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Platte im Grünen – Obdach gesucht

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zu Teilen aus der Allgemeinen Zeitung von Kirsten Strasser Fotos: Katharina Dubno

In einem der Schlafzelte steht ein Schreibtisch; darauf eine Lesebrille und ein aufgeschlagenes, leicht zerfleddertes Taschenbuch. Das Küchenzelt überdeckt die Kochstelle samt dem alten, aber sauberen Gasherd. Sogar ein WC-Zelt gibt es, mit einem Toilettenstuhl und einem Kanister mit Wasser zum Händewaschen; daneben steht ein Spender mit rosafarbener Seife. Und zwischen allem: drei lebhafte Hunde. Keine Frage, diese kleine Zeltstadt ist ein Zuhause – und zwar das von zwei wohnungslosen Menschen, Pascal Schmit (45) und Ma-ah-tee (60). Seit Jahren haben sie ihre „Platte“ auf dem brachliegenden Grundstück am Fort Hauptstein, nur drei Minuten Fußweg von der Beratungsstelle und dem Tagesaufenthalt der Evangelischen Wohnungslosenhilfe entfernt. 

Luxemburg und Spiritualität

... und Pascal Schmit - bei sich zu Hause - suchen eine neue Bleibe
… und Pascal Schmit – bei sich zu Hause – suchen eine neue Bleibe

Pascal kommt aus Luxemburg und ist seit fünf Jahren in Deutschland. Oft habe er in seiner Heimat 90 Stunden in der Woche gearbeitet. Irgendwann ging es nicht mehr. Burnout. Er packte seine Sachen und wollte nach Deutschland auswandern, neu anfangen. Ein Kollege fasste denselben Entschluss. Übergangsweise übernachteten sie in einem Hotel. Am nächsten Morgen sei der Kollege weg gewesen. Zusammen mit dem ganzen Geld und allen Habseligkeiten – auch denen von Pascal. Dann lernte er Ma-ah-tee kennen. Ihr spiritueller Name, ihren Richtigen will sie nicht nennen. Sie ist im Gegensatz zu Pascal Schmit freiwillig draußen. Nach einem Jahr „spiritueller Reise“ bis nach Spanien wurde ihr klar: Das ist mein Leben.

Ende Gelände

Doch nun läuft die Zeit ab: Bis Juli müssen beide das Grundstück verlassen. Die Stadt hat auf dem Areal, das der Wohnbau gehört, eine provisorische Container-Kita errichtet und plant weitere Gebäude. „Zunächst hatte es geheißen, dass wir alle – wir waren letztes Jahr noch zu sechst – sofort verschwinden müssen“, erzählt Ma-ah-tee. Doch dann hätten sich andere Menschen für sie stark gemacht, auch Sozialdezernent Merkator habe sich eingeschaltet. „Nun dürfen wir immerhin bis Ende Juni bleiben“, sagt die wohnungslose Frau – wenn die Zelte auch von der Mitte des Grundstücks in ein Eckchen am Rande verlegt werden mussten. Eine neue Platte – das wünschen sie sich. „Es wäre so wunderbar, wenn uns jemand einen Garten oder eine nicht mehr genutzte Koppel zur Verfügung stellen könnte, wo wir dauerhaft bleiben könnten“, sagt Ma-Ah-Tee.

Ma-Ah-Tee Bestmann - hier in ihrem Zelt ...
Ma-Ah-Tee Bestmann – hier in ihrem Zelt …

Dort würden sie dann ihre Zelte aufschlagen, später vielleicht einmal einen Bau- oder einen Wohnwagen aufstellen. 300 Euro Pacht können die beiden im Jahr zahlen. „Ein Traum wäre es, wenn unser neues Zuhause nicht weiter als eine Stunde Fußweg von der Evangelischen Obdachlosenhilfe entfernt ist.“ Denn dort sind sowohl Ma-ah-tee als auch Pascal Schmit integriert und holen sich auch ihre Tagessätze ab. Pascal hat seit neuestem sogar einen Minijob. Für ihn wäre daher sogar der Umzug in eine Wohnung eine Option, wenn es das Jobcenter erlaubt. Ma-ah-tee jedoch möchte nie wieder eingeengt wohnen. Nach ihrer bewegten Vergangenheit u.a. mit fünf Kindern und mehreren harten Stürmen im Leben, hat sie sich für den „spirituellen Weg“ entschieden, möchte frei und draußen sein. Nicht immer eine einfache Sache für die inzwischen 60-Jährige.

Weitgehend unbedenklich

Die Leiterin der Wohnungslosenhilfe, Tanja Scherer, hofft, dass ihre „Schützlinge“ ein neues Grundstück finden. Sie schätzt die beiden – und betont, dass man ihnen getrost einen Garten anvertrauen kann. „Sie halten ihr Zuhause und die Umgebung in Ordnung – deshalb haben Stadt und Wohnbau die Platte am Fort Hauptstein auch so lange geduldet.“ Beide trinken keinen Alkohol, nehmen keine Drogen – und sind so etwas wie Freunde. „Wir reden miteinander, wir sitzen zusammen, wir essen zusammen, wir trinken mal einen Kaffee zusammen, aber im Großen und Ganzen sind wir allein.“

Ma-Ah-Tee Bestmann 0176-71797823 Pascal Schmit 0157-51146476 schmitpascal1811@gmail.com