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sensor-Kolumne im Juli: Dr. Treznok will auf dem heiligen Stuhl sitzen


Letztens am Info-Stand der Friedensbewegung auf dem Open Ohr Festival erklärte mir eine Bekannte, wie tolerant diese Gruppe ist. Selbst Christen könnten sich in dieser Gruppe für den Frieden engagieren. Ich bin überrascht und sprachlos. Offensichtlich weiß man an diesem Stand nicht, dass große Teile der Friedensbewegung aus christlichen Gruppierungen entstanden sind, und dass das Zitat „macht Schwerter zu Pflugscharen“ aus der Bibel stammt. Man scheint Jesus Christus mit Julius Cäsar zu verwechseln.

Auch sonst bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig hierzulande vor allem die junge Generation über das Christentum weiß, und welche merkwürdigen Gerüchte in Bezug auf die kirchlichen Institutionen kursieren. So meinte neulich jemand, der sich als Atheist bezeichnete, dass das Christentum doch Quatsch sei, weil es ja ganz klar sei, dass es keinen personifizierten Gott innerhalb der Schöpfung geben könne. Für einen Christen und eigentlich für alle Monotheisten ist das auch klar, da sich im Monotheismus der Schöpfer-Gott außerhalb und nicht innerhalb der Schöpfung befindet.

Interessant ist auch die Behauptung, dass der Mensch nicht die Krone der Schöpfung sei. Aus christlicher Sicht kann man dem nur zustimmen, denn der Mensch ist tatsächlich nicht die Krone der Schöpfung, sondern – laut Bibel – der Sonntag, also der Tag, an dem nicht gearbeitet wird. Das wissen allerdings auch viele Christen nicht, was ich schade finde. Immerhin ist es doch eine großartige Idee, die Faulheit zur Krone der Schöpfung zu erklären.

Inzwischen gehört es zum guten Ton, speziell auf der katholischen Kirche herumzuhacken. Das meiste davon ist faktisch falsch und leicht widerlegbar, aber die Anti-Kirchen-Propaganda macht sich gar nicht erst die Mühe, irgendetwas zu recherchieren. So kommt immer wieder die Behauptung, die katholische Kirche würde das ganze Geld horten. Wenn man recherchiert, dann erfährt man, dass 95 Prozent des globalen Kapitals 5 Prozent der Bevölkerung gehören und dass kein einziger Katholik darunter ist.

Nun habe ich mir vorgenommen, für ein wenig Aufklärung zu sorgen. Zum Beispiel hat kaum jemand mitbekommen, dass das Kondom-Verbot im November 2010 aufgehoben wurde. Nur Norbert Hoerster, der 1998 als Universitätsprofessor wegen permanenter rassistischer Äußerungen vom Mainzer Campus verjagt werden konnte, merkte, wie leicht das recherchierbar war, sorgte sich um seinen „guten“ Ruf und verließ Anfang 2012 Deutschlands führende Organisation für Eugenik und Rassenhygiene, die mit dem Kondom-Verbot-Argument den Papst verunglimpfen wollte.

Seit ein paar Wochen habe ich große Pläne in Bezug auf das Bistum Mainz. Seitdem ich weiß, dass es weltweit zwei Bistümer gibt, die den Status „Heiliger Stuhl“ innehaben – das Bistum Rom und das Bistum Mainz – habe ich mir zum Ziel gesetzt, das Bistum Mainz in das Staatsgebiet des Vatikans einzugliedern. Dafür gibt es überzeugende Argumente: Der Vatikan ist Europas Staat mit den niedrigsten Mieten. Außerdem gibt es im Vatikan keine Einkommensteuer, und die Armee trägt die lustigsten Uniformen der Welt.

Man muss also nur das Staatsgebiet des Vatikans auf alle Heiliger-Stuhl- Bistümer ausdehnen, schon gehört Mainz zum Vatikan, die Mieten würden drastisch sinken und im Bundeswehrgebäude am Schillerplatz liefen Schweizer Gardisten in bunten Pluderhosen herum. Die Clowns-Armee der Antifaschistischen Aktion könnte sich da sofort einreihen. Diese Idee müsste den sensor-Lesern doch gefallen, oder etwa nicht?

3 responses to “sensor-Kolumne im Juli: Dr. Treznok will auf dem heiligen Stuhl sitzen

  1. Auf wikipedia liest mensch über die römisch-katholische Kirche:
    „Das kirchliche Lehramt hat sich immer wieder eindeutig im Sinn der Zusammengehörigkeit von Sexualität, lebenslanger Treue und Fortpflanzung und damit gegen Ehescheidung, künstliche Empfängnisverhütung und die Gleichwertigkeit der Homosexualität ausgesprochen. Noch größere Bedeutung kommt dem Lebensschutz zu, weshalb Abtreibung, Sterbehilfe, Klonen, Todesstrafe, Eugenik und Angriffskrieg abgelehnt werden.“
    Zumindest Abtreibungsgegner scheint auch Herr Treznok zu sein, zumindest findet mensch auf seiner facebook-Seite unter „Sonstiges“ links zu facebook-Seiten wie: „Abtreibung ist Mord“ sowie „Gegen Abtreibung – Recht auf Leben“. Neben beispielsweise links mit Hetze gegen Vegetarier oder gegen Gender-Mainstreaming.
    Herrn Treznok mit seinen offensichtlich teilweise reaktionären Ansichten kann ich deswegen kaum ernstnehmen. Und in seinen Kolumnen: Immer dagegen und immer spöttisch. Aber kaum mal was konstruktives dabei…

  2. Ich weiß, dass die Welt noch nicht reif ist für den Radikal-Vatikanismus. Interessant allerdings, was Herr/Frau/Frollein HonkyTonk für reaktionär hält. Im Gegenzug müsste dann ja das Gegenteil progressiv sein: Eugenik zB ist also progressiv, der industrielle Massenmord ist progressiv, Sklaverei ist progressiv. Aha, da haben wir es mal wieder. Lechts und rinks kann man leicht velwechsern!

  3. Selbstverständlich halte ich Eugenik, Rassenhygiene oder Sklaverei nicht für progressiv. Was für einen Unsinn dichten Sie mir denn da an.
    Aber in einem Punkt haben Sie Recht: Ich glaube, dass Frauen ein Recht auf Abtreibung haben sollten. Gemäß der Devise „anti-choice is anti-human“.
    Schon klar, dass Sie das anders sehen. Und darauf wollte ich hinweisen, mehr nicht!

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