Direkt zum Inhalt wechseln
|

So wohnt Mainz: Wohnen am Winterhafen

boensch_sensorIMG_9391_web
von Monica Bege, Fotos: Frauke Bönsch

Sinnieren die ersten Sonnenstrahlen noch über ihre stimulierende Wirkung, blüht an der fast noch ganz neuen Uferpromenade am Winterhafen das pralle Leben. Die Stadt ist auf den Beinen – sucht gehend, joggend und auf verschiedensten Untersätzen rollend die Nähe zum Rhein. Manche verweilen picknickend auf der Winterhafenwiese, andere beäugen auf ihrer Spazierrunde neugierig die Winterhafenhäuser.
Dazu stampfen Frachtschiffmotoren und in den Abendstunden rasseln die Ankerketten. „Das ist Urlaubsflair pur“, schwärmt Maria begeistert vom Gewusel vor ihrer Haustüre. Seit genau einem Jahr wohnt sie mit Freund Felix im neuen Gebäudekomplex am Winterhafen zur Miete – drei Zimmer, kleine Wohnküche, großer Flur, Bad und ein WC mit Dusche. Die Lage ist einzigartig. „An die kräftig gelben Streifen an der Außenfassade habe ich mich inzwischen gewöhnt, ich bin halt nicht der farbexpressivste Typ“, lacht Maria. „Sonst gibt es hier absolut nichts auszusetzen.“

Ein- und Ausblicke
Die Wohnung liegt in dem langgezogenen Lförmigen Gebäuderiegel hinter den frei stehenden Gebäudeblöcken. Es ist der erste Bauabschnitt des „Wohnen am Winterhafen“. Im Vorbeipromenieren lässt sich der Eindruck von viel Mauerwerk und einem doch recht engen Aufeinander nicht verleugnen. Dreht man die Perspektive um 180 Grad, kehren sich auch die Vorzeichen um. Weil der lange hintere Gebäuderiegel nun nicht mehr im Blickfeld liegt, überrascht die lockere und offene Sicht Richtung Rhein. Bäume und die höher gelegene – und damit vom Ufer aus kaum einsehbare – Gartenanlage nebst Spielplätzen arbeiten in den kommenden Wochen noch an ihren erfrischenden Grüntönen. Jahrelang stand ein Balkon ganz oben auf der Wohn-Wunschliste von Maria und Felix. Jetzt haben sie ihn. Vorbei die Zeiten, in denen die Lust auf Frischluft eng mit dem Gang zum Outdoorbereich der nächstgelegenen Neustadt-Gastronomie verbunden war. Mit seinen 2 x 7 Metern ist der Winterhafen- Balkon ein echter Knaller. In der warmen Jahreszeit geht er glatt als viertes Zimmer durch. Ist hier das Frühstück in der Morgensonne Kür, firmiert die Grilleinheit eigentlich schon als obligater Standard. „Ad hoc fällt mir hier niemand ohne Grill ein“, grinst Felix.

Isolierte Nachtruhe
Die Raumnutzung im Gebäudekomplex hat ihren Rhythmus: Zur Nacht verlagert sich das Leben von der Wasserseite in die rückwärtig gelegenen Schlafräume. Aber was ist, wenn bei den einen in fröhlicher Geselligkeit der Bratrost heiß läuft, sich aber andere zur Nachtruhe betten möchten? „Die Fenster sind richtig gut schallisoliert“, erklärt Maria begeistert und beantwortet auch gleich die Frage nach Frischluft im Schlafzimmer. „Wir haben hier ein Innenkippfenster, das nur stille Luft nach innen lässt“ – mit dem KUZ in unmittelbarer Nähe eine unverzichtbare Notwendigkeit. Wochenends rocken Bands die Bühne, das textsichere Publikum trällert stimmgewaltig mit. Steht ein normales Fenster offen, ist hier an Schlaf nicht zu denken. Auch die übrige Isolierung ist gut. Die unter dem Stäbchenparkett liegende Fußbodenheizung war im milden Winter komplett arbeitslos. Nur der Badheizkörper verzeichnete ein paar sporadische Einsätze.

Hafengeschichten
Auch wenn Maria und Felix ihren dazugewonnenen Freiluftanbau in vollen Zügen genießen, verbringen sie gerne Zeit im Volkspark oder schlendern direkt ans Ufer. Wasser und Häfen ziehen anscheinend magisch an. „Zu unserer Neustadt- Zeit waren wir oft im Zollhafen. Da haben wir uns übrigens auch kennen gelernt“, lässt Maria wissen. „Beim Jobben in der Küche vom Hafenbiergarten.“ Trotz der unmittelbaren Nähe, auf den Rhein drängt es Felix nicht. Maria hat bereits Paddelerfahrung – ein Ausflug zu Wasser wird bestimmt irgendwann stattfinden. Beide sind um die dreißig, Maria arbeitet im sozialen Bereich, Felix in der Medienbranche und manche Arbeitstage sind lang. Die gemeinsame Zeit an Wochenenden verbringen sie gerne mit Freunden. Dies sei fast schon ihre größte Freizeitbeschäftigung. Ein Augenzwinkern entlarvt den Scherz. Aber er kommt nicht alleine. „Obwohl“, feixt Maria, „Felix hatte bis vor kurzem drei Tageszeitungen parallel im Abonnement. Das war auch ein gewaltiges Hobby.“ Ansonsten kochen beide gerne, eine gut genutzte Küche rundet das angenehme Wohngefühl geschmacklich ab. Hier wurde auf klassische Hängeschränke verzichtet, den Rest hat ein befreundeter Schreiner in geölter Eiche passgenau gefertigt. Vom „alten“ Mobiliar schafften lediglich Weichholz-Kleiderschrank, Wohnzimmercouch und Schaukelstuhl den Sprung von der Neu- in die Oberstadt. Andere jahrelange Begleiter hatten ausgedient. So warten provisorische Kleiderstangen und die nackte Glühbirne im Bad noch auf Ablöse. Ideen wachsen und werden verwirklicht, wenn das Bankkonto grünes Licht gibt – mit Zeit und Ruhe. Der Rhein fließt ja auch eher gemächlich von den Alpen in die Nordsee.