Die Idee entstand während der UN-Konferenz „Agenda 21“ – seit 1993 wird der Weltwassertag auch hierzulande organisiert. Die Vereinten Nationen rufen dazu auf, am 22. März die Bedeutung der lebenswichtigen Ressource in den Fokus zu rücken. In diesem Jahr lautet das Motto „Wert des Wassers“.
Darüber, dass Trinkwasser nicht nur in weit entfernten Regionen der Erde wertvoll ist, sondern auch hier, informierten heute Daniel Gahr, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke AG und Mithun Basu, Kaufmännischer Geschäftsführer der Mainzer Netze GmbH, in einem digitalen Pressegespräch.
„Der Zugang und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser stellt die Weltgemeinschaft angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels vor immer größer werdende gemeinsame Herausforderungen“, sagte Daniel Gahr. Klimawandel und Extremwetter verschärften seit einigen Jahren den Zugang zu sauberem Wasser weltweit, Migrationsbewegungen und Konflikte zwischen Staaten in unterschiedlichen Regionen der Erde seien bisweilen die Folge. „In Europa ist es zwar undenkbar, dass Deutschland den Niederlanden oder Spanien dem Nachbarn Portugal das Wasser abgräbt. Bei uns sind es eher die schleichenden ökologischen Entwicklungen, die den Wasserversorgern Sorgen bereiten“, so der Vorsitzende der Stadtwerke. Aktuell setzen die Folgen des Klimawandels, wie Starkregen, Hitze- und Trockenperioden auch Europa zu. Durch Extremwetterereignisse steigt die Waldbrandgefahr. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko für Hochwasserereignisse, Staunässe und Überflutung. Je wärmer und trockener die Sommer und je milder die Winter, desto höher ist die Verdunstungsrate. Dadurch kann weniger Regenwasser in die Böden sickern und die Grundwasserneubildung nimmt ab. Dies führt bei erhöhtem Wasserverbrauch, wie in den vergangenen Sommern, zu Wasserknappheit und stellt die Wasserwirtschaft sowie die Landwirtschaft vor große Herausforderungen.
„In Deutschland haben wir sehr hohe Wasserschutzstandards und ein sehr hohes technologisches und qualitatives Niveau in der Wasserversorgung“, erklärte Mithun Basu. „Es gibt nicht viele Staaten auf der Erde, in denen rund um die Uhr Leitungswasser in Trinkwasserqualität aus dem Wasserhahn verfügbar ist. Auch in vielen Industrie- und aufstrebenden Schwellenländern ist das nicht der Fall. Jedenfalls nicht in Trinkwasserqualität.“ Aber die Wasservorräte verändern sich auch bei uns. „Daher gilt für uns und die anderen Wasserversorger in Deutschland, dass wir uns auf dem Erreichten nicht ausruhen dürfen. Es gilt, sich bewusst zu machen: Wasser ist keine unbegrenzt vorhandene Handelsware, sondern ein kostbares Gemeingut“, so Basu.
Auch im Rhein-Main-Gebiet sei der Klimawandel zu spüren, betont der Geschäftsführer der Mainzer Netze: „Unsere Region ist relativ niederschlagsarm, dicht besiedelt und wächst weiter. Die Durchschnittstemperaturen im Sommer steigen schleichend an, die typischen Sommerniederschläge verlagern sich in andere Monate.“ Das Wasserangebot im Sommer verknappe sich daher zunehmend. Das gelte insbesondere für die immer häufigeren sehr heißen und trockenen Sommer.
„Wir begegnen diesen Herausforderungen zum einen mit verstärkten Investitionen in unsere Wasserinfrastruktur. In den nächsten fünf Jahren werden das 85 Millionen Euro sein, das sind rund 70 Prozent mehr, als wir im langjährigen Mittel bisher ausgegeben haben“, sagte Daniel Gahr. Aber das sei nur die eine Seite der Medaille. „Wir müssen und wollen die Verbraucher einbinden, damit wir gemeinsam langfristig den Trinkwasserbedarf in unserer Region decken und sicherstellen können. Denn langfristig führt am Wassersparen an extremen Sommertagen wohl kein Weg vorbei“, verdeutlicht Basu. Wassersparen müsse aber nicht zwangsläufig ein Verzicht sein. Auch ein informierter und zeitgemäßer Umgang mit Wasser sei eine Lösung.
„Müssen genau an solchen Extremtagen die Schwimm- und Planschbecken im eigenen Garten befüllt werden, der Garten bewässert und die Autos gewaschen werden? Kann man das nicht vorausschauend einige Tage früher tun? Nutzen wir alle doch hier die Möglichkeiten, die uns beispielsweise Wetter-Apps unserer Smartphones bieten. Auch Zisternen zur Gartenbewässerung können helfen, das Problem der ausufernden Spitzenverbräuche an heißen Sommertagen zu verringern“, erklärte Gahr.
„Wir als Wasserversorger sehen uns in der Pflicht, die zunehmend wichtigen Aspekte und den hohen Wert des Trinkwassers transparent zu machen“, so Basu. Anlässlich des Weltwassertags beginnt die Mainzer Netze daher mit einer Informationskampagne unter dem Namen „Natürlich: Meenzer Kranewasser“. „Wir haben die Notwendigkeit in der Förderung schulischer und außerschulischer Bildungsangebote erkannt, durch die wir entsprechende Inhalte vermitteln möchten. So konnten wir Mainz als Standort für die „Aqua-Agenten“ etablieren, indem wir ab sofort kostenfrei ein Bildungsangebot zum Thema Trinkwasser in Form eines interaktiven „Aqua-Agenten-Koffers“ an Grundschulen in unserem Versorgungsgebiet anbieten“.
Darüber hinaus kooperiert die Mainzer Netze GmbH mit dem Landesamt für Umwelt. Gemeinsam bieten sie den „Wasser-Erlebnis-Koffer“ mit den Inhalten „Gewässerstruktur und Gewässergüte“ als Bildungsmaterial zur kostenfreien Leihe an. Abseits der Bildungsangebote für Kinder gibt es auch ein Angebot für Erwachsene: Ab Mitte des Jahres soll ein dreiteiliger Kurs bei der Volkshochschule Mainz zum Thema Trinkwasser angeboten werden.