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Samenspender gesucht: Wenn der Kinderwunsch Hilfe braucht

Für viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch oder Singles, die allein ein Kind bekommen möchten, ist die Samenspende heute ein Weg, sich diesen Traum zu erfüllen. Doch wie genau läuft eine Samenspende ab? Und was sollten Spender wie Empfänger wissen? Wir haben darüber mit Dr. Robert Emig vom Kinderwunschzentrum Mainz gesprochen – und spannende Einblicke erhalten.

Geeignete Spender

In der Rheinstraße hat das Kinderwunschzentrum seine Behandlungsräume. Eine weitere Praxis gibt es in Worms. Foto: Kinderwunschzentrum

In Deutschland ist die Samenspende neben der künstlichen Befruchtung längst eine etablierte Möglichkeit, ein Kind zu bekommen. „Paare, die sich dafür entscheiden, geben zunächst verschiedene Informationen an die Samenbank weiter“, erklärt Dr. Emig. Dazu zählen etwa Körpergröße, Haar- und Augenfarbe oder auch der Körperbau – möglichst passend zum Partner, damit das Kind diesem später ähnelt. Singles oder lesbische Paare können ebenso Wünsche äußern, die ihnen wichtig sind. Die Samenbank schlägt daraufhin geeignete Spender aus ihrer Datenbank vor und gibt häufig auch grobe Informationen zur beruflichen Ausbildung des Spenders. Interessant dabei: Das Kinderwunschzentrum Mainz selbst bewahrt keinen Spendersamen auf, sondern arbeitet mit insgesamt sechs Samenbanken in Deutschland und im Ausland zusammen. Paare können sogar bestimmte Samenbanken ausschließen, wenn sie möchten. Dies zum Beispiel dann, wenn sie keinen Spender aus einer bestimmten Region wünschen.

Kosten und Sicherheit

Eine Samenspende kostet je nach Land unterschiedlich viel: Im Ausland sind es rund 1.300 Euro, in Deutschland etwas weniger. „Der Spender selbst erhält eine Aufwandsentschädigung zwischen 80 und 160 Euro“, so Emig. Wichtig sei der Unterschied zu privaten Spenden: Wer Spendersamen aus dem Internet in Betracht zieht, sollte wissen, dass Samenbanken ihre Spender umfassend medizinisch testen – unter anderem auf Infektionskrankheiten und genetische Risiken. Das gibt Empfängerinnen deutlich mehr Sicherheit.

Rechtlich gut geregelt

Seit einigen Jahren sorgt das sogenannte Samenspenderregistergesetz für klare Verhältnisse: Spender gehen keinerlei finanzielle Verpflichtungen ein. Sie können später weder vom Kind noch von den rechtlichen Eltern in Haftung genommen werden. Ebenso wenig können Spender selbst Ansprüche an das Kind stellen. Allerdings gilt: Ab dem 16. Lebensjahr darf das Kind über das zentrale Register Kontakt zum Spender aufnehmen, denn jeder Mensch hat laut Gesetz das Recht zu erfahren, von wem er abstammt. Der Spender muss aber nicht antworten, es läuft auf freiwilliger Basis ab. Wie viele Kinder aus den eigenen Spenden hervorgehen, erfahren Spender übrigens nicht. In Deutschland gilt aber eine freiwillige Obergrenze von maximal 15 Kindern pro Spender. So soll das Risiko minimiert werden, dass sich Halbgeschwister unwissentlich begegnen. Möchte ein Paar ein Geschwisterkind, darf derselbe Spender noch einmal Samen spenden, selbst wenn die Grenze erreicht ist.

Erfolgschancen und Nachfrage

Robert Emig hat das Kinderwunschzentrum 2004 gegründet. Bis heute ist er einer von fünf praktizierenden Ärzten. Foto: Alexandra Rohde

Die Zahl der Behandlungen ist nicht gering: Rund 900 künstliche Befruchtungen führt das Mainzer Zentrum pro Jahr durch, davon etwa 70 mit Spendersamen. Dazu kommen rund 900 Inseminationen, also das Einbringen von Samen direkt in die Gebärmutter – ungefähr 200 davon mit Spendersamen. „Das sind zwei bis drei Patientinnen pro Woche, mit und ohne Partner, plus lesbische Paare“, berichtet Dr. Emig. Doch auch wenn Spender hochfruchtbar sind, ist eine Schwangerschaft nicht garantiert. Entscheidend ist vor allem das Alter der Frau und die Qualität ihrer Eizellen. So liegt die Erfolgsquote pro Insemination bei einer 25-Jährigen bei rund 25 Prozent, während sie bei einer 40-Jährigen auf unter fünf Prozent fällt.

Ein Schritt, der gut überlegt sein will

Eine Samenspende eröffnet Chancen, bringt aber auch Fragen mit sich: über die spätere Aufklärung des Kindes, über die eigene Rolle als Eltern und über mögliche Halbgeschwister. Für viele Betroffene ist die Möglichkeit, ihren Kinderwunsch so zu erfüllen, dennoch ein Segen – dank moderner Medizin, klarer gesetzlicher Regelungen und strenger Qualitätskontrollen. So bleibt die Samenspende für viele Paare und Alleinstehende ein wichtiger Weg, den Traum vom eigenen Kind doch noch Wirklichkeit werden zu lassen.

Wo kann ich in Mainz hingehen?

In Mainz selbst gibt es keine Samenbank. Nächstgelegene Samenbanken sind in Erlangen, Karlsruhe und Düsseldorf. Weitere Informationen für Spender gibt es auch unter www.donogene-insemination.de.

 

Text: Alexandra Rohde

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