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Restaurant des Monats: Morgenland (Römerpassage)

Text: Felix Monsees
Fotos: Katharina Dubno

Die meisten Europäer kennen den Geschmack des Granatapfels nur als leuchtend roten Sirupboden des Tequila Sunrise, diesem klebrig-süßen Cocktailalptraum aus der geschmacklosen Kategorie „Büchsenöffner“. Dafür kann der Granatapfel über nichts und wer das nicht glaubt, sollte im Bistro Morgenland nachschmecken. Dort serviert Inhaberin und Köchin Mojdeh Daryaband persische Hausmannskost und die kommt nicht ohne die rubinrote Frucht aus. Die persische Küche lebt von dem Kontrast zwischen Süß und Sauer, weshalb der Granatapfel, der beide Geschmacksrichtungen miteinander verbindet, reichlich verwendet wird. Entweder pur, als Saft oder als Bestandteil der Spezialität des Hauses: das Morgenland Hähnchen, eingelegt in Safran und Granatapfelmark nach einem Familienrezept, welches nicht verraten wird.
Zur Mittagszeit gehen im Morgenland leichte Salate (ab 3 Euro), Sandwiches (4,90 Euro) und unzählige Grillteller (9,50 bis 12,50 Euro) über die Theke und stillen den Hunger der eiligen Mittagspausler und einkaufswilligen Innenstadtbesucher. Deshalb findet der sensor-Geschmackstest auch abends statt, wenn es ruhig in der Lotharstraße geworden ist und Daryaband Zeit hat, sich ein wenig mit uns zu unterhalten: „Eigentlich bin ich Galeristin und habe in meinen eigenen Mittagspausen nie etwas gefunden, was mir selbst gut geschmeckt hat. Es gab kaum Alternativen zu Burger, Fritten oder Döner.“ Auf die Eröffnung hatte sich Daryaband so gut es ging vorbereitet, auch wenn Vorerfahrung in der Gastronomie fehlte. Sie absolvierte ein Praktikum bei einem der besten Köche Teherans – ihrer Heimatstadt, die sie vor 25 Jahren Richtung Rhein-Main-Gebiet verlassen hat – um die Geheimnisse der hohen persischen Küche zu lernen. „Im Iran kocht man viel mit Kräutern wie Koriander, Dill, Safran, Kurkuma, Petersilie und Minze. Einige Zutaten sind auch exotischer wie Gard-e-ghureh, ein Gewürz aus pulverisierten unreifen Trauben.“ Die Einrichtung der Räumlichkeiten erinnert weniger an Morgenland, sondern an Bistro. Hier nimmt man eher einen kleinen Snack oder ein unkompliziertes Abendessen als ein romantisches Dinner zu sich. Vor allem die große Fensterfront lässt den Raum hell wirken und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bilder, welche die ehemalige Galeristin selbst gemalt hat. Das größte von ihnen zeigt – wie sollte es anders sein – Granatäpfel. Typisch Persien, gibt es vorneweg einen gewürzten Joghurt als Dip. Jetzt wäre eine gemischte Vorspeisenplatte (6,90 Euro) zu empfehlen, bestehend aus täglich wechselnden, vegetarischen Variationen. sensor verköstigte knusprig frittierte und gefüllte „Sambuse“, sowie „Mirsa Ghassemi“, ein milder Auberginendip (siehe Rezept). Der große Hunger wird mit einem Tagesgericht (ca. 7,50 Euro) oder verschieden Grillspezialitäten gestillt, die mit reichlich Safran abgeschmeckten Reis serviert werden. Wem die orientalische Getränkebegleitung aus Tee (1,70 Euro) oder dem aus Rosenwasser und frischer Pfefferminze gemixtem Hausdrink Fata Morgana (ab 2,20 Euro) zu orientalisch ist, dem seien die angebotenen Weine (ab 2,90 Euro) vom Weingut Ernst Bretz aus Bechtolsheim empfohlen. Ab Mitte Mai ist mit den ersten Sonnenstrahlen die Terrasse wieder eröffnet.

Rezept:
Mirsa Ghassemi (Vorspeise)
4 Auberginen
2 Knoblauchzehen
1 El neutrales Pflanzenöl
2 Fleischtomaten
Salz und Pfeffer
2 Eier

Die Auberginen im Ofen bei 220 Grad rösten, bis sich die Schale lösen lässt und die Auberginen weich sind. Abkühlen lassen, schälen und mit einer Gabel zerdrücken. Die Tomaten schälen und in Würfel schneiden. Den Knoblauch fein hacken und im Öl nicht zu heiß anbraten. Tomaten und Auberginen hinzugeben und köcheln lassen, bis alle eventuelle Flüssigkeit verkocht ist. Zwei Eier verquirlen und als Rührei krümelig braten. Mit der Masse vermengen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mirsa Ghassemi serviert man als Vorspeise mit frischem Fladenbrot.

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