Passend zum Stadtwappen dreht sich die Mainzer Mobilitätswende besonders um ein Transportmittel: Das (Fahr-)Rad. Entsprechend viele sind davon auf Mainzer Straßen, Radwegen und Gehsteigen unterwegs. Doch wie gut ist die Stadt hinsichtlich der wachsenden Zahl an Radfahrenden aufgestellt? Wie gefährlich sind die Straßen?
Wird Radfahren sicherer?
Die Bilanz wirkt zunächst ernüchternd: Bis zum 30. September dieses Jahres ereigneten sich nach Angaben der Polizei Mainz 211 Fahrradunfälle. Im Vergleich zu den 252 Unfällen, die 2020 im selben Zeitraum gemeldet wurden, scheint sich die Situation jedoch zu bessern. Besonders im Verhältnis zum steigenden Fahrradaufkommen ist eine sinkende Unfallzahl zu beobachten. In diesem Jahr kam ein Mensch auf dem Fahrrad ums Leben, 16 Radfahrende verletzten sich schwer und 132 leicht, so die Polizei. Dabei seien weniger als die Hälfte der Unfälle mit Personenschäden von den Radfahrenden selbst verursacht worden. In 133 Fahrradunfälle waren PKWs involviert. Zum Vergleich: In 31 Fällen waren die Radfahrenden allein beteiligt, 12 Mal gab es Konflikte mit anderen Radfahrenden. Nach Aussage der Polizei passieren beim Linksabbiegen die meisten Unfälle. Entweder würden Radler von Autos übersehen oder ihr Abbiegeverhalten sei nicht ordnungsgemäß. Um solche Vorfälle zu vermeiden, arbeitet die Stadt in Abstimmung mit der Polizei am Ausbau des Radwegenetztes.
Zahlen einer Fahrradstadt
Die Erweiterung der Fahrradwege lohnt sich, betrachtet man die Zahlen aus der Mobilitätsbefragung 2019 der Stadt: Mehr als jeder fünfte Weg wurde schon vor Corona mit dem Fahrrad zurückgelegt. Zwölf Prozent der Haushalte in Mainz verfügen über ein Elektro- Fahrrad oder Pedelec, so Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger. Der Anteil an E-Rädern sei doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. „Mit dieser Zunahme gehen Platzbedürfnisse einher, denen insbesondere auch im Sinne der Verkehrssicherheit Rechnung getragen werden muss“, so Steinkrüger. Es sei aufgrund des historisch gewachsenen Stadtraums allerdings schwierig, eine angemessene Breite von Radwegen zu gewährleisten. Diese müssten je Fahrtrichtung eigentlich zwei Meter breit sein. Hinzu kämen drei bis fünf Meter Gehwegbreite sowie sechs Meter Kernfahrban. 16 Meter breite Straßen sind in Mainz jedoch erfahrungsgemäß nur schwer umzusetzen.
Radverkehr auf die Fahrbahn
Schutzstreifen mit unterbrochenem Schmalstrich, Radfahrstreifen mit Breitstrich oder aufeinanderfolgende Radpiktogramme mit Pfeil sollen Abhilfe schaffen. Die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn hat laut Steinkrüger verschiedene Vorteile: „Bisherige Konflikte zwischen Fußverkehr und Radfahrenden reduzieren sich und die Sichtbeziehungen werden optimiert.“ Außerdem würden Radfahrende nicht mehr von parkenden Autos verdeckt, die zwischen Radweg und Fahrbahn stünden. Das Risiko, beim Abbiegen übersehen zu werden, reduziere sich zudem. Mit dieser Lösung verbessert sich also der Sichtkontakt. Beispiele für verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche mit Fahrradstreifen auf der Fahrbahn finden sich in der Boppstraße, der großen Langgasse oder der Hauptstraße in Mombach.
Viel zu tun
Die Fakten sprechen dafür, dass die in Mainz lebenden Menschen offen für Radmobilität sind. Die Infrastruktur dafür ist sicher ausbaufähig. Aber sie wird stetig erweitert und es gibt Konzepte, den Stadtbereich fahrradfreundlicher zu machen. Die Stadt plant Hauptradrouten, die von der Initiative „Mapathon Mainz“ entworfen wurden. Das Radwegenetz der Zukunft soll Mainzer Stadtteile ähnlich wie ein Straßenbahnnetz miteinander verbinden. Wenn derartige Projekte Realität werden, hätte Mainz nicht nur den Zahlen nach die Bezeichnung Fahrradstadt verdient.
Text Alex Noah Schweitzer
Foto Jonas Otte
Rad- und Fußverkehr – aktuelle Maßnahmen-Übersicht der Stadt
Der Radverkehrsanteil in Mainz konnte in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt werden: Waren die Mainzerinnen und Mainzer 2008 noch auf 12 % ihrer Wege im Binnenverkehr mit dem Rad unterwegs, so waren es 2019 bereits 25 %. Die erfreuliche Steigerung bringt natürlich auch deutlich gestiegene Ansprüche an die Infrastruktur mit sich.
Durch die relative Enge des Mainzer Stadtraums ist die Anlage von baulichen Radwegen nach zeitgemäßen und zukunftsfähigen Planungsvorgaben deutlich erschwert. Zudem gibt es veränderte Ansprüche durch die vermehrte Nutzung von Pedelecs und Lastenrädern.
Den vielfältigen Herausforderungen begegnet die Stadtverwaltung mit der Anlage von Radrouten. Diese kombinieren verschiedene Elemente wie Radfahrstreifen, Schutzstreifen, Piktogrammketten, Aufstellflächen und Fahrradstraßen. Allein im Jahr 2020 wurden mehrere Kilometer neue Radfahr- und Schutzstreifen angelegt.
Neben dem Ausbau der Radinfrastruktur und der Erweiterung des Netzes liegt auch ein Fokus auf Lückenschlüssen zwischen den Radrouten. In jüngerer Zeit wurden diese zum Beispiel in der Hattenbergstraße, Xaveriusweg, Kreuzstraße oder Windmühlenstraße umgesetzt. Darüber hinaus erfolgte beispielsweise in der Bauhofstraße, Elbestraße/An der Bruchspitze und Hechtsheimer Straße eine Optimierung des bestehenden Angebots. Zudem spielt künftig auch die Verbesserung von Querungen eine große Rolle. In diesem Zusammenhang wird beispielsweise bis Ende dieses Jahres die Querung der Windmühlenstraße in den Drususwall angepasst. Die Optimierung der Verbindung zwischen Zitadellenweg und „Eisgrub-Serpentine“ wird aktuell geplant. Weiterhin wurde in den Herbstferien die Fahrradstraßenachse in der Oberstadt über den Karcherweg und Ebersheimer Weg erweitert und soll im kommenden Jahr auch über die Neumannstraße, Ritterstraße und Am Rosengarten fortgeführt werden.
Zur Schaffung eines gesamtstädtischen Radnetzes sollen in einem ersten Schritt alle Ortsteile mithilfe der sogenannten „Stadtteilradrouten“ mit der Innenstadt verbunden werden. Dieser Ansatz wurde beispielsweise für Hechtsheim (über die Elisabeth-Selbert-Str. – Karcherweg – Ebersheimer Weg – Neumannstraße – Drususwall) und Laubenheim (entlang des Rheinufers) schon umgesetzt. Weitere Streckenführungen für Finthen-Gonsenheim-Hartenberg-Münchfeld sowie Weisenau wurden geplant und sollen in 2022 umgesetzt werden. Nach Abschluss dieser zentralen Anbindungen mit der Innenstadt, wird auch die Verbindung der Stadtteile untereinander geplant.
Neben dem im April 2021 eröffneten Fahrradparkhaus auf der Westseite des Hauptbahnhofs sind im vergangenen Jahr auf der Süd- und Nordfläche neue Doppelstockparkmöglichkeiten errichtet worden (nahe Gleis 1 und Gleis 13). Weitere Stellplätze an Bahnhaltepunkten sind am Römischen Theater und in Laubenheim in Planung. Darüber hinaus wurden über das Radbügelkonzept im Jahr 2020 über 300 weitere Radbügel im Stadtraum verortet. Für 2021 sind über 400 weitere Radbügel vorgesehen, um sukzessive weitere Standorte zu ergänzen.
Darüber hinaus sollen 2021 auch Standorte für Radboxen geprüft und Lastenrad-Stellplätze installiert werden. Der erste Lastenradparkplatz steht seit Anfang Oktober 2021 in der Neustadt zur Verfügung. Dies wird ergänzt durch das Lastenrad-Leihangebot „ELMa“: Euer Lastenrad Mainz, über das mittlerweile drei Lastenräder ausgeliehen werden können. Dazu zählt seit September 2021 ein Akku unterstütztes Lastenrad in der Mainzer Neustadt, dessen Anschaffung durch das Projekt „Soziale Stadt“ finanziert wird. Seit August 2020 gibt es zwei freie Lastenräder an den Alnatura Filialen in Mainz, die von Alnatura zur kostenlosen Ausleihe zur Verfügung gestellt werden. Das Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof West enthält Lademöglichkeiten. Darüber hinaus werden Ergänzungsmöglichkeiten in Parkhäusern geprüft. Hotels, die sich dem „Bed and Bike“ Service angeschlossen haben, bieten diesen Service ebenfalls.
„… Fahrradstreifen auf der Fahrbahn finden sich in der Boppstraße …“ Das ist falsch. Dieser Zustand soll wohl nach dem Umbau hergestellt sein. Derweil werden nicht selten die neuen, breiten Gehwege als ’nicht benutzungspflichtige‘ Radwege genutzt. So wie es vor den Baumaßnahmen geregelt war.
Das was Sie da in Ihrem Artikel schildern scheint mir ein bisserl weit hergeholt. So viele Radler haben wir nicht. Bin oft mit dem Auto in der Neustadt, Altstadt und umliegenden Vororten unterwegs. Es ist eine sehr kleine Gemeinde der Radfahrer die ihr Gerät regelmäßig benutzen. Kalt, Nass, Schnee und Eis. Für die paar Hanselfrauen und Männer da einen Strassenbautechnischen Aufriss zu planen eher unlogisch. Und dann noch Lastenfahrräder, ich bin echt amüsiert. Vorschriften werden zum größten Teil von dieser radfahrenden Klientel eh ignoriert. Also was solls, macht euch nicht so viel Mühe. Malt Wege auf die Fahrbahn, reicht echt. Weil wir Autofahrer geben Obacht auf Fußgänger die nicht mehr wissen dass wenn man eine Fahrbahn überschreitet nach rechts und links schauen sollte, das gleiche gilt für Radfahrer…sorry die haben ja überall Vorfahrt bis ins Grab.