Miguel Müllenbach haben Karstadt-Häuser „in der Regel viel zu viel Fläche“. Daher wolle man die Standorte durch Untervermietungen attraktiver machen. Wie ECE die Zukunft von Karstadt in Mainz sieht, lässt ECE-Sprecher Nemela offen und verweist auf „zu führende Gespräche“. ECE-Ziel in der Lu sei es, „im Bereich der Nahversorgung (Lebensmittel) und wertiger, trendiger Mode einen Schwerpunkt anzubieten“.
Bild: Allgemeine Zeitung