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Shabby ist nicht gleich Vintage: Der Antiquitätenladen „La Belle Epoque“

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Ann-Christin Eikenbusch
Fotos Marina Refur

Als einer der ersten Antiquitätenhändler in Mainz und Umgebung machte sich Michel Richard bereits vor über 30 Jahren einen Namen in der Branche der fachmännischen Möbelrestauration. Was der Franzose damals noch in einer kleinen Meister-Eder-Werkstatt begann, ist mittlerweile zu einer Verkaufsfläche von über 1.000 Quadratmetern herangewachsen. Direkt am Rhein, zwischen Mainz und Laubenheim, ist sein Lager voll von antiken Möbeln, Kunstwerken, Wohnaccessoires und edlem Flohmarkt-Trödel.

Heute arbeiten Vater und Sohn gemeinsam daran, kostbaren Fundstücken vom Sperrmüll oder vergessenen Schätzen aus den tiefsten Ecken des Dachbodens zu neuem Glanz zu verhelfen. Das Angebot des mehrköpfigen Teams aus professionellen Restauratoren reicht von individuellen Umbauten, Reparaturen oder Geflecht- und Polsterarbeiten bis hin zu Kolorierungen (auch mit biologischen, gesundheitsfreundlichen Farben) und komplexen Restaurierungsarbeiten sehr seltener und wertvoller Antiquitäten. Wer wissen möchte, was sein gerade ersteigertes Schnäppchen oder das edle Erbstück der Großeltern wert ist, kann seine Kostbarkeiten hier schätzen und die Echtheit gegebenenfalls durch eine Expertise bestätigen lassen.

Nachhaltiges Wirtschaften

„Wir betreiben keine Produktion am Fließband, die neuen Möbeln lediglich einen Shabby-Look verpasst. Bei uns hat jedes Objekt, das zum Verkauf angeboten wird, eine eigene Geschichte zu erzählen“, betont Antoine Richard, der die Geschäfte in der zweiten Generation führt. „Hier gibt es ausschließlich echtes Vintage und nichts, was von irgendwem irgendwo billig gefertigt und dann absichtlich auf alt getrimmt wurde“ – denn: „Nichts ist ökologischer als eine echte Antiquität aus der Region.“ In nahezu allen Punkten verfolgt das kleine Werkstatt- Team (von denen fast jeder zweite seinen Hund mit zur Arbeit bringt) ein nachhaltiges und soziales Gesamtkonzept. Die Schonung von Rohstoffen und der bewusste, nachhaltige Umgang mit der Natur sind ein zusätzliches Plus beim Kauf oder bei der Restaurierung von antiken Möbeln, das nur den wenigsten bewusst ist. „Für unsere Möbel mussten keine zusätzlichen Bäume mehr gefällt werden. Die einzigen Ressourcen, die wir nutzen, sind Schleifpapier, kleinere Ersatzteile, Politur oder Farbe und vor allem die Arbeitskraft unserer Mitarbeiter.“ Mit dem Firmenfahrzeug wird Carsharing betrieben, jede Kundenfahrt zugleich als Mitfahrgelegenheit angeboten. „So schonen wir die Umwelt und können unsere Fahrten nebenbei auch noch effizient einsetzen“, erklärt Richard, der mit seinem Unternehmen in diesem Jahr auch als Teilnehmer beim „Reflecta – Rethink your World Festival“ einen eigenen Stand betrieben hat und dort über Nachhaltigkeit und den Wert von Antiquitäten informierte.

Qualität hat seinen Preis

„Wir wollen den Leuten klarmachen, dass die meisten neuen Möbel – gekauft bei den üblichen Möbelhausketten – in Wahrheit keine Schnäppchen sein können.“ Denn diejenige, die dafür draufzahlt, ist die Umwelt. So ist eine noch unrestaurierte Kommode aus der Gründerzeit hier ab 200 Euro zu haben, ein aufgearbeiteter Schreib- oder Esstisch aus der Jahrhundertwende liegt bei 700 bis 800 Euro. Der Preis für einen Küchenschrank aus dem Jahr 1890 beläuft sich auf knapp 1.000 Euro und für den edlen Biedermeier- Sekretär muss man mit 4.000 Euro etwas tiefer in die Tasche greifen. Wer jedoch einmal einer solchen Investition zugestimmt hat (und die Möglichkeit bekommt, seine Rechnung sogar mit Bitcoins zu begleichen), kann sich sicher sein, etwas absolut Einzigartiges zu besitzen: ein geliebtes Unikat, das der privaten Umgebung einen individuellen Charme verleiht – und zugleich unzählige Geschichten aus manchmal mehreren Jahrhunderten zu erzählen weiß. Antiquitäten La Belle Epoque Wormser Str. 153 www.antiquitaeten-mainz.de www.facebook.com/antik.mainz