Jedes ihrer Worte kommt mit Kraft. Und allem was sie sagt, verleiht sie mit ganzem Körper Ausdruck. Die Hände für ein Halleluja in der Luft, anschließend drückt sie sie fest auf ihren Brustkorb. Ein Gespräch mit ihr gleicht einem Medley ihrer Gospelsongs. Eben noch himmelhoch jauchzend, im nächsten Moment zu Tode betrübt. Maxine Howard inspiriert – auf ihre eigene Weise. „I am married to Jesus “, sagt die 70-jährige Frau aus San Francisco, als sei es das normalste auf der Welt.Die selbst ernannte Pastorin ist schon als Kind mit sechs Geschwistern als „The Howard Singers“ auf Gottesdiensten aufgetreten. Die Stimmgewalt hat sie von ihrem Vater geerbt, einem begabten Tenor. „In meinen Adern fließt kein Blut“, sagt sie, „das ist Gospel“. Doch die Kirche langweilt die junge Frau schnell. Sie beginnt in Nachtclubs zu singen, an Talentshows teilzunehmen und sich als Star zu fühlen. Dabei kommt sie wohl auch vom Weg ab und verliert ein gutes Stück die Orientierung, verzieht Maxine Howard verächtlich den Mund an diese Erinnerung. Ende der 80er Jahre dann ein Cut: Mit dem Wunsch Rock‘n‘Roll-Sängerin zu werden zieht es Maxine nach Deutschland. Sie tritt in Clubs und auf Festivals in ganz Europa auf. Heute sagt sie rückblickend: „Gott hat mich hierhergebracht, um mein Leben zu retten.“
In einer Beziehung mit Gott
Ein lauter Schrei. Maxine Howard fasst sich mit den Händen an den Kopf, hämmert mit dem Stift auf den Tisch und reißt entsetzt die Augen auf: Ihr fällt verflixt nochmal der Name der kleinen Kirchengemeinde in Mainz-Kastel nicht mehr ein, die sie damals aufgenommen und akzeptiert hat, obwohl sie nachts als Sängerin auf anderen Bühnen stand. Längst ist sie nicht mehr dort, doch der Einfluss der Gemeinde ist bis heute präsent. Hier hat sie zurück zu ihrem Glauben gefunden, bis sie 1992 Pastorin geworden ist. „Ich bin nicht religiös. Ich habe eine Beziehung zu Gott!“ Kirchensteuer, Sonntagsgottesdienste, Abendmahl – darüber kann Maxine Howard nur lachen. „Du musst dein Leben in Gottes Hand legen. Wie ein Christ handeln. Ganz einfach.“ Ach ja? Ihr Gesicht strahlt, die Augen leuchten, Maxine lacht. Ihre Haut ist glatter als die einer 20-Jährigen. Maxine Howard führt das Leben einer Bilderbuch-Christin. Einmal in der Woche besucht sie Kinder im Heim, singt mit ihnen, spielt Karten und organisiert ein Weihnachtskonzert. Bewohnern im Seniorenwohnheim hört sie beim Geschichten erzählen zu. Graue Haare zu haben sei eine Ehre, genau wie das Alter. Am liebsten möchte sie selbst 120 Jahre alt werden.
Wir brauchen Gott
„Wir brauchen den Glauben heute mehr als jemals zuvor“, sagt Maxine Howard. Die Menschen seien kalt, achten nur auf sich, nicht wenige sind depressiv. Aus diesem Grund möchte sie Gott zu so vielen wie möglich bringen. Immer wieder besucht sie Familien zu Hause und bietet „private Gottesdienste“ an. „Familien müssen heilen.“ Sie seien das Fundament einer glücklichen Gesellschaft. Mit ihren Gospel-Hochzeiten möchte Maxine Howard Freude bringen. Deutsche Kirchen sind ihr zu langweilig, es fehle an Gospel und Herzlichkeit. Bilder und Videos auf ihrer Webseite zeigen: bei Maxines Rhythmen bleibt niemand ruhig. Und wenn sie mit ihrer Stimme noch „Amazing Grace“ singt, können auch manche Tränen nicht zurückgehalten werden. Aber Maxine Howard möchte kein Superstar sein, nicht mehr. Gott habe ihr das Talent gegeben und ihre Aufgabe sei es nun, dieses in seinem Sinne einzusetzen. Oder wie sie sagt: „Jesus loves you because I love you with his love”.
Text Lisa Winter Fotos Katharina Dubno