Für die einen die beste Werbung für Mainz, für die anderen die zwei nervigsten Wochen des Jahres. Mainz sorgte vor allem für den vorläufigen Höhepunkt im Wettrüsten gegen Terroristen. Mit über 7.000 Polizisten, Luftüberwachung, betonierten Absperrungen der gesamten Innenstadt (und, was kaum publiziert wurde: Umfahrungsvorschriften weit darüber hinaus) wurden selbst die Sicherheitsmaßnahmen beim Besuch von US-Präsidenten übertroffen.
Es ging dann allerdings eher um „Würstchen und Feuerwerk“, und wenn man sich die Festivitäten einschließlich der zwei bis drei Wochen Auf- und Abbau anschaute, hatte man das Gefühl, es wurde hier eine überdimensionierte Wirtschaftsförderung betrieben: für Transportunternehmen, Lieferanten von Verkehrsschildern, Zeltverleihern, Security-Agenturen, Dixievermietern, und, und, und.
Fraglich blieb, ob die Politikverdrossenheit durch Luftballons, Tütchen mit Bonbons, Tonnen von Prospekten, kitschige Wassershows und Auftritte von DDR-Altrockern zu bekämpfen ist. Der gegenteilige Effekt ist denkbar: So viel Geld für Ringelpietz, und ich darf noch nicht einmal die Kanzlerin sehen, wird manch einer denken.
Zu erleben war jedenfalls eine nie dagewesene Rücksichtslosigkeit gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Ob es die Beschneidung von Parkplätzen anging, die Verschandelung von Grünflächen, dicht gemachte Straßenquerungen … „So feiern Diktaturen“, kommentierte ein Rumäne, der es wissen musste. Und er meinte dabei noch nicht einmal die Leistungsschau der Bundeswehr.
Es gibt seit 1990 an jedem 3. Oktober Grund zum Feiern, und wir Deutschen können uns freuen – aber warum nicht mit einem gemeinsamen (möglicherweise sogar kostenfreiem) Essen und Trinken auf allen Marktplätzen der Dörfer und Städte statt mit einem teuren und protzigen Superevent, das nur der Selbstdarstellung der Politiker dient? Unser Nachbar Frankreich macht es uns am 14.Juli vor, seit Jahrhunderten.
Minas