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Stammtisch-Vibes, aber in Cool: Der Hype um die neuen alten Kultkneipen

Niklas Rieder, Daniel Sieben und Niklas Fiebach

In Mainz erlebt die klassische Kneipenkultur ein frisches Comeback – bodenständig, charmant und besonders bei jungen Leuten beliebt. Lokale wie das „Bierstübchen“, „Die Kugel“ und das „Kaiser-Wilhelm-Eck“ zeigen, wie altehrwürdige Gemütlichkeit und modernes Flair zusammenpassen. Ob entspannter Feierabend, gesellige Runde oder ausgelassener Abend: In diesen Kultkneipen ist für jede Stimmung etwas dabei.

In der Mainzer Ausgeh-Szene lässt sich seit einiger Zeit eine Rückbesinnung zur Kneipenkultur erkennen. Altbackene Stammtisch- Stimmung war gestern. Aktuell sind es vor allem junge Leute und Studierende, die ihre Weinschorle oder ein Bier zu einem fairen Preis in gemütlicher Umgebung trinken wollen. Insbesondere Traditionslokale und Kultkneipen wie das „Bierstübchen“, „Die Kugel“ und das „Kaiser-Wilhelm-Eck“ bestechen im alten Charme aber dennoch durch ein frisches Konzept im typisch rustikalen Kneipen- Gewand. Dadurch bieten sie eine Alternative zu den schicken und hochpreisigen Bars.

Gesellig und simpel
Das „Wohnzimmer-Konzept“ der jungen neuen Besitzer (Niklas Fiebach, Niklas Rieder und Daniel Sieben) im „Bierstübchen“ geht zumindest an warmen Sommertagen auf: Türen und Fenster stehen offen, die Einladung liegt in der Luft. Wem der Gang ins Innere zu verpflichtend ist, der bestellt sich sein Getränk am Ausschankfenster. Ins „Bierstübchen“ geht man am besten, wenn der Abend entspannt und gemütlich werden soll – und wenn man nicht den Gang auf eine Toilettenkabine scheut, die noch den „Old-School“-Kneipencharme versprüht. Die Lokalität befindet sich in der Altstadt, zwischen Dom und Fischtorplatz – also ideal gelegen, um sich nach einem lauen Sommerabend am Rhein mit Freunden auf ein kaltes Getränk zu treffen.

Oliver Beck, Till Petermann und Marco Bitsch von der Kugel

Die Neustadt
Wer Lust auf mehr Trubel und Feierstimmung hat, wird sich an einem Samstagabend in der „Kugel“ wohlfühlen: Der Außenbereich der Kneipe im Herzen der Neustadt befindet sich auf dem Präsentierteller. Die Chancen, neue Leute kennenzulernen, stehen hier sehr gut. An den langen Tischen tummelt sich in erster Linie ein junges, hip wirkendes Publikum: Es wird laut geredet, gelacht, gealbert. Bei dem Trubel scheint klar, dass die jungen Gastronomen Oliver Beck, Till Petermann und Marco Bitsch seit ihrer Übernahme des Lokals einen Nerv getroffen haben. Für ein ruhigeres Publikum, das sich gerne bei einem Glas Wein in kleiner Runde unterhält, könnte die Stimmung á la Firmenfeier überfordernd wirken. Aufgrund der Lage inmitten eines Wohngebiets ist hier unter der Woche im Außenbereich ab 22 Uhr Schluss – am Wochenende immerhin bis 23 Uhr. Was die Nachbarn dazu sagen, ist nicht bekannt. Danach verlagert sich der weitere Abend entweder in den bescheidenen Innenbereich oder besonders motivierte Nachtschwärmer lassen sich in die Innenstadt spülen.

Occo (25 Jahre minimum) im Kaiser-Wilhelm-Eck

Am Ring
Ein paar Straßen weiter befindet sich das Kaiser-Wilhelm-Eck. Das authentischste Eckkneipen-Gefühl findet man hier. Beim Betreten des Lokals versetzt die mit Rauch- und Bieraromen erfüllte Luft den Gast zurück in vergangene Zeiten. Hier treffen Stammgäste auf junge Studierende und sorgen für ein abwechslungsreiches Publikum. Der Außenbereich ist bodenständig und unaufgeregt – ganz ähnlich wie die Getränkekarte. Anspruchsvolle Weinliebhaber kommen nicht unbedingt auf ihre Kosten, aber das solide Bierangebot wird die meisten vertrösten. Aber wieso taucht das „KWE“ in der Kategorie „neuer, alter Kultkneipen“ auf? Durch die ironischaugenzwinkernde Haltung zum umstrittenen Namensgeber Kaiser Wilhelm, die sich zum Beispiel am Logo zeigt (eine überzogene Darstellung seines berühmten Schnurrbarts), wird klar: Hier bekommt man authentischen Kneipen- Charme, ohne Angst haben zu müssen, auf unangenehm altdeutsche Stammtischmentalität zu treffen. Auch der beliebte Kneipenpodcast „Kaiser-Talk“ findet übrigens hier statt. Ob Kultur, Kunst, Sport oder Gastroszene – die Kaiser Boys laden Persönlichkeiten in ihre Lieblings- Eckkneipe ein Wer Fan von gemütlicher Ausgehkultur ist und wenig Wert auf ausgefallene Drinks legt, wird gerne in diese „Aus Alt macht Neu“- Kultkneipen einkehren. Das „Bierstübchen“ eignet sich besonders für einen spontanen Abstecher nach Feierabend. In „Die Kugel“ zieht es extrovertierte Kneipengänger, die sich gerne unters Volk mischen oder in großer Gruppe losziehen. Und im „KWE“ kommen Asbach-Fans, die ihren Abend gerne in geselliger Runde verbringen, auf ihre Kosten. Hier findet sich teilweise das wirklich jüngste Publikum. Hier oder dort ist aber so oder so für wirklich jeden etwas dabei. Prost!

Text: Kathleen Shaw

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