von Felix Monsees
Fotos Elisa Biscotti
In Mainz liegt Japan in der Gaugasse. Dort hat das Niko Niko Tei seit zwei Jahren seine Türen geöffnet, seitdem das Restaurant aus den alten Räumlichkeiten neben der Römerpassage weggezogen ist.
Das nüchterne Design mit den klassischen Wandelementen – auf Holzrahmen gespanntes Papier – schafft traditionelle japanische Atmosphäre. Kleine Spielereien wie die obligatorische Winke-Katze sorgen für Farbtupfer. Ähnlich dezent wie die Inneneinrichtung ist auch die Gastgeberin Masako Ashida-Decker – eine echte japanische Dame – die sichtlich ungern die Hauptrolle spielt. Erst nach freundlicher Überredung durch die Fotografin ist Ashida-Decker bereit, sich für uns fotografieren zu lassen. Normalerweise steht sie mit ihrem Sohn Schuni – wenn er nicht wie heute verhindert ist – in der Küche und frittiert Garnelen, schöpft Suppe oder filetiert Fische. Damit die Deckers in Mainz authentische und gute japanische Küche anbieten können, ging der Sohn zum Lernen in die Heimat seiner Mutter. In Kyoto lernte Schuni über drei Jahre die Geheimnisse der Nippon-Küche kennen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die stolze Mutter hat das Koch-Zertifikat im Restaurant aufgehängt. Zurück in Deutschland brachte Schuni seiner Mutter die neuen Tricks der Profi-Köche bei. Heute sind die Reviere in der Küche aufgeteilt: Der Sohn zelebriert die hohe Kunst des Sushi-Rollens und Masako Ashida-Decker bereitet die warmen Speisen zu.
Karaoke verboten!
Das Restaurant ist nicht nur für die ca. 100 Japaner ein Zuhause, die in Mainz wohnen. Aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet kommen sie zum Schillerplatz und treffen sich zu Familienfeiern oder lassen mit Kollegen den Arbeitstag ausklingen, berichtet Ashida-Decker. Dann gibt es kein Sushi und Sashimi: Die Exil-Japaner verlangen deftige Speisen, Nudelsuppen (8 bis 10 Euro) oder gebratene Makrelen (8,50 Euro). Lachs, Thunfisch und Co gibt es im Niko Tei eben nicht nur roh. Knusprig schmecken die in Tempurateig gebackenen Garnelen (11 Euro), die in Dashi-Brühe gedippt werden – ein angenehm jodig-salzig schmeckender Sud auf Fischbasis. Für den echten japanischen Feierabend fehlt nur noch eine Runde Karaoke. Eine entsprechende Maschine wartet zwar in der Ecke auf ihren Einsatz, der wurde vom Ordnungsamt zum Wohle der Nachbarschaftsruhe aber verboten. Die sensor-Tester müssen auf Mitmach-Musik also verzichten und können sich in Ruhe auf ihre Schüssel Reis konzentrieren. Donburi nennt man in Japan die Reisgerichte, die in der gleichnamigen Schüssel serviert werden. Oyakodo-Donburi bedeutet „Eltern und Kinder-Reisschüssel“. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass es ein Essen für die ganze Familie ist; vielmehr aus der ganzen Familie. Den Hühner-Eltern (Hähnchenbrust) und Kindern (die Eier). Zu der Geflügelfamilie mit Reis wird mariniertes Gemüse gereicht – gelber Rettich und lila Gurke. Die bunten Pflanzenteile sind extrem salzig und passen hervorragend zu einem Glas kalten Kirin oder Shochu, dem milden japanischen Wodka. Eine leckere Portion japanische Hausmannskost also.
Rezept Oyako-Donburi (4 Personen)
Hähnchenbrustfilet (400g), Rundkornreis, 1 große Zwiebel, 6 Eier, 60 ml Soja-Sauce, 30 g Zucker, 20 ml Reiswein, Mizuna-Blätter, 400 g Rundkornreis
Japanischen Klebereis nach Packungsanleitung kochen und warm halten. Das Hähnchenfleisch waschen, trocken tupfen und in kleine, mundgerechte Stücke schneiden. Zwiebel schälen und in Streifen schneiden. Eier in einer Schüssel verrühren (z. B. mit einer Gabel. In Japan werden dafür natürlich Stäbchen genommen). Mizuna-Blätter waschen, trocken schütteln und in Streifen schneiden. Sojasauce, Zucker, Reiswein und Dashi-Brühe zusammen aufkochen und simmern lassen. Hähnchenfleisch und Zwiebelstreifen dazugeben und ziehen lassen, bis das Hähnchen gar ist. Nun die Eier in die Brühe geben und nicht mehr umrühren und leicht stocken lassen. Den Reis auf die Schüsseln verteilen und die Eiermasse darüber verteilen. Der heiße Reis lässt die Eier zu Ende stocken. Mit Mizuna-Blättern garniert servieren. Itadakimasu!