Die Idee entstand vor etwa einem Jahr zufällig. Bei einem Spaziergang im Zollhafen fragte Lilo, die neunjährige Tochter des Mainzer Ingenieurs Alexander Kiefer, ihren Vater, ob man dort auch schwimmen könnte. „Ich denke schon. Aber es ist verboten, es ist ja kein Schwimmbad“, antwortete der. Dann könne Papa doch eins bauen, beharrte Lilo.
Kiefer dachte nach und fragte sich: Warum eigentlich nicht? Er ließ seiner Fantasie freien Lauf, bis eine klare Vision vor dem geistigen Auge erschien. Seitdem hat die Ausgestaltung der Idee ihm und seinem Team vom Ingenieurbüro „Francke und Knittel“ mit Sitz in der Neustadt einiges an Mehrarbeit beschert. Das Ziel aller Beteiligten: das Leben in ihrer Stadt attraktiver zu machen und das im Nordteil des Hafens bestehende Vakuum so füllen, dass es allen zugutekommt – in Form eines Hafenbades mit dem Namen „Heilige Makrele!“. Name und Logo gehen auf die Ideen von Kiefer und seiner Tochter zurück. Wie sie darauf kam, weiß er nicht mehr genau. Er vermutet, aus einer Comicserie und sagt: „Es heißt Heilige Makrele mit Ausrufezeichen. Der Imperativ steht für ein Erstaunen, wie es im Englischen etwa der Ausruf „Holy Shit“ ausdrückt.
Oase der Ruhe
Ihre Vision sieht eine Oase der Ruhe und Erholung vor, mit schwimmenden Holzpontons, Sandflächen, Yoga- und Entspannungskursen sowie einem kleinen gastronomischen Angebot (mit im „Boot“ wäre Sternekoch Dirk Maus) – ein Gegenentwurf also zu herkömmlichen öffentlichen Bädern. Abgetrennte 50-Meterbahnen für Sportschwimmer soll es geben, und der Entwurf setzt konsequent auf Ökologie. Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Begrünung unter Einbeziehung der Dalben (im Hafengrund eingerammte Holzpfähle) inklusive ausgeklügeltem Bewässerungssystem, das sich aus dem Rhein speist. Deshalb hat sich das Team mit der „Heiligen Makrele!“ kürzlich für die Teilnahme an dem Forschungsprojekt „Grüne Infrastruktur in Städten“ des Bundesministeriums für Bau und Heimat beworben.
Kein Idealist, sondern Fachmann
Ursprünglich waren im Nordbecken weitere Bootsanleger geplant. Diese wurden der Zollhafen GmbH aus Naturschutzgründen jedoch nicht genehmigt. Von Seiten der Stadt gibt es seither keine Pläne oder Absichten einer anderen Nutzung. „Das ist eine einmalige Chance, alle Wasser liebenden Menschen mit ihrem Fluss in Berührung zu bringen“, begeistert sich Kiefer. An der Realisierung zweifelt er nicht: „Ich bin kein Idealist oder Fantast, sondern Fachmann auf dem Gebiet.“ Eine Machbarkeitsstudie ist auf dem Weg und soll in Kürze Stadt und Stadtwerken vorgestellt werden. Mit seinem auf Wasserbau und -wirtschaft spezialisierten Büro hat Kiefer zahlreiche Projekte rund ums Wasser realisiert und 2015 auch die Marina und Grachten im Zollhafen geplant. Auch die ersten Wasserproben führten zu einem positiven Ergebnis. Zusätzlich könnte man einen Filterdamm vor dem Becken installieren.
Wer soll das bezahlen und betreiben?
Noch steckt viel persönlicher Einsatz von Alexander Kiefer in der Bad-Idee. Dabei hatte schon OB Ebling den Mainzern ein Schwimmbecken am Zollhafen versprochen. In seinen Gesprächen mit den Betreibern des Hafens und zuständigen Dezernaten stieß Kiefer daher auf breite Zustimmung. Stadt und Stadtwerke können oder werden sich nach jetzigem Stand jedoch nicht an den Kosten beteiligen, denn die Stadtwerke betreiben schon das Taubertsbergbad. Ihre Investitionen in ein neues Konzept und die Sanierung des Thermenbereichs werden sich dort vermutlich noch über Jahre hinziehen. Denkbar wäre also eine Art Crowdfunding. Kiefer weiß, dass die Idee einen Mehrwert für Investoren, Bauträger, ansässige Hotels und Firmen – nicht nur im Zollhafen – darstellt. Auf ihre zumindest teilweise finanzielle Beteiligung oder Förderung als „Umweltprojekt“ hofft er nun. Offen bliebe auch die Frage nach dem Betreiber. Zur Not würde Alexander Kiefer hier auch selbst einspringen. Seiner optimistischen Einschätzung nach wird es an der Genehmigung jedenfalls nicht scheitern. Wenn tatsächlich alles stehen sollte, könnten die Mainzer 2024 ein erfrischendes Bad im Zollhafen nehmen – beinahe zeitgleich mit der Fertigstellung des Bürgerufers auf der anderen Seite des Hafens am Rhein. Das wäre doch was – Heilige Makrele! www.heilige-makrele-mainz.de
Text Tina Jackmuth
Liebes Sensor-Mainz-Team,
ich lese sehr gerne den Sensor. Mainz ist eine tolle Stadt. Aber ich verstehe nicht, warum in der Mainzer Ausgabe (anders als in Wiesbaden) keine aktuelle Wochenendveranstaltungs-Übersicht möglich ist. Das ist gerade in Corona-Zeiten wichtig, erhöht Lesewert und Einschaltquote. Die Monatspläne sind oft veraltet und bringen nicht viel. Überlegt doch noch mal. Auch der Sensor Mainz könnte hier der zentrale Wochenende-Navigator sein! Eure Leser:innen würden es Euch danken
Hallo, Ihr Projekt würde meiner Meinung nach eine echte Bereicherung für unsere Stadt darstellen. Super Planung!! Nur ein Punkt würde mich irritieren….was sagen die Eigentümer der Wohnungen dazu…da denke ich wird ein wahrer Sturm losbrechen. Hoffe nur es kommt zu einer Einigung damit es bald losgeht. Richtet ein Spendenkonto ein vielleicht kommt was rum. Gutes Gelingen!!!! Ich freu mich drauf.
Schließe mich Herrn Rudhof an, bis auf seine Befürchtung. Ich denke die Anwohner würden es als ein besonderes Privileg empfinden , so ein herrliches Naturbad vor der Haustür zu haben.
Ich wünsche Herrn Kiefer, dass er dieses besondere Projekt ,verwirklichen kann und ich es noch erleben darf. Wohne in der Neustadt und gehöre zu den Jahrgängen, die noch im Rhein schwimmen
wollten, durften und konnten. Ein herrlich sinnliches Erlebnis, schwimmend den Fluss zu riechen. Das wäre möglicherweise dann wieder möglich.