Seit 23 Jahren existiert diese besondere Schule in der Hauptstraße in Mainz, direkt neben der Halle 45. Gegründet wurde sie von Paul Brandon, der 2008 verstarb. Brandon wollte ein Konzept, das in Mainz einzigartig ist: Tanzen für alle – aber auf hohem Niveau. „Wer da zu spät kam oder nicht aufpasste, der wurde auch mal aus dem Saal geschickt“, erinnert sich eine Schülerin. Doch der Fleiß zahlte sich aus, bereits 2004 präsentierte die Schule das Musical „Chicago“ und füllte damit die Ränge der Mainzer Kammerspiele. Mit dem Tod von Paul Brandon ging eine Ära zu Ende. Doch es wurde weitergearbeitet und weitergekämpft. Heute unterrichten rund 35 Lehrer Tanz, Schauspiel und Gesang für die 21 Studenten der Akademie und die über 200 Schüler des Studios. Dance & Arts.
Die Akademie mit staatlicher Anerkennung – einzigartig in Rheinland- Pfalz
Seit 2008 gibt es bereits die Akademie, seit 2014 erhalten die Studenten außerdem die staatliche Anerkennung für die Ausbildung zum Musical-, Bühnendarsteller. „Diese Qualifikation ist sehr selten in Deutschland“, sagt Isabella Arndt, sie unterrichtet Tanz an der Schule und leitet die Kulturschiene. „Nur insgesamt zwölf Schulen bieten die Möglichkeit dazu, in Rheinland-Pfalz sind wir die einzigen.“ Es gehe um gleichberechtigte Chancen: „Was uns von anderen unterscheidet, ist die Diversität. Wir selektieren nicht nach Geschlecht, Gewicht, nach Können oder nach Orientierung. Wir sind keine Spaßveranstaltung. Wer zu uns kommt, dem wollen wir etwas beibringen. Wir motivieren nicht dazu, abzunehmen – jeder soll seine Talente finden und fördern.“ Und man sei an Künstlerpersönlichkeiten interessiert, fügt Chris Ertelt hinzu, die Jazz und Step an der Schule unterrichtet. „Bei uns sind schon Leute durch die Ausbildung gegangen, die auf einer staatlichen Schule gar keine Möglichkeit gehabt hätten, genommen zu werden. Diese Studenten haben in den Jahren bei uns Fähigkeiten entwickelt, die man nie für möglich gehalten hätte. Genau diese Leute bekommen am Ende gute Jobs. Die Geduld und die Erfahrung unserer Mitarbeiter, Fähigkeiten zu erkennen und zu wecken, ist das, was wir wollen.“ Die Ausbildung in der Akademie dauert drei Jahre. In dieser Zeit belegen die Studenten Klassen in den Bereichen Tanz, Schauspiel und Gesang. Zwischendurch gibt es Aufführungen und das große Abschlussstück. Aber auch danach werden sie nicht allein gelassen: „Unsere Lehrer und Dozenten sind alle künstlerisch in ihren jeweiligen Berufen aktiv und entsprechend gut vernetzt“, so Ellen Kärcher, Dozentin für Schauspiel. „Die Kontaktvermittlung in die Branche liegt uns sehr am Herzen. Und wir bekommen auch immer wieder entsprechendes Feedback. Einige unserer Studenten stehen heute für Tanz der Vampire oder andere große Musicals auf deutschen Bühnen.“ Aber auch, wer einfach nur Spaß am Tanzen hat, ist bei Dance & Arts richtig: „Wir bieten Jazz-, Musical-, Step-, Modern oder auch Hip-Hop- Tanz an“, sagt Chris. „Das Alter spielt bei uns keine Rolle, wir haben Dreijährige und Ü-70-Jährige in unseren Kursen.“
Kultur – Unterstützung junger Talente
Neben der Akademie und der Tanzschule gibt es die „dritte Schiene“ bei Dance & Arts – die Kulturschiene: „Das läuft über ein Off-Theater“, erzählt Isabella. Die Idee dahinter: „Wir haben hier komplett ausgestattete Räume, die wir als Bühne nutzen können. Diese Bühne geben wir jungen Künstlern, die woanders keine Auftrittsmöglichkeiten finden – Künstler, die gerade erst als solche schlüpfen, aber genauso Mamas, die für eine Tour nicht von Stadt zu Stadt reisen können.“ Die Kulturabende bei Dance & Arts werden vom Team ehrenamtlich betreut. „Ich spreche die Künstler an, wir machen die Werbung und wir zahlen als Gage 60 Prozent der Einnahmen.“ Zweimal im Monat finden die Vorstellungen mittlerweile statt und das spartenübergreifend, „Tanz, Schauspiel oder eine Vernissage – ganz egal. Es geht uns um Kunst“.
Die Zeit mit Corona
Corona schlug auch bei Dance & Arts zu – und doch sei man dadurch stärker geworden und als Schule zusammengewachsen. „Mit dem Lockdown war von einem auf den anderen Tag kein Präsenzunterricht mehr möglich. Das war für unsere Studenten eine unglaublich harte Zeit“, so Ellen. „Sie leben oft in kleinen Appartements und können nicht wie in anderen Berufen mal eben ins Homeoffice wechseln. Aber die Ausbildung zum Künstler braucht eine Stetigkeit. Die Gelenke, die Muskeln müssen kontinuier- lich benutzt werden.“ Auch Isabella erinnert sich an die ersten Wochen der Pandemie: „Da habe ich hier im Dunkeln gesessen und versucht, mit Zoom einen Unterricht zu gestalten. So sind unsere Online-Projekte entstanden. Wir konnten unseren Studenten damit immerhin durchgängig eine Aufrechterhaltung ihres Unterrichts bieten.“
Gegenseitige Befruchtung
Gibt es Überschneidungen zwischen der Akademie und dem Studio? „Es sind immer mal Studenten der Akademie in unseren Klassen im Studio – das sehen wir als Befruchtung für beide Seiten“, sagt Chris. „Unsere Schüler können von den Studenten lernen und umgekehrt haben wir manchmal auch sehr gute Schüler, von denen sich die Studenten eine Scheibe abschneiden können.“ Wichtig sei die gegenseitige Unterstützung in allen Sparten, „wir sind füreinander da, egal zu welchen Zeiten. Und wir ziehen keine Grenzen. Jeder ist wertvoll. Das sind wir und das leben wir“.
Text Alexandra Rohde
Fotos Marie-Claire Hihn