Direkt zum Inhalt wechseln
|

Uhu-Sichtung in Mainzer Neustadt

Corona hat auch sein Gutes: Die Natur erholt sich ein wenig. Die Bienen kommen zurück und die Tiere in die Stadt. Selbst sonst scheue Vogelarten wie Uhus sind wieder mitten unter uns, wie dieser hier in der Frauenlobstraße / Ecke Gartenfeldplatz. Er ist etwa 70 cm groß und hat eine Spannweite von 1,50 m. Auf dem Balkon des Fotografen richtet er regelmäßig sein Gemetzel an aus Taubenfilet und Rattenspeck. Lecker.
Der Uhu gehört übrigens zur Ordnung der Eulen, was insofern interessant ist, dass die Eule sich wiederum im Wappen der Neustadt wiederfindet, denn die Neustadt war früher römisches Siedlungsgebiet. Die Eule ist also eine Figur, die sich auch auf der Jupitersäule findet, die als Nachbildung auf dem Ernst-Ludwig-Platz steht. Der damalige Landesarchäologe Dr. Rupprecht empfahl die Integration der Eule in das Neustadt-Signet, um auf diesem Weg den Bogen über die in der Nähe des Sömmerringplatzes gefundene Jupitersäule einen Hinweis auf das römische Siedlungsgebiet zu geben. Laut Rupprecht war die Eule in der römischen Mythologie das Symbol für Glück, Weisheit und Klugheit – alles zufällig auch Eigenschaften der Bewohner der Neustadt, neben Wohlstand und Schönheit natürlich.
Der Uhu ist jedenfalls etwas Besonderes – und dazu die größte Eulenart der Erde. Normalerweise begibt er sich nicht zu sehr unter Menschen, in Einzelfällen kommt es aber schon mal zur Besiedlung von Städten und Ballungsgebieten. So brüten Uhus inzwischen auch in Hamburg und Helsinki. Das typische Jagdrevier bzw. Streifgebiet umfasst im Durchschnitt jedoch eine Größe von 40 Quadratkilometern. Der Uhu nistet dabei gerne in Felswänden und Nischen und denkt, hier in Mainz wäre er vor der grauen Hauswand gut getarnt – ist er aber nicht, weil er vergisst, dass er von der Seite gar nicht mehr getarnt aussieht, sondern mehr als gut sichtbar ist von den dortigen Bewohnern, die stolz auf ihren Uhu sind. Groß rumgesprochen hat er sich bisher jedenfalls noch nicht… Möge er der Stadt lange erhalten bleiben. (Foto: M. Görlich)