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So wohnt Mainz: Mr. Cool Ice

6. Stock, Kaiser-Wilhelm-Ring, Mainz
T. Steinberger alias Mr. Cool Ice ist stadtbekannt für seinen von Tattoos und Piercings übersäten Körper. Von seiner geschmackvoll eingerichteten Wohnung in zentraler Lage am Mainzer Hauptbahnhof wissen dagegen nur wenige. Der gelernte Dekorateur beweist dort sein Händchen fürs Handwerkliche und hat sie spartanisch in minimalistischer Schwarz-Weiß- Optik, seinen Lieblingsfarben,ausgestattet.
War er früher ein gern gesehener Talkshow-Gast bei Oliver Geissen oder Britt mit den eher unbürgerlichen Themen „Du hast einen hammerharten Körper“ und „Absolute Luder“, so zeigt er sich innerhalb seiner eigenen vier Wände häuslich und durchaus reflektiert: „Jeder Mensch sollte das durchziehen, was er gerne will und sich nicht dafür entschuldigen. Du kannst es eh nicht jedem recht machen!“, lautet sein Motto.

Das Haus, ein ehemaliges Bordell, liegt direkt gegenüber dem Mainzer Hauptbahnhof. Von dort ist auch die Mr. Cool Ice-Flagge zu sehen, die auf dem Balkon prangt. Die Cool Ice`sche Wohnung ist knapp 45 Quadratmeter groß und umfasst zwei Zimmer, eine kleine Küche, Bad, Balkon und eine wunderbare Dachterrasse, begrenzt durch Bauzäune mit vorgespannter mannshoher Bambusmatte. Vorher hausten zwei Mietnomaden in der Wohnung, es dauerte also eine gewisse Zeit, bis Cool Ice sie wieder in Schuss brachte. So säuberte er die Dachterrasse mit einem Dampfstrahler von einer Schicht zentimeterdicken Mooses. Auch den Rest der Wohnung verschönerte er mit allerhand Kunstgriffen und viel Silikon. Ganz fertig ist er aber immer noch nicht: „Das Panzerglas der Balkontür ist zwar gut und schützt vor Lärm, aber die Tür funktioniert nicht richtig. Die Hausverwaltung wollte mich auch schon als Hausmeister einstellen, aber das ist mir zu viel Stress mit den ganzen Mietern hier.“ Ein weiteres Faible pflegt Cool Ice für die menschliche Anatomie und Skelette. Daher der massive Einsatz von Totenschädel-Motiven inner- und außerhalb der Wohnung, am Balkongeländer, als auch auf seinem Körper. Das gibt ihm ein etwas provokantes Aussehen, was im Gegensatz zu seiner netten Art steht. Das Pseudonym Cool Ice, ein Spaß aus alten Zeiten, setzt sich übrigens zusammen aus seinen früheren Helden, den Hip-Hoppern LL Cool und Vanilla Ice. Dementsprechend stehen im Wohnzimmer riesige Boxen, aus denen zumeist Hip-Hop dröhnt. 250 Euro pro Stück hat er für die 500 Watt Säulen gezahlt. Die ganz großen „Oschis“ haben 800 Watt und kosteten 550 Euro. Nicht selten wird so der Bahnhof von oben herab beschallt, zur Freude und teils auch zum Leid der Passanten und Anwohner. Pünktlich um 22 Uhr ist jedoch Schicht im Schacht“, versichert Cool Ice, und dann geht es ab ins Schlafzimmer mit Spiegeln links, rechts, hinten und natürlich an der Decke.
Im Sommer macht er es sich auf der Dachterrasse gemütlich mit seiner Freundin, schaute mit Freunden die WM oder genießt zu Silvester sämtliche Feuerwerke der näheren Umgebung. Bis nach Bingen geht der Blick von hier aus – traumhaft. Dass man am Bahnhof so wohnen kann, denkt kaum jemand. Und so gilt für Wohnung wie für Bewohner: Der äußere Schein kann trügen.

Die wichtigsten Tattoos von Mr. Cool Ice:
– Sonnenbrille auf dem Hinterkopf
– Totenschädel mit Sonnenbrille und Mr. Cool ICE in Druckbuchstaben auf dem Rücken
– Eine kleinere Version des Rückenmotivs auf den Schultern und jeder Hand
– Alle Tattoos enthalten zu 80 Prozent UV-Farbe und leuchten im Schwarzlicht


Text: David Gutsche
Fotos: Ramon Haindl