Am 28. und 29. Oktober, dem verkaufsoffenen Wochenende, feiert in der Badergasse 18 das Tandaradei sein 45jähriges Bestehen – um dann den Schlussverkauf für die Schließung Ende des Jahres einzuleiten. 1978 wurde der Laden von Nina Bräunig eröffnet und bereichert seit dem mit einem bemerkenswerten Sortiment die Mainzer Altstadt.
Bräunig war bei der Gründung noch Studentin für Modedesign und schuf sich in erster Linie eine Verkaufsfläche, um ihre Kreationen anzubieten. Als kurze Lieferwege, Re- und Upcycling noch kein Thema waren, kannte sie schon die Vorteile. Ihre Mode basierte schon damals auf der Verwendung und Umarbeitung alter Stoffe und Kleidungsstücke, ein Altkleiderverwerter aus Ober-Olm lieferte das Ausgangsmaterial. Auch andere Kreative durften ihre Ideen auf Kommissionsbasis bei ihr präsentieren, selbst die Möbel stammten von einem nahen Antiquitätenhändler und standen ebenfalls zum Verkauf. So entstand die originelle Mischung aus Unikaten und Raritäten, die das Geschäft heute noch auszeichnet: Kleidung, Schmuck, Deko- und Gebrauchsgegenstände die einzigartig und alltagstauglich zugleich sind.
Nina Bräunig zeigte immer wieder ein Gespür für Trends. Als beispielsweise alle Welt begann, Kleidung selbst zu stricken, bot sie ausgefallene Wolle aus Frankreich an. Auch war sie eine verlässliche Quelle für die asiatischen Samtschuhe, die einige Sommer lang Kultcharakter hatten. Heute ist einer ihrer wichtigsten Termine die Innatex, die internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien.
Auf die Anfänge in der Kapuzinerstraße folgte noch eine Zwischenstation in der Schönbornstraße, dann zog das Tandardei endgültig in die Badergasse. Doch an allen drei Adressen zog stets das genau geplante Schaufenster selbst die Blicke des fantasielosesten Passanten an. Jedes Fenster huldigt einer einzelnen Farbe, die dann in unzähligen Variationen zu sehen ist. Die vielen kleinen Schätze, die es im Tandaradei zu entdecken gibt, Nina Bräunigs Auge für Farben und nicht zuletzt ihr versiertes und freundliches Team werden Mainz fehlen.
Nachfolgerin gefunden (Aus der Allgemeinen Zeitung)
Theresa Seckert führt in Ober-Olm seit knapp einem Jahr das Geschäft „Tausendsassarin“. Vorher hat ihre Mutter in den Räumen einen Blumenladen betrieben, in dem die Tochter coronabedingt aushalf. Die studierte Mediendesignerin arbeitete zu dieser Zeit als Flugbegleiterin und Corona schickte sie in die Zwangspause. Als Seckerts Mutter keine Floristin für ihr Blumengeschäft fand, beschloss diese, sich auf Grabpflege und Aufträge zu beschränken. Kurzentschlossen nahm Tochter Theresa die Gelegenheit wahr, ihren Traum vom eigenen Laden zu erfüllen.
In der „Tausendsassarin“ findet man neben Geschenkartikel und Schmuck auch individuelle Mode für die Frau, aber auch Babysachen und Spielzeug. Theresa Seckert hat sich gleich zu Beginn um Firmen gekümmert, die nachhaltig produzieren und biozertifiziert ihre Kleidung herstellen. „Dass man dafür etwas mehr Geld ausgeben muss, das war mir von Anfang an bewusst,“ sagt sie, „aber das Risiko bin ich gerne eingegangen.“ Und sie behielt Recht. Der Laden wurde von Beginn an sehr gut angenommen. Nicht nur die Ober-Olmerinnen schätzen sich glücklich, dass sie nicht mehr unbedingt in die Stadt fahren müssen, um sich einzukleiden, auch aus dem Umkreis kommen die Frauen und Mütter. Man kennt sich oder lernt sich dort kennen, hält ein Schwätzchen und für die junge Mutter ist es auch kein Problem, ihre kleine Tochter mit in den Laden zu bringen.
Dann rief eine Freundin an und erzählte, dass das „Tandaradei“ in der Mainzer Altstadt dringend eine Nachfolgerin sucht, berichtet Theresa Seckert. Da sie schon als Schülerin in Mainz dort sehr gerne ihre Schals und manch ausgefallenes Schmuckstück gekauft hat, ließ sie der Gedanke nicht mehr los. Schnell sei sie sich mit Nina Bräunig einig geworden und auch der Vermieter sei glücklich, dass die junge Frau den Laden übernimmt. Er sei ihr auch beim Mietvertrag entgegengekommen, sagt Seckert. Denn sich für fünf Jahre festzulegen, das war ihr erst mal zu riskant.
Nina Bräunig und Theresa Seckert hätten geklärt, was vom Sortiment bleibt und was verändert wird. Die Kinderecke werde zum Beispiel erweitert und das Sortiment vergrößert, da es nicht mehr viele Angebote für Kleinkinderkleidung in Mainz gebe. Die Keramikserie, die gut laufe, auch sie bleibt im Sortiment. Vom Rest soll man sich überraschen lassen.
Online bleibt der Laden erhalten unter https://tandaradei-shop.de
Foto: Patrick Stein
Wieder ein inhabergeführtes Einzelhandelsgeschäft weniger. Eine „Perle“ des kreativen Angebotes wird uns, vielen Menschen generationsübergeifend, fehlen. Nina war immer innovativ vorausschauend, aktiv seit Jahrzehnten. Sie war nie nicht nur auf ihr Geschäft fixiert. Nina und Co – waren Motor für viele zukunftsweisende Ideen, den Mainzer Handel betreffend und immer mit ihrem Herzen unserer Mainzer Altstadt verbunden und vernetzt mit vielen anderen Einzelhandelsfachgeschäften.
Großes Danke Schön an dich und an all deine wunderbaren, dich seit vielen Jahren begleitende Menschen!!!
Herzliche Grüße Dagmar Wolf Rammensee / Doris Wolf – ehemals Tessuto (Stoffe) Altstadt